# 18 - Kribbeln Im Bauch (Bianca)

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Meine Schritte, welche bis vor wenigen Augenblicken noch in geschwindem Tempo über das Kopfsteinpflaster hinweg geeilt sind, verlangsamen sich, als ich die Ecke am Ende des Bürgersteigs erblicke, hinter welcher sich der weitläufige Platz vor dem Stadttheater befindet.

Gleich würde es soweit sein…
Gleich würde ich sie wiedersehen…

Zu unserem mittlerweile dritten…oder vielmehr vierten Treffen, was mir in Anbetracht des Ausgangs unserer Begegnung im Park noch immer ein wenig surreal vorkommt.

Aber das ist es nicht.

Ganz im Gegenteil.

Und nur der Himmel weiß, was sich im weiteren Verlauf des Abends noch ergeben wird...

Ein zartes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, während meine Wangen sich bei dem Gedanken an Merles letzte Bemerkung, unmittelbar vor ihrem freundschaftlichen Rauswurf, rötlich verfärben.

Die Vermutung meiner Mitbewohnerin, dass Frau Schröder sich ihre Anziehung zu Frauen nicht eingestehen kann und sich deshalb ab und an mir gegenüber so fraglich verhält, ergibt durchaus Sinn.

Aber Merles Annahme, dass Frau Schröder vor diesem Hintergrund bei unserem heutigen Treffen mit mir weitergehen könnte…also…sehr viel weiter…kann ich mir, trotz meines
stillen Verlangens danach, ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Schließlich hat sie mich schon bei meiner Andeutung eines Kusses auf ihren Mund zurückgewiesen, wodurch ich meine Lippenliebkosungen auf ihren Hals verlagert habe.
Wie könnte sie da schon bereit für etwas derart…Intimes…sein?

Ich möchte keinesfalls, dass sie den Eindruck bekommt, dass ich mich nur aufgrund dieser unterschwelligen Möglichkeit ihr gegenüber so charmant und entgegenkommend verhalte.
Erst recht nicht nach ihrer forschen Zurückweisung bei unserem letzten vereinbarten Treffen…

Nein, in erster Linie ist es mein Bestreben, so wie bei all meinen anderen Kunden und Kundinnen auch, dass Frau Schröder einen wunderschönen Abend verlebt.

Und sollte sie wider Erwarten doch für etwaige...Körperlichkeit...empfänglich sein...bin ich zumindest nicht unvorbereitet…

Ich beschleunige meine Schritte wieder, in der Hoffnung das leidige Pulsieren meiner Körpermitte auf diese Weise zu mildern, halte jedoch wieder inne, als ich an der Straßenecke angelangt bin und direkt auf den Platz vor dem Stadttheater blicke.

Durchzogen von einigen kleinen Grünflächen und verschiedenen Sitzgelegenheiten bildet der Platz fast schon eine Art Zufluchtsort inmitten der stets belebten Atmosphäre der städtischen Fußgängerzone.
Lediglich ein paar junge Paare und der eine oder andere Nachtschwärmer tummeln sich auf den Bänken und den gepflasterten Wegen zwischen den aufwendig angelegten und bepflanzten Beeten.

Aber nirgendwo eine Spur von Frau Schröder…
Merkwürdig…

Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr, ehe ich meine Augen weiter suchend umher gleiten lasse.

Ob sie schon hineingegangen ist?
Sie meinte zwar, dass der Einlass erst um 20 Uhr sei, aber das würde sie bestimmt nicht darin hindern zuvor schon…wow!

Mir stockt der Atem und ich spüre, wie mein Hals schlagartig austrocknet, als Frau Schröder wie aus dem Nichts in die Mitte des Platzes an den emsig plätschernden Springbrunnen tritt.

Ihr engelblondes Haar ist zu einem Dutt nach hinten gebunden, wobei zwei vordere Strähnen ihr Gesicht rechts und links in einer leichten Wellenform umrahmen.
Das kornblumenfarbene Kleid, welches nicht nur ihre Figur sondern auch ihr Dekolleté mit dem schmeichelnden V-Ausschnitt hervorragend zur Geltung bringt, bietet durch einen Schnitt an der linken Seite bis knapp über ihr Knie einen verheißungsvollen Blick auf ihre langen Beine.
Abgerundet durch eine weiße Clutch in ihren Händen und ein Paar ebenso weißer Louboutins an ihren Füßen wirkt die versierte Architektin wie eine Nymphe, die soeben dem Springbrunnen entsprungen ist, an welchem sie nun angelangt ist und sich suchend umsieht.

Sugar & Spice (Johanna & Bianca)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt