HicksHeilung war nicht das Meer, in dem alle Dinge mündeten. Sie war nicht das geheimnisvolle Endergebnis aller Wunden, die Zukunft aller Brüche.
Manchmal war Heilung machtlos, eine Reparatur unmöglich.
Die Münze musste fallen, musste auf einer Seite landen, wenn es weitergehen sollte. Sie konnte nicht ewig in der Luft hängen und deshalb blieb manchmal nichts Anderes übrig, als auf den hohlen, blechernen Klang der Akzeptanz zu warten. Die Gegenseite der Heilung, die den Schmerz schluckte, indem sie einen dazu brachte, die Scherben loszulassen.Kalter Wind, grau vor Asche, strich wie von Künstlerhand geführt über Moiras Silhouette. Schwarzer Fleck in all den kohlig-leuchtenden Farben.
Sie wusste selbst nicht, worauf sie wartete. Vielleicht darauf, dass die Münze ihren Zenit erreichte und die Hoffnung aufhörte, im Todeskrampf ihre Krallen in Herzen zu treiben.„Es ist vorbei."
Fröstelnd rieb sich Heidrun über die Arme.War es das?
Trümmerteile ließen das Meer glitzern, brachen das Sonnenlicht brillanter, als die Wellen allein es gekonnt hätten. Rote Zungen leckten über den Strand, ihre Farbe verwusch allmählich, folgte der Vergangenheit in den Himmel.
Fischbein atmete gleichmäßig, von Wilfriede fehlte jede Spur. Sie jetzt zu suchen wäre töricht. Die Sonne neigte sich zum Horizont, goldene Strahlen kündigten die letzten Stunden des Tages an. Ein letztes Krümelchen Wirklichkeit, ehe von dem Massaker für den Rest der Welt nur Legenden blieben. Eine weitere Schlacht, eine von vielen. Niemand zählte Tote, die ihren Namen mit sich genommen hatten.Würden wir Wilfriede finden, wenn wir sie morgen suchten?
„Zeit für ein Nachtlager."
Die Worte schmeckten fremd.„Was macht ihr da?", fragte Moira, noch ehe Nachtblitz auf dem Boden aufsetzte.
„Wonach sieht's denn- wir bauen ein Nachtlager."
Rotzbakkes Zunge überschlug sich hörbar bei der scharfen Kurve, die seine Worte kratzten.
Frustriert warf er die gesammelten Zweige zu Boden, grummelte und suchte nach einer neuen Beschäftigung.„Hier?"
Eine ganze Geschichte zwängte in den Mantel des kleinen Wortes, ihr Entsetzen verknotete sich im Klang der Frage.
„Die nächste Insel ist zu weit entfernt. Mir gefällt es auch nicht-"
„Och man, und ich habe mir solche Mühe mit den Matten gegeben!", unterbrach mich Taff enttäuscht.
„Ach, das sollen Matten sein! Ich hab' mich schon gefragt, welchem Bieber du etwas beweisen willst."
„Und welche Krähe musste ihr Nest gegen deine Haare tauschen, hm?"
Raff zuckte mit den Schultern. „Hab' nicht nach ihrem Namen gefragt."
„Die Matten sehen wirklich ganz wundervoll aus, Taffnuss.", pflichtete Moira ihm fahrig bei, „aber-"
„Dankeschön! Seht ihr, wenigstens Moira erkennt mein Potential!"
Seine geschwollene Brust geriet ins Stocken, er bekam schmale Augen. „Moment mal..."„Aber", nahm die Kriegerin ihren Faden nachdrücklich wieder auf, „man schläft nicht auf solchen Schlachtfeldern. Damit rechnet Sungird. Er ist geschwächt, doch jeder Hänfling könnte problemlos gestandene Krieger umbringen, während sie schlafen."
„Ehe wir die nächste Insel erreichen, stürzen wir vor Erschöpfung ins Meer und ertrinken.", hielt Astrid dagegen.
„Außerdem denken sie, wir hätten zwei Himmelsflüche auf unserer Seite. Du bist ihnen sogar ein gutes Stück hinterhergejagt. Und sollte sie das nicht abschrecken, sind sie zu Schiff immer noch wesentlich langsamer als wir auf den Drachen. Selbst, wenn sie auf der nächsten Insel ihre Vorräte aufstocken und sofort wieder ablegen, wären wir hier weg, ehe sie ankommen. Morgen."
Nur Heidruns Kopf hatte sich bewegt, der Rest ihres Körpers hockte neben dem ersten Lagerfeuer und versuchte, dem stichligen Branden der kalten Nachtluft zu entkommen, das an ihren heiseren Worten zerrte.
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Sternenfluch - Segen der Finsternis
Fanfic„Das ist kein Segen, das ist ein Fluch." „Manchmal liegen Segen und Fluch so nah beisammen, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten kann." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ **BAND ZWEI** Zwei Stämme, eine Geschichte. Zwei Menschen, eine Vergangenheit...