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Schwer atmend kam ich wieder in der Realität an. Cassiel saß noch immer zurückgelehnt in seinem Sessel, er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und lächelte, doch es lag noch etwas anderes in seinen Augen, ein gefährliches Glitzern. Ein kurzer Blick auf die Beule in seiner Hose zeigte mir, dass es ihn keinesfalls so kaltgelassen hatte, wie er mich gerne glauben machen wollte.

„Habe ich es dir gut besorgt, Lumi?", flüsterte er.

Nun, wo die Erregung abflaute, wurde ich verlegen. Ich schluckte. „Es wäre besser gewesen, wenn es wirklich Ihr gewesen wärt, Herr."

Er schmunzelte angesichts der Anrede.

„Herr. Das gefällt mir. Lumi, ich möchte dir gerne ein Angebot machen."

Eine dunkle Ahnung bahnte sich ihren Weg. „Was ... was für ein Angebot?", fragte ich. Noch immer kniete ich mit gespreizten Beinen vor ihm, doch es störte mich nicht. Es war, als hätte ich gewusst, dass dies von nun an mein Platz sein würde.

Er räusperte sich. „Du weißt, dass dein Vertrag vorsieht, dass kein Seraph dich gegen deinen Willen berühren darf", sagte er.

Ich nickte.

„Das bedeutet", fuhr er fort, „dass du es selbst wollen musst. Aus eigenem Wunsch. Dann ist es kein Problem."

„Ich will es", sagte ich sofort. „Ich will, dass Ihr mich berührt."

Mein Atem ging immer noch abgehackt. Sofort schoss mir die Hitze in die Wangen, doch ich bereute meine Worte nicht. Ich wollte es, wollte ihn. So sehr. Mir wurde klar, dass ich ihn wollte, seit ich ihn zum ersten Mal auf der Lichtung gesehen hatte, und nun war das Verlangen umso stärker. Obwohl mein Körper gerade eben die Erleichterung gefunden hatte, nach der er sich bereits seit Tagen sehnte, war es nicht genug, reichte es nicht. Das Pulsieren in meiner Mitte war noch immer da und würde vermutlich erst aufhören, wenn ich wirkliche Erlösung fand, durch seine Hand, durch ihn. Mein Herz schlug so schnell. In diesem Augenblick hätte ich alles dafür getan, dass er mich berührte.

Doch er lachte. Dann beugte er sich zu mir und strich mir mit zwei Fingern über die Wange. Ich schloss die Augen und stieß ein Seufzen aus.

„Nicht so schnell, Schneekätzchen", sagte er sanft und zupfte spielerisch an einem meiner Plüschohren. „Ich freue mich außerordentlich, dass wir diese Regel aufheben können. Aber bevor wir weitergehen, und so wie du mich mit deinen großen Augen ansiehst, habe ich keine Zweifel daran, dass es genau das ist, was du möchtest, musst du auch die anderen Regeln kennen."

Blinzelnd öffnete ich die Augen. „Andere Regeln?" Meine Stimme klang heiser.

Cassiel lehnte sich wieder zurück. „Ich berühre dich", sagte er. „Ich kann Dinge mit dir tun, an die du in deinen wildesten Träumen nicht gedacht hättest. Aber ja, es gibt Regeln. Du bist ein Mensch, Lumi. Du bist mir untergeordnet, in jeglicher Hinsicht, und das wirst du immer sein. Das ist die erste Regel: Wenn du dich auf das Ganze einlässt, ist mein Wort dein Gesetz. Immer."

Ich schluckte. Mir war nicht ganz klar, worauf er hinauswollte. Ich war nicht so dumm wie Avah, natürlich wusste ich, dass all das nicht auf eine Liebesbeziehung hinauslaufen würde, wusste, dass es ihm um etwas rein Körperliches ging.

Doch da schien noch etwas zu sein.

„Ich habe spezielle Vorlieben", sagte er nun, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Ich mag es, Frauen in die Knie zu zwingen, sie zu unterwerfen und zu erniedrigen, doch nur, wenn sie es auch freiwillig tun. Ich mag es, ihnen Lust zu bereiten, aber nicht nur das. Ich mag es auch, ihnen Schmerz zuzufügen. Schmerz und Lust können nah beieinanderliegen, Lumi, und wenn du mich lässt, kann ich dich Dinge fühlen lassen, die dich in den Himmel befördern, aber sie werden dich auch an deine Grenzen bringen. Meine Kontrolle wird deine Erlösung sein. Du wirst mir gehören. Ich würde einen neuen Vertrag aufsetzen, die neuen Regeln festhalten und deine Bezahlung verdoppeln. Willst du das, Lumi? Willst du für den Rest der Reise meine Hure sein, willst du dich mir bedingungslos ausliefern, mit allem, was du hast?"

Meine Gedanken rasten. Seine Worte machten mir Angst, aber sie machten noch mehr mit mir. Sie sorgten dafür, dass ich erneut feucht wurde und dass das Pochen zwischen meinen Beinen wieder stärker wurde. Ich wusste nicht, was mit mir los war, doch die Vorstellung, mich Cassiel hinzugeben, wie er es wollte, hatte eine Wirkung auf mich, die sie nicht hätte haben sollen.

Ich presste die Schenkel zusammen, weil ich dem Druck nicht standhalten konnte. Cassiel merkte es und lächelte.

„Mache ich das mit dir, Lumi?", flüsterte er. „Macht dich der Gedanke, meine Hure zu sein und von mir dominiert zu werden, so sehr an?"

„Ich ...", stammelte ich. Ich wollte Ja sagen. Mein Körper wollte Ja sagen. Nichts wollte ich in diesem Augenblick mehr, als mich vor Cassiel auf die Knie zu werfen und ihn mit mir tun zu lassen, was immer er wollte. Doch dann dachte ich an Avah. An Avah, die so schrecklich verliebt und verblendet war, und mit einem Mal fragte ich mich, ob er dasselbe mit ihr getan hatte. Ob auch sie einst in dieser Position war und sich darauf eingelassen hatte, bis er sie mit einem gebrochenen Herzen fallenließ.

Und auch wenn alles in mir sich dagegen wehrte, presste ich hervor: „Es ... tut mir leid. Das kann ich nicht."

Die Worte kosteten mich alle Kraft, die ich hatte, verließen meinen Mund nur stockend, als wollten sie um keinen Preis heraus.

Einen Augenblick lang betrachtete Cassiel mich. Sekundenlang sagte niemand etwas, das einzige Geräusch im Raum war mein Atem, der immer noch viel zu schnell und viel zu schwer ging. Ich konnte nicht ausmachen, was in dem Engel vorging und kurz hatte ich Angst, dass er wütend werden würde. Aber es war absurd. Ja, mein Vertrag sah vor, dass ich den Seraphim gehorchen musste, aber dies betraf meine Arbeit als Tänzerin und die allgemeinen Bestimmungen auf dem Schiff, die Regeln, wo ich mich aufhalten durfte und so weiter. Kein Seraph durfte so etwas Unerhörtes von mir verlangen.

Oder?

Als ich die Stille fast nicht mehr aushielt, wurde sein Blick plötzlich weich. Er streckte seine Hand nach mir aus und fuhr mit dem Daumen die Linie meines Kiefers nach, bis er schließlich auf meiner Unterlippe zum Ruhen kam. Instinktiv öffnete ich die Lippen und meine Zungenspitze berührte ihn, kaum merklich. Ich zitterte am ganzen Leib.

Er schmunzelte.

"Das ist sehr schade, Lumi", sagte er dann. "Ich bin mir sicher, wir könnten viel Spaß zusammen haben."

Ich wollte etwas erwidern, doch die Worte blieben mir im Hals stecken und eine Sekunde später zog er seine Hand zurück. "Aber natürlich akzeptiere ich deine Entscheidung." Er stand auf und reichte mir seine Hand. Verwirrt ergriff ich sie und ließ mir von ihm in den Stand helfen. Meine Beine waren noch immer weich wie Butter, als er sich von mir verabschiedete.

"Das war sehr schön, Lumi. Ich wünsche dir eine gute Nacht und süße Träume."

"Das ... das wünsche ich Euch auch, Herr", presste ich hervor.

Ich hatte mich durchgesetzt. Hatte mich nicht von unangebrachten Gefühlen leiten und mich zu etwas drängen lassen, für das ich nicht bereit war.

Wieso fühlte ich mich dann trotzdem, als hätte ich einen riesigen Fehler gemacht?

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt