23. Am Pool

8 1 2
                                    

Gegen Nachmittag kam der Dreh zu einer Pause und nach einem kurzen Mittagessen, das aus Instant-Ramen bestand, lud Fred Minseo und Jaebom mit zu seiner Villa ein. Die anderen waren immer noch zum Dreh in der Stadt und würden erst später im Hotel wieder zu ihnen stoßen.

Jaebom war der erste von ihnen, der sich in den Pool stürzte.

„Wie hältst du es den ganzen Sommer über hier aus?", fragte er an Fred gewandt, „Ich bin schon den ganzen Tag am Dahinschmelzen."

Fred lachte. „Ist ne Gewohnheitssache."

Dann wandte er sich Minseo zu, der immer noch komplett angezogen auf einem der Liegestühle saß.

„Los, du kommst nicht aus. Ab in den Pool"

Minseo seufzte geschlagen und ging sich umziehen. Als er in Badehose auf die Terrasse kam, schien Fred schon am Rand des Pools zu warten und Minseo bemerkte, wie der Blick des Sängers einmal an seinem schlanken Körper herunterwanderte.

Minseo blickte zu Boden und widerstand dem Bedürfnis die Arme, um sich zu schlingen, um sich wenigstens etwas bedecken zu können. Er hatte sich schon immer etwas unwohl dabei gefühlt seinen Körper vor anderen zu entblößen.

Doch Zeit zum Zögern hatte er keine, da Jaebom im nächsten Moment wie aus dem nichts hinter ihm auftauchte und ihn mit sich in das kühle Wasser riss. Minseo prustete und spuckte Wasser, als er wieder an die Oberfläche gelangte.

Fred lehnte immer noch am Poolrand und kicherte amüsierte, ehe er sich eine Ladung Wasser ins Gesicht von Minseo einfing. Die Rache des Amerikaners folgte prompt. Minseo fragte sich, ob er schon auf die Gelegenheit gewartet hatte, als sich die Arme des blonden Sängers um ihn legten und ihn unter Wasser drückten.

Minseo hasste es wie die Pest untergetaucht zu werden.

Aber er wollte Fred seinen Spaß nicht verderben.

Nach Atem ringend kämpfte er sich wieder an die Oberfläche und war froh, dass der Sänger ihn kein zweites Mal untertauchte.

„Okay", keuchte er, „Ich hab meine Lektion gelernt."

Jaebom war währenddessen wieder aus dem Pool geklettert und fuhr sich prüfend durch seine filzigen Haare.

„Ich glaube die Filmcrew tötet uns, wenn wir so wieder ans Set gehen", meinte er.

„Du kannst gerne bei mir duschen. Mein Hausmädchen ist grad da, sie kann dir zeigen, wo das Bad ist.", schlug Fred vor und Jaebom nickte dankbar.

„Danke man. Das ist nett"

Minseo wusste nicht, was er davon halten sollte, dass er und Fred jetzt ganz alleine hier waren, nach den hunderttausend Anmachen des Sängers über die letzten Tage.

„Wie siehts mit dem Song aus?", fragte Fred.

„Ich hab mir was für den Refrain überlegt", erwiderte Minseo und lehnte sich neben in an den Rand des Pools.

„Das wäre dein Teil", fügte er hinzu.

„Sing mal", forderte Fred ihn auf und Minseo verzog das Gesicht.

„Du hast schon vor viel mehr Leuten gesungen als vor mir", kicherte der blonde Sänger auf seine abwehrende Reaktion hin.

„Ja und die haben mir gesagt ich soll es mit dem Singen lassen, mich verziehen und Yejun meinen Platz in der Gruppe überlassen", Minseo wollte am liebsten untertauchen.

„Wer zur Hölle ist Yejun?", fragte Fred.

„Ein anderer Teilnehmer von Born Singer, dessen Platz ich angeblich gestohlen habe", erklärte Minseo, „Er war ziemlich gut in allem, was er gemacht hat, und ist trotzdem rausgeflogen. Es gibt ein Hashtag namens Justice for Yejun, nachdem er rausgeflogen ist."

„Oh", machte Fred, „Das ist ziemlich unfair, aber keine Ausrede, um mir jetzt nicht den Refrain vorzusingen"

„Okay", sagte Minseo frustriert und stimmte die Töne an. Fred hörte ihm zu, auch als ihm der Text ausging und er die Melody nur noch weitersummte.

„Es ist noch nicht ausgearbeitet und...", versuchte er sich zu verteidigen, doch Fred hob den Finger und sagte „Sh, Schluss mit dem ständigen Rechtfertigen. Du musst dich nicht rechtfertigen, okay? Das ist verdammt gut. Ich liebe dir Lyrics und die Melody. Das wird ein guter Song und ich will nicht, dass du dich kleiner machst als du bist, klar?"

Minseo nickte. „Ich fühle mich nur extrem unsicher, weil ich im Gegensatz zu anderen Musikern noch nicht so lange dabei bin. Ich hab als Kind keine hundert Songs geschrieben und komm mir irgendwie blöd vor professionellen Producern reinzureden, wenn du das verstehst."

Fred nickte.

„Sei nicht so unsicher. Nur weil man lange dabei war, heißt das nicht, dass man automatisch einer der guten ist. Es gibt Leute, die machen ihr ganzes Leben lang beschissene Musik, ich kenn welche."

Minseo grinste. „Beispiele?"

„Das würde wohl kontrovers werden", stimmte Fred in sein Lachen mit ein, „Und zu deinem Gesang kann ich nur eines sagen Minseo: Das Einzige, was dir fehlt ist, dass dir jemand nochmal ein bisschen dabei hilft die Techniken zu verbessern. Du hast eine schöne Stimme und wenn du weißt, wie man sie richtig einsetzt, dann schreibt niemand mehr, dass dieser Yejun besser singt."

„Sei einfach nicht so unsicher", Freds Stimme wurde etwas leiser und Minseo spürte, wie sich seine Hände unter Wasser um seine Taille legten und ihn näher zogen.

Er spürte, wie sein Atem bei der plötzlichen Nähe schwerer wurde und das nicht auf eine unbedingt schlechte Art. Törnte ihn das hier gerade an?

Freds Zeigefinger malte leichte Kreise auf seiner Haut und Minseo atmete etwas zu laut aus, was der Sänger mit einem anzüglichen Lächeln kommentierte.

„Ich... das ist mir zu nah", keuchte Minseo. Seine Stimme war schwach.

Fred nickte und rückte von ihm ab.

„Tut mir leid."

„Schon gut", erwiderte Minseo.

Fred musterte ihn eine Weile, ehe er fragte.

„Willst du dann nach Jaebom auch noch Duschen gehen?"

Minseo nickte und hievte sich aus dem Wasser. Fred folgte ihm und reichte ihm eines der Handtücher, die schon bereit lagen.

„Ich hab jetzt irgendwie die Stimmung gekillt, oder?", fragte er schließlich kleinlaut, doch Minseo winkte nur ab.

„Wir sollten weiter an dem Song arbeiten. Ich hatte eigentlich auch ein paar Lyric-Vorschläge vorbereitet, die wir vielleicht für Strophen verwenden können", Fred öffnete seine Notiz-App und setzte sich auf einen Liegestuhl, Minseo nahm neben ihm Platz.

„Schau sie dir einfach mal an und sag mir, wenn etwas nicht passt. Und ich will, dass du ehrlich bist, Minseo, es ist dein Song, ich hab dir da nicht dreinzureden."

„Wessen Song?", erklang Jaeboms Stimme an der Tür, der von der Dusche zurück war und sich schon wieder in seine Klamotten für den restlichen Dreh geworfen hatte.

„Oh nur so ein Projekt", versuchte Minseo ihn abzuwehren, doch Jaebom hatte schon den Block mit den Lyrics entdeckt, der etwa einen Meter entfernt von Minseo auf einem weiteren Liegestuhl lag.

„Gehört das zu dem Song?", fragte er und überflog die Lyrics mit großen Augen, „Du weißt schon, dass Golden Entertainment dir nie und nimmer erlauben wird das hier zu veröffentlichen?"

„Das ist ja auch kein Song für jetzt, eher für wenn unser Vertrag ausläuft.", gab Minseo zu.

„Denkst du schon so weit voraus?", fragte Jaebom.

„Manchmal. Du nicht?"

Jaebom seufzte. „Ich vermeide es."

Minseo nickte, dann erhob er sich.

„Ich geh dann mal duschen."

The Struggle is realWo Geschichten leben. Entdecke jetzt