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Ich folgte Cassiel durch die Menschenmenge — notgedrungen, denn er hielt mich noch immer an der Leine, die er mehrfach um sein Handgelenk geschlungen hatte —, schaffte es dabei jedoch nicht, den Blick zu heben. Schlagartig war es in der Bar verstummt. Es war still, viel zu still, meine Schritte in den hohen Stiefeln klackerten viel zu laut über die Dielen. Das Blut rauschte mir in den Ohren und erst langsam setzte um mich herum leises Getuschel ein. Meine Wangen brannten vor Scham. Ich war mir meines obszönen Auftretens mehr als bewusst. Spürte den kurzen Rock bei jedem Schritt ein Stück nach oben rutschen und alles preisgeben, was darunter verborgen bleiben sollte, spürte den Druck des Fuchsschwanzes in mir, spürte meine Brüste wippen und die Seile in meine gefesselten Handgelenke schneiden, die mich so offensichtlich als Hure brandmarkten. Und ich spürte jeden einzelnen Blick auf meiner Haut brennen wie Feuer.

Der Weg fühlte sich unendlich an, bis wir schließlich an einem Platz ankamen und Cassiel sich auf einem Stuhl niederließ. Er packte mich mit festem, doch sanftem Griff um die Taille, seine Hände warm und rau, und hob mich mühelos auf seinen Schoß, wo ich nun mit dem Rücken gegen seine breite Brust gelehnt saß. Erst jetzt wagte ich es, einen kurzen Blick in die Taverne zu werfen.

Was ich sah, ließ mich die Lider jedoch gleich wieder erschrocken senken. Die Einrichtung war urig-rustikal, ähnlich wie die der Kneipen, die es in Hjartvik gab, und der Schankraum war vollgestopft. Dutzende Menschen waren hier, und, was ich auf den ersten Blick erkennen konnte, augenscheinlich alles Männer – die mich noch immer anstarrten.

Mir wurde ein wenig übel vor Angst. Was hatte Cassiel mit mir vor?

„Sie können nicht die Augen von dir lassen", flüsterte er in mein Ohr. Sein Atem streifte meinen Nacken und eine Gänsehaut rieselte mir wie ein feiner Schauer über den Rücken. Er hatte angefangen, mit der Hand über mein Bein zu streicheln, doch vor lauter Aufregung hatte ich es kaum zur Kenntnis genommen. Dass noch immer alle Blicke auf mir hafteten, auch wenn das Stimmengewirr inzwischen wieder anschwoll, die Musik wieder spielte und alles langsam zum normalen Betrieb zurückfand, das war mir allerdings sehr wohl bewusst.

Ich nickte, hob jedoch nicht den Blick. Stattdessen sah ich dabei zu, wie Cassiels Daumen sanfte Kreise auf meinem nackten Oberschenkel zog, was mich irgendwie beruhigte.

„Möchtest du, dass sie dich anfassen?", raunte er in mein Ohr.

Erschrocken fuhr ich hoch. Ich schüttelte den Kopf. Auf gar keinen Fall wollte ich von all diesen Fremden berührt werden!

Cassiel schmunzelte. „Bist du dir sicher? So wie sie dich ansehen, würden sie nichts lieber tun als das. Sie müssten auf meinen Befehl hören, ich könnte ihnen genau sagen, was sie mit dir anstellen sollen."

Ich schluckte schwer. Im selben Augenblick kam eine Bedienung an unseren Tisch, ein junger Mann, kaum älter als ich. Zumindest glaubte ich das, ich konnte ihm kaum ins Gesicht sehen. Nur am Rande nahm ich wahr, dass Cassiel eine Bestellung aufgab, Quellwasser und Wein, zu sehr war ich in meinen eigenen Gedanken gefangen.

Egal, was er sagte, ich wollte auf keinen Fall von fremden Männern angefasst werden und würde das Spiel abbrechen, wenn es das war, was Cassiel tun wollte. Ich könnte das Sicherheitswort benutzen, aber was würde dann geschehen? Würde er mit mir gemeinsam zum Schiff zurückkehren? Oder mich einfach hier lassen? Immerhin konnte er mir hier direkt kündigen und mich von der Aetheria verweisen. Würde das mit mir geschehen, was mit Raelyn geschehen war? Und wer würde mich beschützen, wenn Cassiel mich einfach nackt und mit gefesselten Händen bei diesen Fremden zurückließe?

Die Antwort konnte ich mir selbst geben: Niemand.

Einen Augenblick später wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als er sanft nach meinem Kinn griff und mein Gesicht zu ihm wandte.

„Ich muss zugeben, dass mich die Vorstellung ziemlich anmacht, dabei zuzusehen, wie du von all diesen Kerlen gefickt wirst", raunte er. „Ich würde dich hier auf dem Tisch festbinden und ihnen sagen, dass sie sich in einer Reihe aufstellen sollen, dass dich jeder einmal benutzen darf. Ich würde dich so gerne schreien hören, wenn du einen ganzen Abend lang das Spielzeug fremder Männer bist, vollkommen wehrlos. Ich würde ihnen sagen, dass sie nicht vorsichtig sein müssen, weil du es hart brauchst. Das stimmt doch, oder?"

Sanctus, kreiste in meinem Kopf. Mir wurde ganz schwindelig, mein Mund wurde trocken und meine Kehle eng, ich brachte keinen Ton hervor.

Cassiels Finger an meinem Bein glitten höher, bis sie schließlich meine Mitte erreichten. Er presste die flache Hand auf meinen Schoß und rieb in sanften, kreisenden Bewegungen darüber. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und stieß ein Seufzen aus.

„Aber auf der anderen Seite", flüsterte er in mein Ohr, während er gleichzeitig den Druck verstärkte, „spüre ich, dass du das nicht willst. Dass du nur von mir genommen werden willst, dass du nur mir allein gehören willst. Und das ist auch ziemlich heiß."

Ich öffnete blinzelnd die Augen, als ich eine weitere Stimme hörte. Der junge Mann war an unseren Tisch zurückgekommen, um unsere Bestellung zu bringen, doch Cassiel dachte gar nicht daran, von mir abzulassen, ganz im Gegenteil. Mit einer Hand spreizte er meine Beine noch ein wenig weiter, während er mit der anderen weiterhin meinen Schoß massierte. Mein Blick fand für einen kurzen Augenblick den des Kellners. Er starrte auf meine nackten Brüste, dann zu Cassiels Hand zwischen meinen Beinen. Seine Wangen glühten leuchtend rot, doch seine Pupillen waren riesig, die Augen schwarz wie Käfer im Dämmerlicht der Kneipe – dann wandte er hastig das Gesicht ab und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.

Cassiel lachte leise. „Hast du gesehen, was du mit dem armen Jungen gemacht hast?", fragte er. „Du bist schuld, wenn seine Hose platzt."

Ohne Vorwarnung tauchte er mit zwei Fingern in mich ein und begann sie langsam in mir zu bewegen, sie immer wieder zurückzuziehen und erneut hineinzustoßen. Mit der anderen Hand fing er an, meine Nippel zu zwirbeln, was mir ein leises Wimmern entlockte. „Sieh dich nur um, Lumi", raunte er an meinem Ohr. „Du treibst sie in den Wahnsinn, sie alle. Willst du wissen, was sie über dich denken?"

Endlich brachte ich es über mich, den Blick zu heben. Cassiel hatte recht. Sie alle starrten uns an – aber nicht nur das. Einige von ihnen hatten begonnen, über ihren Schritt zu reiben. Ein Bild das mich gleichermaßen verstörte wie auch erregte. Aber vielleicht lag letzteres auch an Cassiel. Oder es war die Kombination aus allem. Ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand.

„Der Kellner war unschuldig", flüsterte er jetzt, ohne dabei von mir abzulassen. Inzwischen war ich dank seiner Worte und Berührungen feucht und geschwollen. „Der hat sich nur vorgestellt, mit deinen hübschen Brüsten zu spielen, was ich ihm nicht verübeln kann. Aber der Kerl da drüben zu Beispiel, der hat ziemlich dreckige Gedanken." Er nickte in die Richtung eines großen, breitschultrigen Mannes an der Bar, der an seinem Bier nippte und in unsere Richtung starrte. „Der stellt sich vor, wie du vor ihm auf die Knie gehst und dir von ihm ins Gesicht spritzen lässt. Und der da hinten", Cassiel zeigte auf einen anderen Mann, einen harmlos aussehenden, etwas fülligeren Typen mit blondem Pferdeschwanz, „der würde dir am liebsten den Plug aus dem Hintern ziehen und sich selbst darin versenken. Und er möchte nicht sonderlich sanft dabei sein. Seine Fantasie ist sehr ... bildhaft."

Mein Herz stolperte.

„Keine Sorge", sagte Cassiel. Er ließ für einen kurzen Moment von mir ab und nahm einen Schluck von seinem Wein. „Ich habe verstanden, dass du das nicht möchtest. Du bist sicher bei mir. Was ich aber weiß, ist, dass du dir sehnlichst wünscht, auch auf deine Kosten zu kommen, weil ich es dir bisher verweigert habe. Und ich glaube, heute ist ein guter Abend, um dir deinen Wunsch endlich zu erfüllen."

Above the Winter Skies [Dark Romantasy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt