24. mein Bruder

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Domenico

Nachdem Pablo Alejandra sagte, sie solle verschwinden, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Wieso tat er das? Er wollte sich umbringen und Alejandra ließ es nicht zu, und deswegen wollte er sie nicht sehen? Es ergab keinen Sinn.

,,Wieso, Pablo? Wieso?", fragte meine Mutter und strich sanft über seine Hand. Immernoch lag er in diesem Krankenhaus, unser eigener Arzt konnte nicht, also musste ein Krankenhaus ausreichen.

,,Ich will nicht mit euch darüber sprechen.", sagte er, entzog meiner Mutter seine Hand und schloss die Augen. Doch, die Hand, die meine Mutter vorher behutsam hielt, fing an zu zittern.

,,Mit Alej-", Mateo wurde unterbrochen.

,,Wag es nicht, ihren Namen auszusprechen.", zischte er plötzlich und ballte seine zitternde Hand, zur Faust.

,,Was hat sie dir getan, hijo?", fragte mein Vater verzweifelt und schaute aus dem Fenster, er konnte seinen eigenen Sohn nicht anschauen.

,,Sie hat mich gerettet.", hauchte Pablo, und das so leise, dass nur ich es verstand. Ich saß neben ihm und sah ihn durchgehend an, bezweiflte immernoch, dass er wütend auf sie war. Wenn er für sie wie ein Bruder war, musste es auch andersherum so sein.

,,Würdet ihr mich alleine lassen? Ich brauche Zeit.", seine Stimme brüchig, seine Hand zitterte und in seinen sonst so strahlend blauen Augen, erkannte ich Trauer. Vielleicht war es die Trauer, dass er meine Frau als Schwester verloren hat.

,,Nein. Wir zwei werden jetzt unter vier Augen sprechen.", antwortete ich ihm, meine Stimme fest, nicht so brüchig wie die seine. Ich gab den anderen ein Zeichen, das ihnen zeigte, sie sollen verschwinden. Mateo blieb in der kaputten Tür stehen, musterte mich mit einem misstrauischen Blick in den Augen, doch ging trotzdem aus dem Raum.

,,Was willst du von mir, Domenico? Soll ich dir meine Probleme erzählen, die von euch nie ernst genommen wurden, bis ich versucht habe mich zu töten? Oder vielleicht doch, wieso ich deine Frau nicht sehen will?", in seinen Augen bildeten sich Tränen und ich erkannte den Schmerz in ihnen. Es stimmte. Ich nahm seine Probleme nicht ernst, noch nie, weil jeder Probleme hatte. Doch, anscheinend waren seine schlimmer als die manch anderer.

,,Pablo, ich bin dein Bruder und werde immer für dich da sein-", schreiend unterbrach er mich.

,,Für mich da sein?! Wann wärst du jemals für mich da, hm? Immer wenn ich dir von meinen Problemen erzählen wollte, hast du mich nicht ernst genommen, du hast mich ausgelacht, mir Drogen und Alkohol gegeben, damit ich dich nicht mit meinen Problemen belasten kann. Doch, dass ich in eine Sucht gefallen bin, ist dir nicht aufgefallen, oder? Wieso auch, jeder von euch kümmert sich nur um sich selbst und nicht um andere. Alejandra, deine Ehefrau, wollte mich retten und-"

,,Pablo, versteh mich doch, ich wusste nicht, dass-"

,,Das ich krank bin? Jetzt weißt du es, ich bin so schwach, dass ich lieber tot sein wollte, als zu leben. Jeder von euch ist stark, kommt mit seinen Problemen zurecht, was denkst du, wie ich mich gefühlt habe? Als einziger in der Mafia, der nicht damit zurecht kommt."

,,Und da denkst du, Alejandra kommt besser mit ihrem Problemen zurecht, huh?! Denkst du etwa, du kannst zu ihr rennen, sie mit deinen schwachsinnigen Problemen zulabern?!", als seine Augen immer glasiger wurden, wurde mir bewusst, was ich gesagt hatte.

Touch me and you dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt