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Ich verbrachte den Rest des Nachmittags in meinem Zimmer. Ich verschloss die Tür und legte mich auf mein Bett, dann dachte ich an Cassiel und seine Worte und presste die Hand zwischen meine Schenkel. Ich streichelte und massierte mich, bis ich so heftig kam, dass ich meine Schreie in meinem Kissen ersticken musste.

Doch es war nicht genug. Nichts war genug. Die Gedanken an ihn hörten nicht auf, das Herzrasen hörte nicht auf. Ich stellte mich unter die Dusche, um den Schweiß abzuwaschen, stellte das Wasser eiskalt, doch mein Körper glühte danach immer noch. Ich starrte auf die Uhr und beobachtete den Sekundenzeiger, konnte den Abend kaum erwarten, hoffte, dass Cassiel mich nach meinem Tanz erneut in ein Separee bitten würde. Dabei wusste ich nicht, was ich eigentlich wollte.

Ich hatte Angst vor diesem Schritt, hatte Angst, einen Fehler zu machen, meine neu gewonnene Freiheit so leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Doch mir war auch klar, dass das nur ein Vorwand war, denn was er mir angeboten hatte, war im Endeffekt ein neuer Job. Ich würde dafür bezahlt werden, mich ihm hinzugeben, ich würde nicht wirklich seine Sklavin sein. Und ich könnte jederzeit kündigen und in Alpenholm von Bord gehen, wenn es mir nicht gefiel, an dieser Tatsache würde sich nichts ändern. Natürlich wäre es Prostitution, doch der Gedanke daran, mich an Cassiel zu verkaufen, schreckte mich nicht so sehr, wie er es vielleicht hätte tun sollen – im Gegenteil, er gefiel mir.

Das eigentliche Problem, das ich mir nicht eingestehen wollte, war ein anderes. Der Engel hatte eine Seite geweckt, die schon immer in mir geschlummert hatte, die ich bis zu diesem Zeitpunkt jedoch erfolgreich verdrängt hatte. Ich hatte in Hjartvik bereits Sex gehabt, doch es hatte mir nicht die Befriedigung verschafft, die ich mir davon erhofft hatte. Schon immer hatte ich mich danach gesehnt, mich einem starken Mann zu unterwerfen, mich zu seinem Spielzeug machen zu lassen. Nun hatte Cassiel das erkannt und wollte es mir geben, doch ich fürchtete, dass es mich sehr viel mehr kosten würde als ein paar Striemen auf meiner Haut.

Schon jetzt mochte ich den Engel viel zu sehr. Ich dachte an seine wachsamen dunklen Augen, dachte daran, wie er mich gerettet hatte, sowohl vor Eldrid und der Trostlosigkeit in Hjartvik, als auch vor Michael. Ich dachte an sein warmes Lächeln und seine tiefe Stimme, an seinen Duft, sinnlich und rau, an seine muskulösen Arme und seine breite Brust. Ich dachte an seine geschmeidigen, selbstbewussten Bewegungen und an seine großen Hände, mit denen er mich so viel fühlen lassen könnte ... Ich dachte daran, dass er mich gesehen hatte, wirklich gesehen. Und dass er meine Sachen für mich geholt hatte, obwohl er das nicht hätte tun müssen.

Die Wahrheit war, dass er mir unter die Haut ging. Jetzt schon, viel zu sehr. Und das war nicht nur unglaublich dumm, sondern jagte mir auch eine Heidenangst ein, denn ich wusste, dass ich ihn nach dieser Kreuzfahrt nie wieder sehen würde.



„Geht es dir gut? Du wirkst völlig abwesend." Nova musterte mich besorgt. Wir standen hinter der Bar und spülten Gläser, es war der letzte Tag der Woche. Morgen hätten wir frei. Mein Tanz lag bereits hinter mir und voller Enttäuschung hatte ich festgestellt, dass Cassiel an diesem Abend nicht gekommen war. Sein Platz war leer.

Seitdem grübelte ich darüber nach. War er wegen mir fortgeblieben? Oder gab es einen anderen Grund dafür?

„Mir geht es gut, es war nur ein aufregender Tag."

Bereits in der Garderobe musste ich ihr haarklein erzählen, was wir über die Mittagszeit gemacht hatten. Das fiel mir nicht schwer, ich erzählte vom Essen, von dem beeindruckenden Restaurant und von der Schneekugel und dem Bild meiner Eltern. Lediglich das Gespräch über Cassiels Angebot ließ ich aus, doch Nova war auch so ganz aus dem Häuschen gewesen.

Jetzt grinste sie. „Das glaube ich dir. Aber weißt du, was dich auf andere Gedanken bringen wird? Die erste Woche ist bereits überstanden! Nächstes Wochenende landen wir bereits in Alpenholm, danach sind es nur noch zwei Wochen bis Araboth. Und bis wir dann mit dem nächsten Schiff in Ventura sind, dauert es auch nur etwa zwei Wochen, also nur noch fünf Wochen und wir sind frei. Fünf Wochen, und du wirst endlich die Hitze und Unbeschwertheit des Südens kennenlernen." Sie klatschte in die Hände wie ein kleines Kind.

Ich lächelte. Das brachte mich tatsächlich auf andere Gedanken. „In fünf Wochen wirst du deine Tochter wiedersehen", sagte ich. „Du bist bestimmt aufgeregt."

Sie seufzte. „Und wie! Ich kann es kaum erwarten!"

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt