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So vergingen die nächsten Tage wie im Flug. Die Nachmittage verbrachte ich mit Nova und den anderen Mädchen auf dem Deck. In Daria und Kelinda hatte ich zwei weitere Freundinnen gefunden und so lagen wir zu viert nebeneinander in der Sonne, genossen das warme Prickeln auf der Haut und redeten über unsere Träume, über die Zeit nach dem Schiff.

An den Abenden arbeitete ich in der Bar und wann immer ich tanzte, saß Cassiel in der ersten Reihe und beobachtete mich. Diese kurzen Tänze wurden schnell zu meinem Highlight und ich stellte fest, dass ich mich jeden Abend darauf freute, ihn dort sitzen zu sehen und mich in der Musik und seinen Augen zu verlieren.

Michael tauchte in dieser Woche nicht mehr auf, was mich einerseits zwar ungemein erleichterte, meine Angst vor ihm auf der anderen Seite jedoch nur verstärkte. Dass ich nicht wusste, wo und wann ich ihm erneut begegnen würde, bereitete mir Bauchschmerzen.

Als ich am Freitagabend an der Treppe wieder in mein weißes Kleid schlüpfte und zurück in den Saal huschte, hörte ich jemanden hinter mir meinen Namen sagen.

„Lumi. Warte."

Ich drehte mich um. Cassiel war von seinem Platz aufgestanden und zu mir getreten.

„Hast du dich gut eingelebt?"

„Ja", sagte ich. „Danke, dass Ihr fragt. Ich fühle mich sehr wohl auf der Aetheria." Ich hätte nicht gedacht, das einmal sagen zu können, doch es stimmte. Die Arbeit machte mir unerwartet viel Spaß und dass ich Freundinnen finden würde, damit hätte ich niemals gerechnet.

„Das freut mich sehr zu hören." Er schmunzelte. „Ich möchte, dass du heute Abend mit mir in ein Separee gehst."

Für einen kurzen Moment setzte mein Herz einen Schlag aus. Bisher war ich um die Privatbuchungen herumgekommen, was auch daran lag, dass ich mich die ganze Woche hinter der Bar verstecken konnte. Natürlich war mir klar gewesen, dass es irgendwann so weit wäre, ich hatte nur gehofft, dass es noch ein wenig dauern würde. Nun war ich hin- und hergerissen. Einerseits hatte ich Angst, andererseits war ich aufgeregt, weil es Cassiel war, der mich fragte, und nicht ein anderer Seraph.

Aber da ich ohnehin nicht ablehnen konnte, nickte ich.

„Natürlich", sagte ich. Mit wild klopfendem Herzen folgte ich ihm.

Sobald sich der Vorhang hinter uns geschlossen hatte, war die Schüchternheit zurück. Auf der Bühne zu sein, gab mir Kontrolle. Es gab genug Abstand zwischen mir und den Seraphim, ich entschied, was passierte.

Aber hier drin war so viel Nähe. Cassiels Präsenz füllte den gesamten Raum und ich hatte keine Ahnung, was nun geschehen würde oder was er von mir erwartete.

Unschlüssig blieb ich stehen und blickte zu Boden, während er in dem roten Sessel Platz nahm, der für die Engel hier stand.

"Wie geht es dir?", fragte er mich.

"Gu-gut", stammelte ich.

"Sieh mich an, Lumi", sagte er. Als ich es tat, sah ich ihn schmunzeln. "Du bist aufgeregt", stellte er fest.

Ich schluckte und nickte. „Das bin ich immer, wenn Ihr mich anseht", flüsterte ich.

Er fixierte mich mit seinem Blick und nippte an seinem Wein.

"Nun, ich muss zugeben, dass ich diesen Anblick sehr genieße", sagte er dann, "aber du musst keine Angst vor mir haben."

Machte er sich über mich lustig?

„Ich habe keine Angst", flüsterte ich. Ganz im Gegenteil. Doch das sprach ich nicht aus.

Er zog eine Braue nach oben. Einen kurzen Augenblick lang betrachtete er mich nachdenklich, bevor er weitersprach. "Du weißt, dass ich dich nicht anfassen darf", sagte er. "Und das werde ich auch nicht tun, der Vertrag ist gültig. Außer, Du möchtest es."

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt