25. Nachrichten aus Seoul

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Tag zwei am Set: Jaebom war gerade dabei Nolan zu versichern, dass er überhaupt keinen Kater hatte, weil er ja auch keinen Alkohol getrunken hatte, allerdings sah er dafür viel zu überfahren aus, um glaubhaft zu wirken. Ihr Manager hatte es jedoch ignoriert und ging gerade die Bilder durch, die gestern auf der Party entstanden waren, um ein zwei passende für Instagram auszuwählen.

Minseo selbst hatte von dem ganzen Trip bisher lediglich fünf Fotos gepostet. Eins mit Fred, eins im Studio, ein Foto, das der Staff im Flugzeug gemacht hatte und zwei Selfies am Set ihres Musikvideos. So viele Fotos hatte Florian schon von sich im Flugzeug gepostet, bevor sie überhaupt auf amerikanischem Boden gelandet waren. Minseo hatte bereits in seinen Kommentaren gelesen, dass er sich mal mehr blicken lassen sollte, weil es von seinem Aufenthalt in Amerika mehr Fanbilder von ihm gab als offizielle.

Er bezweifelte allerdings, dass auch nur einer von ihnen so erpicht auf einen besseren Einblick in sein Leben war. Er könnte auch die ganzen Bilder posten, auf denen er halb tot aussah. Sie könnten das Video sehen, in dem er weinte und Jaebom sich zeitgleich daneben übergab. Er könnte unter die Bilder vom Flughafen schreiben „Ich hab ne Scheißangst vor euch allen 😊"

All das könnte er ihnen zeigen und noch viel mehr, aber niemand würde es sehen wollen.

Wer Kpop mochte, der wusste um die dunklen Seiten. Und dennoch viel man auf die hübsch Instagram-Posts seiner Idols rein, auf denen jede Reise wie die schönste ihres Lebens aussah. Und dann dachte man so Dinge wie „Die Industry ist so grausam, wie gut, dass sie meine Lieblinge verschont haben und die jetzt so ein schönes und unbeschwertes Leben führen können".

Minseo musste zugeben, dass er definitiv auf sich selbst hereingefallen wäre. Trotz der wenigen Posts.

Ihr Manager hatte schließlich eines gefunden und irgendjemand anderes vom Staff lud es hoch.

Es war ein schönes Foto. Sie alle vier in Freds luxuriösen Treppenhaus, Fred strahlend in ihrer Mitte. Die Qualität schlecht genug, um es als Retro zu bezeichnen.

Der Dreh dauerte heute noch etwas länger und endete um vier Uhr. Danach war nicht viel Zeit, bevor sie zu irgendwelchen Interviews kutschiert wurden. Zwei, direkt hintereinander. Zum Glück mit den gleichen Fragen.

Die Hosts interessierten sich sowieso kaum für sie. Der einzige Grund, warum sie eingeladen waren, war weil alles, was mit Kpop zu tun hatte Klicks generierte.

Morgen würden noch mehr Interviews folgen und ein Gastauftritt auf einem Konzert von Fred und Übermorgen war eine Sightseeingtour auf dem Programm und Episode zwei für Featuring Feature.

Übermorgen war also nur für die ästhetischen Social Media Posts auf dem Programm und zog ihren Trip dadurch sowas von in die Länge.

Minseo zuckte zusammen, als sein Handy mitten unter einem der Interviews zu klingeln begann und ihr Manager es ihm erbost aus dem Off wegnahm.

„Alles gut, wir schneiden das einfach raus", meinte die Dame, die sie interviewte.

Minseo erhaschte lediglich einen Blick auf die ihm vollkommen unbekannte Telefonnummer, die ihn anrief und die von seinem Manager so achtlos weggedrückt wurde, mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es sein eigenes Handy.

Minseo wusste nicht wieso, aber irgendwie pisste ihn dieses Verhalten ziemlich an, was man hoffentlich im Rest des Interviews nicht bemerken würde.

Erst im Hotel bekam er sein Handy zurück.

„Nächstes Mal wird das auf stumm geschalten, ist das klar? Wir wollen nicht, dass sich so eine peinliche Situation noch mal wiederholt.", waren die Worte seines Managers.

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