14. Kontrollverlust

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Alejandra

Schweigend stand ich da und
wartete auf Adrians Antwort. Ob er
antworten würde? Ob er es
überhaupt wollte? Das waren alle
berechtigte Fragen, denn
wahrscheinlich wusste niemand von
seiner großen Liebe. Liebe ist
schmerzhaft und niemals wirklich
echt. Irgendwo sind immer Lügen.
Lügen über Lügen. Wo sollte man
dann noch einer Person vertrauen?
Und obwohl ich noch nie wirklich
verliebt war, vertraute ich
niemandem.

,,Ich hatte keinen Damenbesuch, ich
bin nicht so eine Schlampe wie du."
kam es sauer und stockend von
seinen Lippen. Ein kleines bisschen
tat er mir leid. Doch trösten würde
ich ihn nicht, dass würde er auch
wahrscheinlich nicht wollen.

,,Ich glaube Emilio ist die Definition
von einer männlichen Schlampe
Dafür reicht ja eigentlich nur sein
Tattoo.", durch Javiers Aussage sah
ich fragend zu Emilio. Welches
Tattoo?
,,Was für ein Tattoo?", fragte ich und
hoffte auf eine Antwort. Die ich
allerdings nicht bekam.

,,Alejandra Sanchez!", rief die
wütende Stimme meines Vaters nach
mir. Mein Körper verpannte sich
direkt und ein Schauer lief über
meinen Rücken. Aufeinmal stand er
neben mir und schaute unfassbar
sauer in meine Augen, sodass ich
etwas Panik bekam.

Zeig niemals Panik.

Dachte ich wieder an seine Worte
zurück, die er mir damals gesagt
hatte, als er mir eine Narbe
verpasste. Zwar war es nicht mein
Vater der es tat, aber es war eine
vertraute Person.

,,Komm mit, wir müssen uns mal
unterhalten."

Scheiße. Niemals würde ich ohne
eine Verletzung aus diesem
Gespräch rauskommen. Noch nie
endete ein Gespräch friedlich mit
ihm. Egal was ich tat, ich wurde
bestraft. Ob es schlechte Noten
waren, mein Aussehen oder sogar
mein Verhalten. Alles gefiel ihm
nicht. Alles machte ich falsch,
zumindest in seinen Augen.


Wenn ich gute Noten schrieb, konnte
ich trotzdem besser sein. Auch wenn
ich älter war als meine Schwester
wurde ich immer mit ihr verglichen
Immer war sie besser als ich, in
allen Dingen war sie besser. Sie war
das Lieblingskind und ich das
schwarze Schaf der Familie. Durch
meine verschiedenen Augenfarben
und der Narbe die ich hatte, wurde
ich auch immer als hässlich
bezeichnet.

Meine Schwester war aber in allem
was sie tat perfekt, keine Fehler
keine einzigen. Ihr Haare? Makellos
Ihre Noten? Ausgezeichnet. Ihre
Augen? Zum staunen.

Mein Vater hasste mich, und das gab
er mir in jeder Situation die sich
ergab zu spüren. Wie ich mich
fühlte war ihm egal, Hauptsache er
war einigermaßen zufrieden mit
mir.

In den meisten Nachten weinte ich
mich in den Schlaf oder schlief gar
nicht. Je nachdem was ihm passte.

Durch Drogen und Alkohol fühlte ich
mich besser. Jeden Abend zog ich
Koks und trank Alkohol. Und immer
wenn mich mein Vater dabei
erwischte bekam ich Schläge ofer
Bestrafungen. Doch wenn ich jetzt
darauf zurückblicke, wollte ich diese
Schläge. Denn das war die einzige
Aufmerksamkeit die ich von
meinem Vater bekam, die ich
generell bekam.

Doch durch Drogen, Alkohol und
Zigaretten fiel ich in ein Loch aus
dem ich niemals entkommen
könnte. Ich war in meiner
persönlichen Hölle. Aus der man
mich auch niewieder
rausbekommen würde. Ich war
gefangen. Und meine Familie wusste
es. Doch als dann auch noch meine
Brüder starben wurde alles nurnoch
schlimmer.

Schlimmere Bestrafungen, noch
mehr Hass und vorallem bekam ich
weniger Aufmerksamkeit. Aber als
ich an diesem Punkt ankam, wollte
ich keine Aufmerksamkeit mehr. Ich
wollte nurnoch Schmerz fühlen.
Aber seelischer Schmerz war
schlimmer als physischer Schmerz.
Und das wusste mein Vater.

Touch me and you dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt