Kapitel 31

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Mit schüchternem Blick und den Augenkontakt vermeidend, stand dort Clary in einem silbrig glänzenden weißen Kleid.
„CLARY!" schrie ich, jetzt allerdings eher aus Schock, denn ich dachte die ganze Zeit, sie wüsste nichts von dieser zweiten Welt.
„Natürlich," sprach Ethan immer noch mit diesem süffisanten Grinsen auf dem Gesicht, „Clary ist meine Seelenverwandte, sie würde alles tun, was ich ihr befehle. Was glaubst du denn, wer mir deine Adresse verraten hat? Oder wer mir gesagt hat, wann du wo bist?" fügte er hinzu und mein anfänglicher Schock schlug um in reinen Zorn.
Alles begann zu kribbeln in mir, es fühlte sich an, als wenn mein Blut beginnen würde zu kochen.
„Autsch!" zischte Cino auf einmal neben mir und riss seine Hand schlagartig weg von meinem Arm.
‚Noch nicht Pray, du wirst noch deinen Moment kriegen.' hauchte da wieder die Stimme in meinem Kopf, doch ich war so wütend, ich könnte beiden in diesem Augenblick den Kopf abreißen.
„Was ist los Cino?" fragte Ethan mit einem neugierigen Funkeln in den Augen.
„Nichts, Alpha, ich dachte nur gerade sie würde anfangen zu glühen, ich muss mich wohl geirrt haben." brachte Cino vor und griff wieder nach meinem Arm.
Mein Blick suchte verständnislos den von Clary, welche mir jedoch die ganze Zeit auswich.
„Warum Clary? Du hast selber immer gesagt, wie scheiße Ethan ist und das du dich niemals mit so Gesindel wie ihm umgeben würdest. Was ist mit deinen Gefühlen für Derrick? War das auch gelogen?" fauchte ich sie an und plötzlich trafen sich unsere Augen und pure Angst war in den ihren zu erkennen.
„Derrick?" fragte Ethan mit einem knurren in der Stimme und stand erbost auf, drehte sich um und packte Clary am Hals.
Ich merkte an meinem Arm, wie Cinos Griff fester wurde und ein kurzer Blick zu ihm rüber zeigte mir, wie sich seine Kiefermuskulatur verspannte und er begann seine Zähne aufeinander zu reiben.
„Ich- Ich sie lügt." würgte Clary und ihre Beine strampelten hilflos in der Luft.
Wenn ich nicht so wütend wäre, dass sie mich in diese Lage gebracht hätte, dann hätte ich glatt Mitleid mit ihr, doch da war es wieder dieser Zorn in mir, der nur darauf drängte entfesselt zu werden.
„Den Einzigen den du zu lieben hast bin ich!" knurrte Ethan sie an und Clarys Augen begannen zu tränen.
„Genug jetzt." rief Cino und Ethans Ärger richtete sich nun auf ihn.
„DU hast mir nicht zu sagen, wie ich mit meiner Mate umzugehen habe, Geschwister hin oder her." schrie er nun Cino an, welcher sich sichtlich unter Ethans bösem Blick wandte.
Das war also Clarys Bruder?
„Bring sie weg, es findet alles heute so statt wie geplant!" brummte Ethan dann und Cino packte mich am Arm und wir gingen schnellen Schrittes zurück zu meinem Zimmer.
„Was findet heute statt, wie geplant?" fragte ich Cino, als wir vor meiner Tür angekommen waren.
„Wirst du noch erfahren, aber ich kann dir verraten, du wirst dich nicht freuen." brummte dieser mies gelaunt.
„Ruh dich aus, du wirst deine Kraft für später brauchen." murmelte er dann noch und wollte sich schon zum gehen wenden, doch mir war noch gar nicht nach ausruhen, ich wollte es wissen, einfach alles.
„Bleib!" forderte ich ihn auf und Cino fror an seinem Platz fest.
Als er sich umdrehte lag Verwunderung und Erstaunen in seinem Blick.
„Wie hast du das gemacht?" fragte er irritiert und das erste Mal war in seinem Gesicht nicht dieser eingefrorene leere Blick, sondern seine Augen funkelten aus Neugier und er hielt das erste Mal wirklich Augenkontakt.
„Wie hab ich was gemacht?" fragte ich und zog meine Augenbrauen verwirrt zusammen.
Ich hatte ihn doch nur dazu aufgefordert zu bleiben, mehr nicht.
„Na mir was befohlen!" sagte er und musterte mich weiterhin neugierig von oben bis unten.
„Ähm ich hab einfach die Befehlsform des Worts bleiben verwendet?" antwortete ich mit einer Gegenfrage.
„Hmm vielleicht hab ich mich vorhin doch nicht getäuscht." sprach er laut vor sich hin und sank neben mir auf die Matratze.
„Cino, warum macht Clary das? Ich dachte wirklich wir wären Freundinnen." sprach ich einfach meine Gedanken offen aus.
„Sie will alles tun um von Ethan endlich wahrgenommen zu werden, endlich akzeptiert zu werden." murmelte er als Antwort und ich legte den Kopf schräg.
„Warum? Er ist ein Arschloch?" stocherte ich weiter, da ich ihr Verhalten wirklich nicht akzeptieren konnte und nie gedacht hätte, dass sie zu sowas in der Lage wäre.
„Er ist ihr Mate, ihr Seelenverwandter, es tut uns weh, wenn unsere Mate uns nicht akzeptiert, sondern wegstößt." erklärte er und auf einmal hatte ich einen ganz anderen Cino vor mir.
„Muss ihm das nicht auch weh tun dann?" fragte ich wieder, denn ich wollte mehr über das Thema lernen und dieser neue Cino gefiel mir echt gut.
„Theoretisch ja, aber Ethan ist ein Fuckboy, er ist kalt, ihm ist sämtliches Leben außerhalb von seinem vollkommen egal." frustriert schüttelte Cino den Kopf.
„Kann es auch vorkommen, dass man sich geirrt hat und eine Person doch nicht der Mate ist?" fragte ich weiter, denn ich fühlte in diesem Moment viel mehr eine Verbindung zu Cino, als zu Alex.
„Das kann vorkommen, es passiert jedoch nur sehr selten und eigentlich auch nicht bei Menschen. Generell haben die Menschen im Laufe der Evolution, wo sich die Menschen von den Gestaltwandlern abspalteten, vergessen, dass es diese Verbindung gibt und verlernt diese zu spüren." beschrieb Cino und malte dabei mit seinen Fingern in der Luft einen Stammbaum.
Interessiert folgte ich seinen Bewegungen, es machte Spaß über ein neues Thema zu lernen.
„Realisiert das dann nur eine Seite oder werden das beide Seiten merken?" eine weitere Frage, die mir auf der Zunge brannte.
„Hm das kann ich dir gar nicht so genau sagen, so häufig tritt der Fall dann doch nicht ein, als wenn viel darüber erforscht ist. Es ist ja nichtmal erforscht, wie dieses Band entsteht, woraus es besteht, wie es auswählt und so." erklärte er und ich nickte.
„So und jetzt ruhst du dich aus, heute Abend musst du fit sein." murmelte er und stand auf.
„Ich bin aber noch gar nicht müde." meckerte ich und tatsächlich schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
„Du wirst schon noch müde werden." versuchte er dagegen zu argumentieren.
„Nöööö gar nicht wahr." stimmte ich dagegen.
„Dann lies was, ich komme gleich eh nochmal mit was zu essen." erklärte er und ich nickte.
Heute war schon wieder so viel passiert, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie hungrig ich eigentlich bin.
Wie aufs Stichwort begann mein Magen zu knurren.
Ich zog mir wieder fix was bequemes an, eine Jogginghose und ein Top und kuschelte mich mit dem Buch von gestern unter die Decke.
Nach etwa 10 Minuten klopfte es an der Tür und Cino kam mit einem Tablett und einer großen Flasche Apfelschorle an.

Im Bann des VollmondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt