Kapitel 10

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Lia:

Es war eine Woche vergangen und die Woche fühlte sich wie betäubt an. Mein Körper wurde ferngesteuert und ich fühlte nichts mehr. Nichts ausser schmerz. 

Immer wenn Carlos in der Schule war, war ich auf Job suche. Ich versuchte alles um mich abzulenken. Nicht zu weinen, nicht zusammen zu brechen. 

Ich war gerade bei einem Vorstellungsgespräch und es lief eigentlich ganz gut. Wäre ich nicht so einsam und kaputt, hätte ich mich gefreut. 

Ich kam aus dem Gebäude und sah Finn draußen. Ich blieb ruckartig stehen. Er sah mich an und seine Augen lagen wachsam auf mir. Er kommt langsam auf mich zu. So als wolle er mich nicht verschrecken. 

"Komm wir fahren eine Runde." sagt er und deutet auf seinen Wagen. "Nein, das ist keine gute Idee." sage ich heiser und räusper mich. Ich gucke von seinen Augen runter zu Boden. 

"Lia, du komm." Sagt er einfühlsam und geht vor. Er öffnet mir die Beifahrertür und sieht mich  Hoffnungsvoll an. 

Ich gehe langsam und bedacht auf ihn zu. "Aber nicht lange. Ich muss Carlos abholen." sage ich und er nickt verstehend. 

Ich setzte mich und er schließt die Tür. Er steigt ein und fährt sofort los. Wir fahren ein weile, bis er an einem Abgelegenen Ort ankommt. Wir steigen aus und er führt mich einen Weg entlang. 

Als wir am ende des Weges ankommen, stehen wir oben auf einem Berg. Von hier kann man die Stadt sehen. Eigentlich würde mich dieser Anblick glücklich machen. Was ist nur aus mir geworden. 

"Wir sind weit weg von Leuten. Zeig mir wie es dir wirklich geht Lia." sagt er und sieht mir in die Augen. "Was soll das?" Frage ich ihn. "Was willst du damit bezwecken?" Frage ich ihn und gucke ihn ungläubig an. "Ich will damit bezwecken, das du nicht mehr so tun musst als würde es dir gut gehen. Vor mir brauchst du nicht stark sein." sagt er und bleibt vor mir stehen. 

"Ich bin Stark." Sage ich verletzt und höre mich ganz anders an. "Ich weiß." sagt er und will mich in den Arm nehmen. Doch ich schubse ihn weg. "Ich bin Stark. Ich muss es sein. Ich habe Carlos. Ich habe einen kleinen Jungen zuhause. Einen Jungen um den ich mich kümmern muss. Ich bin Mutter." "Ich weiß." Sagt er und guckt mir traurig in die Augen. Tränen bilden sich in meinen Augen. 

"Nein, weiß du nicht." Sage ich und will gehen, doch er stellt sich mir in den Weg. "Lia, sag mir was er getan hat." sagt Finn Mitfühlend. "Nein." Sage ich und weiche zurück. "Ich verstehe dich." "Nein, tust du nicht. Du weißt nicht wie es sich anfühlt belogen zu werden. Du weißt nicht wie es sich anfühlt von dem Menschen belogen zu werden, von dem du dachtest, der würde dich nie belügen. Du weißt nicht wie es sich anfühlt, immer ehrlich zu sein und nur lügen zurück zu bekommen. Du weißt nicht dass, das einzige Geheimnis war was ich vor ihm hatte, das ich Aiden liebe. Und sogar das habe ich ihm gesagt. Ich habe lieber das Risiko angenommen ihn zu verlieren, statt ihn anzulügen. Was macht er? Er lügt. Er belügt mich lieber als mir zu vertrauen. Mir zu vertrauen immer bei ihm zu bleiben. Er nimmt es lieber hin, Carlos in Gefahr zu bringen, als mir die Wahrheit zu sagen." Tränen überströmen mein Gesicht. 

"Sie haben uns beschossen. Finn, sie haben geschossen. Ich hatte so angst. So unendliche angst das Carlos was passiert. Ich wäre nie mehr glücklich geworden. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ihm was passiert wäre. Ich saß da und das einzige woran ich dachte, war an ihm. Mein Leben war mir egal, doch seines nicht. Das alles nur, weil Aiden Geheimnisse vor mir hatte. Weil seine angst mich zu verlieren größer war, als das vertrauen in mich. Dabei hätte er wissen müssen, das ich immer bei ihm bleibe. Immer, her Gott nochmal. Doch er musste mein Vertrauen brechen. Weiß du wie sich das anfühlt? Wenn die liebe deines Lebens nicht sieht wie sehr du sie liebst. Das du sie so sehr liebst das es weh tut. Das du sie so so unglaublich sehr liebst, das du so dumm wärst ihr einer Schlucht runter zu folgen. Auch wenn du weißt du wirst sterben. Doch das einzige was dich interessiert ist diese Person. Diese Person und nur ihr Herzschlag zählt. Denn wenn du stirbst ist es egal, denn du weißt sie lebt. Weißt du wie es sich anfühlt wenn sie deine dumme liebe nicht sieht?" Frage ich schluchzent und sehe ihm in die Augen. Er guckt mich gebrochen an. 

"Ja, ja ich weiß wie sich das anfühlt. Denn die liebe meines Lebens, die ich schon immer liebe und immer noch liebe. Sie sieht nicht einmal das ich sie liebe. Sie merkt es nicht. Jeder merkt es. Jeder. Nur sie nicht. Sie liebt meinen Bruder und hat ihn geheiratet." sagt er und eine träne läuft ihm runter. Mein Atem stockt. 

"Jetzt steht sie vor mir, gebrochen und so unendlich traurig, das es mir das Herz bricht. Doch ich bleibe bei ihr. Immer. Ich bleibe und bin für sie da. Denn das einzige was für mich zählt ist sie. Nur ganz allein sie. Und wenn sie mir noch 1000 mal das Herz bricht. Na und. Ich werde weiter bei ihr sein. Denn so sehr liebe ich sie. Es tut so unendlich weh, doch Hauptsache es geht ihr gut, Hauptsache sie lebt." Sagt er und eine weite Träne fließt aus seinem Auge. Dann lächelt er mich traurig an. "Sieh mich nicht so an Lia. Mir geht es gut. Ich mache mir eher sorgen um dich." sagt er und nimmt mein Gesicht in den Händen. Er wischt meine Tränen mit den Daumen weg. 

Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und umarmt mich. "Ich bin hier. Alles ist gut Lia. Du kannst dich bei mir fallen lassen. Ich werde immer für dich da sein." sagt er und ich lasse meinen Kopf erschöpft gegen seine Schulter sacken. 

Ich brauchte diese 5 Minuten ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. 

Zweite Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt