„Jedenfalls bin ich nach der Tragödie weggezogen, ich wollte nicht länger an diesem Ort sein, ich wollte nicht länger an das erinnert werden, was hier passiert ist." eine kleine Träne tropfte auf das Foto, welches sie in der Hand hielt.
„Ich ließ alles hinter mir und dachte, wenn ich meinen inneren Wolf nur lang genug ignoriere und mich einfach nie wieder verwandle, dann würde dieser Schmerz und auch meine zweite Existenz vorübergehen. So kam es, dass ich meinen Wolf nur noch ganz wenig spürte, nur wenn ich alte Fotos sah, oder sein Name fiel.
Nach ein paar Jahren lernte ich einen Mann kennen, einen gewöhnlichen Menschen, Prays Vater, wir verliebten uns, heirateten und dann kam Pray auf die Welt. Ich hatte gehofft, dass wenn es nach ihrem 10 Geburtstag keine Anzeichen gäbe, sie das Gen nicht in sich tragen würde. Doch mit der Zeit verflogen die Gefühle für ihren Vater und so kam der Tag an dem es mich wieder so sehr in meine Heimat zog, vielleicht war es unterbewusst das Gespür einer Mutter, dass der Mate ihrer Tochter hier auf sie wartet." schloss sie und ich konnte nicht anders, als diese arme Frau in den Arm zu nehmen. Sie wollte doch nur eine glückliche Zukunft für ihre Tochter, ich kann es ihr nicht verübeln, dass sie ihr nie was erzählt hat.
„Also um eure unausgesprochene Frage zu beantworten, ich weiß nicht ob Pray ein Wolf ist oder nicht, sie hat sich jedenfalls nie verwandelt." grübelte sie und legte dabei den Kopf schief, wie Wölfe es beispielsweise machen.
„Ich danke dir für die bestimmt nicht einfache Erklärung, es rückt das Bild etwas näher zusammen." gab ich nach einem Räuspern von mir.
„Wir werden Pray finden und wieder sicher zurück nach Hause bringen." versprach Noah ihr noch, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.„Und?" fragte Alex neugierig, als wir wieder ins Auto stiegen.
„Es ist ungewiss, ihre Mutter ist ein Wolf, doch Pray hat sich nie verwandelt und ihr Vater ist ein Mensch." gab ich ihm die Kurzfassung.
„Jetzt erzähl uns, wie und wo wir Pray finden." eilte Tyler, den ich vorhin auch dabei erwischt hatte, wie er sich ein Tränchen verkniffen hat.
„Ich sah, wie sie entführt wurde, ich war gerade auf dem Weg um ihr einen Besuch abzustatten. So weit ich konnte verfolgte ich den Wagen, doch er verschwand, als ich an die Grenzen des Azzocello's Territorium stieß." erzählte Alex.
„Das ist schonmal ein Anhaltspunkt, dann gehen wir zu ihrem Rudelhaus und holen Pray daraus." stellte Noah fest.
„Ganz ruhig, wir können nicht einfach in ihr Territorium platzen und ihnen den Krieg erklären." hielt ich ihn zurück.
„Dann bitten wir um eine Audienz bei ihrem Alpha." schlug Tyler vor, schon eine bessere Idee, aber wir sind nur gewöhnliche Betas, wir haben nicht den Status dafür.
„Ich kann ihn um eine Audienz bitten, ich kann ihm vorgaukeln, ich sei immer noch auf der Suche nach meiner Mate und der Duft würde mich in sein Territoriales verschlagen. Da ich natürlich aber keine Grenzen überschreiten möchte, würde ich gerne vorher seine Einverständnis haben, mich auf dem Gebiet bewegen zu dürfen. Eventuell je nachdem, wie er drauf anspringt, kann ich ja erwähnen, dass ich Begleiter dabei habe, die gerne an meiner Seite bleiben würden." machte Alex einen Vorschlag.
„Das ist gut, echt gut. Du hast den Status, um eine Audienz einfordern zu dürfen und einen Beta dabei zu haben, erscheint nicht seltsam." stimmte ich zu und wir nickten uns alle zu, also war es abgemacht.
Alex und ich verließen den Wagen, nachdem wir die meisten unserer Anziehsachen ausgezogen hatten und verwandelten uns dann.
Ich musste mir eingestehen, sein Wolf war echt riesig und sah verdammt angsteinflößend aus.
Langsam trabten wir in Richtung Grenze und passierten diese für 2 Meter, bevor wir uns ein Plätzchen suchten und warteten.
Worauf? Darauf, dass die Grenzwachen ihre Runde machten, uns entdeckten und uns dann hoffentlich zu ihrem Alpha bringen.
Ein paar Stunden vergingen und es begann bereits zu dämmern, als wir ein rascheln wahrnahmen und dann zwei beige Wölfe vor uns auftauchten.Was wollt ihr? -Wolf 1
Ihr wisst genau, dass ihr die Grenze überschritten habt -Wolf 2
Entschuldigt bitte, wir wollten nicht unhöflich sein, deswegen haben wir hier direkt gewartet, um eine Audienz bei eurem Alpha zu beantragen. -Alex
Hmm der Alpha ist selten da, jedoch habt ihr Glück er müsste gleich von der Jagd kommen -Wolf 2
Wer ist der Begleiter? -Wolf 1
Oh, dies ist mein Beta, meine rechte Hand, ich mache fast keinen Schritt ohne ihn. -Alex
Folgt uns -Wolf 1Schweigend trotteten wir ihnen hinterher, das Glück schien heute auf unserer Seite zu sein.
Sollte Pray in seinem Rudelhaus gefangen gehalten sein, so wird Alex ihre Präsenz spüren und dann können wir uns einen Plan überlegen, wie wir weiter verfahren wollen.
Als wir durch die Büsche gebrochen sind, ergab sich ein atemberaubendes Bild vor uns, ein großer Palast aus Birkenholz erhob sich aus dem Boden, mit einerseits Türen und andererseits kleinerer Tore für die Wolfsform.Zu eurer rechten am Eingang sind Besucherkabinen, dort liegen Wechselsachen, die dürft ihr euch nehmen, solange ihr sie auch wieder zurücklegt. -Wolf 2
Wir warten davor auf euch -Wolf 1
Oh, ich präferiere es eigentlich meine menschliche Identität gegenüber fremden Wölfen geheim zu halten -Alex
Hmm schräg aber in Ordnung -Wolf 1Er warf uns einen scharfen, musternden Blick zu, bevor er leicht mit dem Kopf schüttelte und weiter voran ging.
Wie sich nach einem weiteren 5 Minuten Marsch herausstellen sollte, hat Alex Instinkt absolut richtig gehandelt in dieser Situation, sonst wären wir in großen Schwierigkeiten gelandet.
Denn als sich uns die schwere, verzierte Eichenholztür öffnete, saß auf dem Thron kein anderer als Ethan, richtig der Ethan, der mit uns Sport hatte.
Ich musste mich zusammenreißen, mich nicht zurückzuverwandeln und ihm einen verwirrten Blick zuzuwerfen, denn danach war mir gerade definitiv.
Wie konnte mir denn entgehen, dass Ethan ein Werwolf war?
Und nicht nur irgendeiner, ein Alpha noch dazu!
„Vielen lieben Dank, für eure kurzfristige Audienz.", begann Alex seine Rede, ich würde mich was sprechen anging definitiv im Hintergrund halten.
„Nun ihr fragt euch sicherlich, was mein Beta und ich in eurem Territorium treiben. Nun ich bin aktuell auf der Suche nach meiner Mate und ihr Duft lockt mich gleich auf euer Territorium, oder durch dieses hindurch, das kann ich noch nicht genau feststellen." fuhr Alex fort und ich begnadete ihn für seine Fähigkeit der angemessen Wortwahl. Ich hätte das niemals so flüssig und reibungslos hingekriegt.
„Da ich nicht unhöflich sein und einfach euer Gebiet durchqueren wollte, wollte ich um die Erlaubnis bitten, dem Geruch meiner Gefährtin zu folgen und nur falls das keine Umstände macht, meinen Beta dabei zu haben." beendete er sein Vortrag des Anliegens.
„Hmmm, ich wüsste nicht, warum ich da nicht zustimmen sollte, ich möchte nicht derjenige sein, der im Weg steht, damit du deine deine Gefährtin findest. Jedoch nur unter ein paar Bedingungen: kein jagen auf meinem Territorium, sollte ich euch bei zweiträchtigen Dingen erwischen, wie dem Diebstahl meiner Beute oder dem ausspionieren meines Rudels, verweise ich euch des Gebietes. Solltet ihr dann einen weiteren Fuß oder Pfote über die Grenze setzen, so seid ihr freigegeben zum töten. Verstanden?" stellte Ethan seine Bedingungen klar und wir beide nickten.
„Habt großen Danke, Alpha, ein friedliches Miteinander." verabschiedete Alex sich und wir verließen den Raum.
Zügig, jedoch ohne es auffällig zu machen, gingen wir zurück zum Auto, wo wir uns zurückverwandelten und unsere Sachen wieder anzogen.
„Und?" fragte Tyler nervös, als wir wieder ins Auto gestiegen waren.
„Wir haben die Erlaubnis und ich habe klar und deutlich Prays Präsenz gespürt." erklärte Alex die Lage.
„Jetzt aber erstmal nach Hause und schlafen. Du scheinst ganz korrekt zu sein Alex, wenn du magst und nicht vor hast uns umzubringen, dann kannst du heute bei uns schlafen." schlug ich vor und alle willigten ein.
Morgen lag ein langer Tag vor uns, da konnte uns ein bisschen Schlaf nicht weh tun.
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Im Bann des Vollmondes
مستذئبNach der Trennung ihrer Eltern, muss die 17 Jahre alte Pray sich nun in dem Heimatdorf ihrer Mutter neu zurecht finden. Was einst vertraut war in ihrer alten Heimat ist nun neu und fremd, genau wie die Menschen, die in Northville wohnen. Die gleicha...