Verdammt, verdammt, verdammt!
Ich muss mich arg zusammenreißen, um nicht lautstark vor mich hinzufluchen, während ich mich durch das freitagabendliche Gedränge aus Nachtschwärmern und Clubgängern auf den Bürgersteigen hindurch schiebe.
Fernab von der friedlichen Stille des Stadtparks, welcher kurz nach Frau Schröders forschem Abgang in fast vollkommene Dunkelheit getaucht worden ist.
Frau Schröder…
Ein schauerartiges Gefühl von Scham überkommt mich und lässt mich beinahe das Gesicht in beiden Händen vergraben, als ich mich an den Blick der attraktiven Architektin erinnere, nachdem sie nach meinem missglückten Annährungsversuch vor mir zurückgewichen ist.
Hatte ich mich wirklich so sehr getäuscht?
Hatte ich ihre unterschwelligen Signale tatsächlich so fehlerhaft gedeutet?
Denn ich hätte schwören können, dass ab dem Zeitpunkt, als wir uns auf die Parkbank gesetzt haben, dieses ganz bestimmte Funkeln in Frau Schröders grauem Augenpaar gelegen hat.
Dieses ganz bestimmte Funkeln, welches ich auch von einigen meiner übrigen Kunden kenne.
Auch wenn deren Funkeln selten einen derartig berauschenden Effekt auf mich hat, wie das Funkeln in Frau Schröders Augen.
Ihr so nahe zu sein und obendrein auch noch so nahe zu kommen, ohne zuvor ein Spice-Date ausgemacht zu haben, ist für mich höchst...ungewöhnlich.
Was heißt ungewöhnlich…es ist in all den Jahren nicht vorgekommen.
Bei keinem einzigen meiner Sugar-Kunden.
Weshalb also unterläuft mir ausgerechnet bei Frau Schröder ein derart fataler Fehler?
Ich hole tief Luft, während ich in meinem wortleeren Kopf nach einer Antwort suche und schlucke einmal kräftig, in der Hoffnung, den Kloß in meinem Hals dadurch loszuwerden.
Eines ist sicher.
Für dieses unprofessionelle Verhalten meinerseits hätte Frau Schröder jedes Recht, sich bei der Agentur über mich zu beschweren.
Von daher wäre es äußerst ratsam, wenn mir zumindest eine ansatzweise plausible Erklärung für diesen unüberlegten Annährungsversuch einfallen würde, falls die Agentur eine entsprechende Erklärung von mir verlangt.
Dass ich mich aus irgendeinem Grund und auf irgendeine Weise zu dieser engelblonden Frau mit dem sturmgrauen Blick hingezogen fühle, wird da wohl kaum ausreichen…
Ein vertrautes Klingeln lässt mich, trotz meiner verschachtelten Gedanken, aufhorchen.
Auch das noch…
Ein ungutes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit, als sich meine Hand fast schon wie von Selbst in das Innere meiner geschulterten Tasche zwängt, um mein Diensthandy daraus hervorzuziehen.
Ob Frau Schröder den Vorfall bereits bei der Agentur gemeldet hat?
Und wenn ja, was würde das dann für mich bedeuten?
Für mich und meine Zukunft bei der Agentur?Natürlich möchte ich nicht ewig bei der Agentur bleiben.
Ich sehe mich ja nicht ohne Grund seit einiger Zeit nach einem Ausbildungsplatz um.
Zumal ich nun, nach unzähligen Absagen, auch endlich ein Vorstellungsgespräch in Aussicht
habe.Aber das bedeutet im Umkehrschluss noch lange nicht, dass ich unter solchen Umständen aus der Agentur ausscheiden möchte!
DU LIEST GERADE
Sugar & Spice (Johanna & Bianca)
RomanceErfolgreich. Stolz. Und eiskalt. Mit ihrem akribischen Auge fürs Detail zählt Johanna Schröder zu den gefragtesten Architektinnen ihrer Branche. Gleichermaßen gefürchtet und geachtet von ihren Angestellten und Kollegen versteht Johanna es spielend...