Kapitel 34

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Erleichtert atmete ich die angehaltene Luft aus und rief mir nochmal die Situation von gerade in Erinnerung.
Es hatte sich so gut angefühlt von Cino gehalten zu werden, seine Berührungen auf meinet Haut.
‚Was war das denn?' fragte Nisha interessiert und schnurrte in mein Ohr.
‚Ich weiß es nicht, eigentlich meinte Alex ich sei seine Mate, aber was ist wenn er sich geirrt hat?' ich war verwirrt von all dem was ich fühlte.
‚Hmm ab und zu kommt es vor, dass ein Alpha sich zu einer Wölfin hingezogen fühlt, auch wenn sie kein Band verbindet.' grübelte sie vor sich hin.
‚Aber woher weiß ich, dass nicht Cino sich irrt? Er ist kein Alpha ich weiß, aber er sah so verwirrt aus' plapperte ich sie voll.
‚Beruhig dich Pray, wir werden das schon noch herausfinden' sagte sie mit sanfter Stimme und ich versuchte meine Atmung wieder runterzufahren.
„So dann mal los." kam Cino durch die Tür und hielt mir seinen Arm hin.
Jedoch entging mir die Beule nicht, die sich nun in der engeren Anzughose deutlicher abzeichnete.
Ich hakte mich bei ihm ein und wir gingen gemeinsam zu dem Fahrstuhl.
Unten angekommen wurde ich langsam deutlich nervöser, der Plan musste klappen, ich kann Ethan nicht heiraten, er ekelt mich an.
Cino merkte, dass irgendwas nicht stimmte, denn seine zuerst noch schnellen Schritte wurden langsamer und passten sich meinen an.
„Alles gut?" fragte er und musterte mich.
„Ja klar, lass uns weiter. Ich hoffe nur, dass ich die schönen Schuhe nicht dreckig mache." versuchte ich meine Anspannung zu überspielen.
Er nickte knapp und sein Blick richtete sich wieder nach vorne.
Wir verließen das Gebäude und es wurde für mich deutlich schwieriger auf dem Waldboden zu laufen, weswegen Cino mich deutlich mehr stützen musste.
Wir gingen weitere 5 Minuten in den Wald hinein, bis man von weitem bereits eine gut gefüllte Lichtung sehen konnte.
„Letzte Chance, Pray. Jetzt oder nie." sagte Cino plötzlich und hielt an.
„Wozu?" fragte ich, doch Cino schaute mir einfach nur wie vorhin in die Augen und legte seine Hände auf meine Hüfte.
„Jetzt oder nie, Pray, du hast die Wahl." sagte er erneut und schaute mir neugierig in die Augen.
„Ich weiß nicht was du meinst Cino?" antwortete ich verwirrt und schaute ihn einfach weiter an.
Er seufzte, ließ mich los und wir gingen weiter zur Lichtung.
Ab und zu wanderte mein Blick zu ihm rüber, er sah geknickt aus, seine Schultern waren leicht nach vorne gesackt und sein Blick auf den Boden gerichtet.
Kurz bevor wir die Lichtung betraten, bot er mir wieder seinen Arm an, richtete sich auf und ging mit mir am Arm den langen Gang in der Mitte entlang, hin zum improvisierten Altar.
Dort sah ich schon Ethan stehen, mit diesem widerwärtigen, siegessicheren Grinsen im Gesicht.
Ich musste mir ein angeekeltes Schnaufen verkneifen.
Cino überreichte meine Hand an Ethan und setzte sich dann auf einen Stuhl in der ersten Reihe, ich betete ab diesem Zeitpunkt, dass Nisha wusste, was sie tat.
Ich blendete die Worte des nun eintreffenden Pfarrers aus und suchte die ganze Zeit nach Cinos Augen, doch dieser schenkte mir diese Aufmerksamkeit nicht und starrte wütend auf den Boden vor sich.
Nach 20 Minuten oder so kamen wir an den Part des „Wenn jemand Einwände gegen diese Trauung hat, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen."
Plötzlich sprangen zwei Personen aus der Menge auf, beide mir bekannte Gesichter.
Das Eine gehörte zu Clary und das Andere gehörte zu Cino.
Verwirrt wechselte mein Blick von Clary zu Cino.
„Ihre Einwände wären?" fragte der Pfarrer sichtlich aus dem Konzept gebracht.
„Ethan ist mein Seelenverwandter, er kann doch nicht einfach jemand anderen heiraten." fauchte Clary über die Lichtung und funkelte mich dabei böse an.
„Schweig Clary!" knurrte Ethan und Clary musste gehorchen, ob sie will oder nicht, das war der Einfluss des Alphas.
„Und ihre Einwände junger Mann?" jetzt wandte der Pfarrer sich an Cino, welcher entschlossen ein paar Schritte auf den Althar zu machte.
„Pray ist meine Mate, Ethan kann sie nicht heiraten!" platzte er heraus und Ethans Augen weiteten sich empört.
„Du solltest mein Bruder sein!" fauchte dieser und ging gefährlich auf Cino zu.
Ein unbekanntes Gefühl machte sich in mir breit, Wut, aber tausend Mal schlimmer.
Es fühlte sich an, als wenn heiße Lava durch meine Adern laufen würde, es begann mich überall zu durchfluten dieses Gefühl.
In diesem Moment stürzte Ethan sich auf Cino und die beiden begannen sich zu prügeln.
‚Lass es zu Pray, wehre dich nicht dagegen' sagte Nisha und ich atmete tief durch.
In diesem Moment begannen meine Knochen zu knacken, ich fiel auf die Knie, es tat unglaublich doll weh, sie brachen und verschoben sich, Fell wuchs überall auf meiner Haut, ich kniff die Augen zusammen vor Schmerzen.
Und dann war es vorbei.
So schnell wie es gekommen war, so schnell war es vorbei.
Ich öffnete meine Augen und blickte an mir herunter, ich hatte Pfoten, die mit weißem Fell bedeckt waren.
Ethan und Cino schienen das nicht mitbekommen zu haben, denn die beiden drehten sich immer noch auf dem Boden und versuchten sich den Kopf abzureißen.
„Schluss jetzt!" knurrte ich und die beiden fuhren auseinander.
Beschützend stellte ich mich zwischen Ethan und Cino, wobei ich mich vor Cino platzierte.
Ethan versuchte sich gegen meine Worte zu wehren und wandte sich unter meinem eisernen Blick.
„Du hast dieses Rudel genug terrorisiert Ethan, mit meinem Worte entbinde ich dich nun den Fähigkeiten und Verantwortungen des Alphas." sprach Nisha mit klarer, mächtiger Stimme und Ethans Augen rissen sich ängstlich auf, doch der rötliche Schimmer, der über ihnen gelegen hatte, begann bereits zu verschwinden.
„Aber aber das Recht des Alphas wurde mir vererbt, es ist mein Geburtsrecht." stammelte er verzweifelt, er musste fühlen, wie sich die Kräfte aus seinem Körper verflüchtigten und sein Einfluss auf das Rudel schwand.
„Das stimmt, es war dein Geburtsrecht. Doch ein Alpha sollte weise sein und seinem Rudel als bestes Beispiel vorangehen, sodass sie ihm aus Respekt und Liebe folgen, nicht aus Angst und Zwang." erklärte Nisha ihm, während ich mich ein bisschen gefangen im eigenen Körper fühlte, quasi als wenn ich die Situation aus der dritten Person wahrnehme.
Ein, für's Erste, sehr seltsames Gefühl, es war mein Körper und ich würde behaupten ich hatte die Kontrolle über diesen, aber eben auch nicht zu 100 Prozent.
Ethan beugte sich Nishas Macht und verneigte seinen Kopf vor ihr.
‚Nisha, wie konntest du das machen?' fragte ich sie.
‚Hmm auf einmal hatte ich eine Vision, Pray, wir sind kein gewöhnliches Team, wir sind auf diese Welt gekommen, um Frieden zu bringen. Die Mondwölfin selbst hat uns geschickt ihren Willen zu erfüllen, dadurch stehen uns eine Vielzahl an Fähigkeiten zur Verfügung.' erklärte sie schnell.
‚Oh wow, so viel Verantwortung. Kann ich die Sache mit Cino klären?' fragte ich und Nisha übergab mir wieder die Zügel.
„Pray... ich ... ich wollte es dir schon viel früher sagen, aber ich konnte nicht." hauchte dieser und seine Hand erhob sich, um sanft über das Fell an meiner Schulter zu fahren.
„Ist schon okay Cino, ich habe es auch gefühlt, jedoch musst du wissen, dass ein anderer Junge, Alex, ebenfalls davon überzeugt ist, dass ich seine Mate bin. Ich verstehe nicht, wer Recht hat." erklärte ich und über Cinos Augen fiel ein dunkler Schimmer.

Im Bann des VollmondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt