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Er verschwendete keine Zeit damit, sich seiner Kleidung zu entledigen. Mit wenigen schnellen Handgriffen hatte er seine Hose geöffnet und eine Sekunde später versenkte er sich in mir, langsam und gerade vorsichtig genug, doch unerbittlich. Mit den Händen stützte er sich dabei links und rechts von meinem Kopf ab, wobei Sehnen und Muskeln seiner Arme scharf hervortraten.

„Gott, fühlt sich das gut an", stöhnte er, während er damit begann, rhythmisch in mich hineinzustoßen. „Du bist so eng, Lumi."

Ich wimmerte. Ich wusste nicht, ob ich nun wieder reden durfte oder leise sein musste, doch es war mir egal, denn ich hätte es ohnehin nicht geschafft, keinen Ton mehr von mir zu geben. Er hatte recht: Es fühlte sich so, so gut an, ihn in mir zu spüren, von ihm benutzt zu werden. Und dass ich nackt und gefesselt unter ihm lag, ihm und seiner Lust so vollkommen ausgeliefert, während er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, wenigstens sein Hemd auszuziehen, das trieb mich nur noch mehr an.

Cassiel ließ sich Zeit. Er hatte es nicht eilig, ganz im Gegenteil, er schien es zu genießen, das Spiel so lange wie nur möglich aufrechtzuerhalten. Fest und regelmäßig stieß er in mich hinein, doch auch voller Genuss und gerade schnell genug, um meine Erregung auf dem Höchstlevel zu halten, ohne mir jedoch Erlösung zu bringen. Seine Hose rieb nach einer Weile fast schmerzhaft an meinen Schenkeln, doch selbst das fühlte sich unglaublich gut an.

Immer wieder stand ich kurz vor einem Orgasmus, doch immer wieder merkte er es und verlangsamte rechtzeitig seine Bewegungen, sodass es mich fast um den Verstand brachte. Meine Beine zitterten unkontrolliert, ich begann zu wimmern, zu betteln, doch Cassiel kannte keine Gnade. Nach einer Weile löste er eine seiner Hände und begann, meinen Körper zu erkunden, streichelte und kraulte mich, zwickte und kniff in meine Brustwarzen, biss mich in den Hals, bis ich meinen Rücken wölbte und mich ihm noch mehr entgegenschob.

„Ich halte es nicht mehr aus", brachte ich abgehackt hervor. „Bitte ..."

„Du hältst mehr aus, als du denkst, das wirst du schon noch merken", war seine knappe Antwort. Und: „Ich entscheide, ob du kommen darfst."

Entgegen seiner Worte wurden seine Stöße kräftiger, härter und schneller, doch jedes Mal, wenn ich kurz davor stand, nahm er sich zurück. Ich flehte, bettelte, heulte, verlor sämtliche Selbstachtung, doch Cassiel blieb unerbittlich. Er bewegte sich gerade schnell genug, dass ich konstant an der Klippe stand, es aber doch nicht über ihren Rand schaffte. Mit einem einzigen kräftigen Stoß entlud er sich schließlich in mir, ohne dass er mir die Erlösung gebracht hätte, nach der ich mich so sehnte.




„Das hat ja nicht sehr gut funktioniert", meinte er, während er sich die Hose zuknöpfte. Ich fühlte mich wund und frustriert, zwischen meinen Beinen pochte es schmerzhaft. Nichts wünschte ich mir mehr, als dass er nur noch einmal Hand an mich legen würde, doch natürlich tat er mir den Gefallen nicht. Nun jedoch wich mir sämtliches Blut aus dem Gesicht, mein Blick schnellte hoch. Noch immer lag ich auf dem Bett, Cassiel hatte bisher keine Anstalten gemacht, meine Fesseln zu lösen.

Als er mein entsetztes Gesicht sah, grinste er, was ihn auf einmal ziemlich jung wirken ließ. Zum ersten Mal fragte ich mich, wie alt er wohl sein mochte. Dem Aussehen nach war er nur wenig älter als ich, vielleicht Mitte 20. Ich wusste jedoch wohl, dass für Engel andere Maßstäbe galten als für uns Menschen, sie waren schließlich unsterblich.

Die Bürde der Ewigkeit.

„So war das nicht gemeint", sagte er. „Es hat sehr viel Spaß gemacht. Es ist schön mit Dir, Lumi. Ich meinte die Sache mit dem Stillhalten und Leisesein."

„Ach so." Beschämt senkte ich den Blick. Es stimmte. Das hatte nicht so gut funktioniert.

Cassiel beugte sich zu mir hinab und strich mir zärtlich eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn.

„Aber das macht nichts", sagte er sanft. „Wenn du dich immer an die Regeln hältst, gibt es schließlich nichts, wofür ich dich bestrafen kann, und das wäre ziemlich langweilig. Aber an eins kannst du dich schon einmal gewöhnen: Ich entscheide, wann du einen Orgasmus bekommst. Und ich werde mitbekommen, wenn du Hand an dich legst. Davon würde ich dir also dringend abraten. Du wirst brav warten, bis ich entscheide, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist."

Er griff nach meinen Händen und löste endlich meine Fesseln. Danach richtete er sich wieder auf und band seine Krawatte. „Du darfst dich anziehen, wenn du willst", sagte er. „Du darfst auch hier liegenbleiben, wenn dir das lieber ist, aber mich wirst du für den Rest des Tages nicht mehr sehen. Es gibt noch ein paar Termine heute."

Ich wollte ihn fragen, wo er die ganze Zeit war, warum er so viele Termine hatte, wo er doch hier ganz offensichtlich im Urlaub war. Doch abgesehen davon, dass mir diese Fragen nicht zustanden, kamen sie mir auch töricht vor. Er war ein König, zumindest etwas in der Art. Jemand wie er hatte vermutlich niemals wirklich frei, genauso wenig wie eine Magd wie ich jemals wirklich frei hatte. Also nickte ich nur und setzte mich auf.

„Du findest Kleidung im Schrank", sagte er und nickte zu besagtem Möbelstück. „Bediene dich. Du darfst die Suite für den Nachmittag verlassen, falls du das jedoch tust, hat dein Weg auf der Ebene der Seraphim dich nur bis zum Aufzug zu führen. Ansonsten darfst du dich ohne mich nur in den Bereichen der Menschen aufhalten, wie gehabt. Und heute Abend um sechs erwarte ich dich hier. Ich habe noch einiges mit dir vor. Das Passwort kennst du ja offenbar bereits, du solltest den Weg also von alleine finden."

Ich nickte scheu und versuchte, das Herzklopfen, das seine Worte in mir auslösten, in den Griff zu bekommen.

Ich habe noch einiges mit dir vor.

Was mochte er damit meinen? Und würde er mein Flehen beim nächsten Mal erhören? Mein Körper war so überreizt, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich es bis zum Abend aushalten sollte.

Ich fragte nicht nach und er erläuterte es auch nicht näher, sondern verließ das Zimmer. Ich blieb noch einen Augenblick liegen und starrte erschöpft auf den goldenen Baldachin über mir, dann erhob ich mich aus dem Bett und ging auf noch immer wackeligen Beinen zum Schrank. Zunächst fürchtete ich, mich verhört zu haben, denn ich fand nur Anzüge und Pullover, die eindeutig dem Seraph gehörten. In einem kleinen Fach ganz unten wurde ich jedoch fündig und schlüpfte in eine weite Hose aus einem hauchdünnen Stoff und ein bauchfreies Oberteil, wie es für uns Menschenfrauen die Mode an Bord des Schiffes war.

Danach machte ich mich schnurstracks auf den Weg zumAufzug. Ich musste unbedingt Nova sehen.

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt