18. Auf die schweren Zeiten

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Minseo starrte auf den Deckenventilator, der sich hypnotisch in immer gleichen Umdrehungen über seinem Kopf drehte, die kühle Luft in seinem Hotelzimmer verbreitend. Sein Handy lag neben ihm auf dem Bett, irgendein Instagramreel von Featurelover666 in Dauerschleife darauf, wie der User hieß der ihr Flughafenvideo mit der Caption „Omg die Haarfarben. I smell Comeback" gepostet hatte. Die Kommentarspalte war offen, Minseo hatte sie nur in einem Zeitüberbrückungsversuch überflogen.

Jap, Feature Episode two is coming you guys.

Zum Glück haben sie Florians Haare gelassen, ich hätte geheult, wenn er sie gefärbt hätte.

Jaeboms Haare sind so verdammt hübsch an ihm.

Minseo und Oreo Hair? Slay

I miss Jiyoon

Minseo und Oreo Haare, ja gut, aber stellt euch vor wie gut Yejun damit ausgesehen hätte #Justice for Yejun

Und viele weitere Kommentare waren unter dem Video. Meistens positiv.

Er wusste nicht, worauf er eigentlich wartete. Heute hatten sie nichts mehr vor und das Hotel war wirklich schön. Er könnte sich etwas umsehen, vielleicht zu den Pools gehen, wenigstens seine Sachen auspacken. Golden Entertainment hatte keine Kosten gespart, um ihnen diesen Luxus hier zu gönnen. Sie waren komplett abgeschieden, niemand konnte sie hier belangen. Das Hotel war wie eine Ruhe-Oase, keine Mengen an Fans kein Gekreische. Ihr eigener Pool-VIP Bereich, damit wirklich niemand sie stören konnte. Und trotzdem war Minseo hier, alleine in seinem viel zu großem Hotelzimmer und konnte an nichts anderes denken als Jiyoons Anruf. Ob er wieder anrufen würde?

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufschrecken, gefolgt von Florians Stimme, die zu ihm drang: „Hey, willst du nicht auch mit runter zu den Pools kommen. Jaebom hat gesagt, dass ihm nicht mehr schlecht ist und wir haben auf dem ganzen Ausflug wohl nie wieder so viel Zeit wie jetzt."

„Ich komme dann nach", rief Minseo zurück, auch wenn er sich noch nicht sicher war, ob er das wirklich tun würde.

„Ist gut", Florian schien sich damit zufrieden zu geben und an seinen verhallenden Schritten im Gang erkannte Minseo, dass der Jüngere schon alleine zu den Pools gegangen sein musste. Resigniert warf er den Kopf wieder zurück in sein Kissen.

Sein Handy vibrierte.

Fred_Darrel:

Hey, ich bin's noch mal. Ich hoffe ich bin nicht zu aufdringlich, ich weiß ihr hattet nen langen Flug, aber du hast dich nicht mehr gemeldet.

Minseo griff danach, um zu antworten.

Minseoooo:

Schon gut, ich war bloß müde und bin nicht dazu gekommen zurückzuschreiben. Wir sind gut angekommen.

Fred_Darrel:

Das ist schön zu hören. Ich freu mich schon euch morgen alle mal persönlich zu treffen.

Alle außer Jiyoon, dachte Minseo und setzte sich auf. Er konnte sein Gesicht im Spiegel am Schrank gegenüber sehen und bemerkte wie zerknautscht und fertig er eigentlich aussah. Nicht, dass es ihn überraschte, schließlich fühlte er sich auch so.

Langsam erhob er sich und öffnete seinen Koffer und zog seine Badesachen heraus. Er hatte die Entscheidung getroffen doch noch zu den Pools zu gehen.

Als er diese erreichte, waren Jaebom, der wieder etwas Farbe im Gesicht hatte, und Florian bereits im Wasser und in eine wilde Wasserschlacht verwickelt, Nolan lag mit der Sonnenbrille im Gesicht auf einer der Liegen und blickte überrascht auf, als er Minseo sah.

„Ich dachte du kommst gar nicht mehr", bemerkte er, als Minseo, der seine Badehose bereits trug sich seines Oberteils entledigte.

„Das dachte ich auch, aber dann hab ich es mir anders überlegt.", gab er lediglich zurück.

Nolan erhob sich und sah ihn mit festem Blick an.

„Du warst nach dem Telefonat ziemlich mitgenommen. Hat Jiyoon etwas gesagt, das du uns nicht erzähl hast?"

Minseo schüttelte eine Spur zu schnell den Kopf. „Nein, hat er nicht."

Nolan legte eine Hand auf Minseos Schulter.

„Du hast gesagt wir sind wie eine Familie. In einer Familie erzählt man sich Dinge", sagte er ruhig.

„Ich glaube nicht, dass das in allen Familien so ist", gab Minseo zurück.

„Bitte Minseo. Ich mache mir genauso große Sorgen um Jiyoon wie du."

Minseo zögerte einen Moment lang.

„Ich glaube irgendwas stimmt nicht.", flüsterte er, „Er hat gesagt es wäre alles okay, aber er hat nicht so geklungen. Es war genau wie das Statement des Entertainments dazu. So ein 'Ihm geht es gut, aber...'Verstehst du was ich meine?"

Nolan nickte langsam.

„Er ist dir sehr wichtig, oder?", fragte er dann und Minseos Herz sank. Wusste er von der Sache. Das konnte nicht sein, oder? Nolan betrachtete ihn prüfend.

„Ich meine ihr steht euch schon seit Born Singer sehr nahe, auch wenn ich nach unserem Debut mal dachte, dass es mit euch beiden nicht so laufen würde."

Minseo schluckte und nickte.

„Er wollte auch, dass Yejun in die Gruppe kommt", sagte er trocken.

„Ließt du etwa immer noch diese Justice für Yejun Kommentare? Du bist in der Gruppe klar? Und niemand hat das Recht dir diese Ehre abzuerkennen und sich Yejun an deine Stelle zu wünschen."

„Das sagt sich so leicht", gab Minseo zurück, „Aber ich ziehe euch alle ständig runter. Yumi hat mir das vorgestern selbst gesagt."

Dann stand er auf und ging zum Pool, ehe das Gespräch noch in eine weitere unvorhersehbare Richtung verlaufen konnte.

„Ich hab doch gesagt Minseo kommt auch noch", rief Florian und schwamm ihm, gefolgt von Jaebom entgegen, um ihn mit einer Ladung Wasser direkt in sein Gesicht zu begrüßen.

Minseo prustete und sprang zu ihnen in den Pool. Im ersten Moment war das Wasser kalt auf seiner Haut, dann bildete es einen angenehmen Kontrast zu den viel zu warmen Temperaturen.

Nolan war ihm gefolgt, konnte aber nicht mit ihm reden, da er auf dem Weg zu Minseo in Florians und Jaeboms Kleinkrieg verwickelt wurde. Minseo hielt sich in der Nähe des Randes auf, wo ihn die Wasserspritzer nicht erreichen konnten und sein Handy, das in seiner Tasche war, sich in Hörweite befand.

Jiyoon hatte sich immer noch nicht gemeldet, dafür aber Fred. Er und Minseo hatten eine Weile hin und her geschrieben, bevor Minseo zum Pool gegangen war. Es war eine willkommene Ablenkung gewesen und er freute sich schon den Sänger morgen zu treffen. Er schien ein netter Kerl zu sein.

Nolan hatte ihn schließlich erreicht.

„Du bist keine Last für Feature, das wollte ich eigentlich noch sagen. Scheiß auf Yumi, die ist eine egozentrische..."

„Pass auf, was du über meine Mum sagst", Jaeboms Ausruf war aber eher scherzhaft gemeint, als er und Florian zu ihnen geschwommen kamen. Jaebom kletterte aus dem Wasser und ging zu der kleinen Hütte neben der Pools. Sie hörten, wie er den Kühlschrank darin öffnete, und kurz darauf kam er mit Bier zu ihnen zurück.

„Wo hast du das schon wieder her?", fragte Nolan entrüstet.

„Die Mitarbeiter im Hotel wissen nicht, dass wir nicht trinken dürfen und da ich in Amerika auch volljährig bin, stand mir nichts im Weg einfach Bier beim Roomservice zu bestellen", erklärte Jaebom lediglich und hielt ihm eines hin, „Also willst du jetzt was davon oder nicht?"

Nolan grummelte und nahm es schließlich entgegen. Minseo und Florian bekamen auch eins.

„Auf die schweren Zeiten", Jaebom hob seine Flasche, „Und dass wir sie irgendwie überstehen."

The Struggle is realWo Geschichten leben. Entdecke jetzt