24. Wer hat das Mindset?

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Minseo kaute auf seinen Fingernägeln herum. Eine Sache, die er schon ewig nicht mehr getan hatte, aber durch den gottverdammten Stress wieder anfing.

„Und wir kriegen wirklich keinen Alkohol?", fragte Jaebom nun schon zu dritten Mal, als die Limousine in Freds Einfahrt einbog.

„Nein", sagte ihr Manager scharf, „Ihr kennt die Regeln Jungs. Ich muss also nicht erklären, dass ihr euch in keinen Skandal verwickeln lasst."

Nolan schnaubte bei dieser Aussage.

„Klar, meistens steht da ja auch immer schon ein Reklameschild mit der Aufschrift Achtung Skandal."

Es folgte ein absolut tödlicher Blickwechsel zwischen ihm und ihrem Manager. Sie waren seit heute Morgen generell nicht gut aufeinander zu sprechen.

Der Wagen hielt und sie stiegen aus. Ihr Manager begleitete sie noch bis zur Tür, wo Fred sie bereits erwartete. Es folgte eine ewig lange Vorstellungsrunde mit allen Partygästen und das waren nicht unbedingt wenige.

„Oh, ihr macht Kpop. Davon hab ich schon mal gehört. BTS richtig?", fragte eine Frau, die schon etwas getrunken haben musste, sie überfröhlich.

„Fast" sagte Nolan.

„Sicher, dass das eine Kpop-Gruppe ist? Die zwei da sind ja eindeutig weiß", sagte ein anderer eher skeptischer Partygast auf Freds Vorstellung hin.

„Wir haben beide die koreanische Staatsbürgerschaft", stellte Nolan klar. Er war am allerfertigsten nach der Vorstellungsrunde.

Minseo hatte nicht wirklich Lust sich aktiv an der Party zu beteiligen und hielt sich eher bedeckt. Er verstand diesen seltsamen Haufen an reichen und berühmten Leuten sowieso nicht. Sie waren alle ziemlich herabschauend war ihm aufgefallen.

Dieses ständige Betonen, dass sie Kpop liebten und die Musikrichtung sehr exotisch fanden, die ständige Nachfrage, ob Minseo sie schon verstehen könnte, weil sie ihm nicht glaubten, dass er amerikanische Wurzeln hatte und noch dazu diese gespielte Nettigkeit und das seltsame Lächeln, als wären sie kleine Kinder, die gerade etwas erzählten.

Florian und Nolan kamen schon viel besser an. Die beiden weißen Jungs, die genauso wie Fred Musik machten und die es sicher weit bringen würden und der Gruppe auch in Amerika Erfolg zusichern konnten, weil sie ja das Mindset hatten und die Sprachkenntnisse (Dabei ignorierten sie alle, dass sowohl Jaebom als auch Minseo sich fließend auf Englisch mit ihnen unterhalten hatten).

„Denken die eigentlich wir sind rassistische, homophobe Arschlöcher, weil wir aus Asien kommen?", hatte Jaebom Minseo nach einer Weile ins Ohr geflüstert, als ein älterer Typ Florian gerade erklärte, dass er mit seinem hübschen Gesicht Amerika im Sturm erobern würde und aufgrund seiner guten Erziehung ein Segen für die Gruppe war, die sich sonst sicher schwer tun würde.

„Scheint so. Soll ihm jemand sagen, dass wir es in Amerika nur wegen Leuten wie ihm schwer haben? Wer ist hier der Rassist?", erwiderte Minseo. Es war seltsam direkt vor anderen Leuten auf einer anderen Sprache über sie zu reden. Florian warf ihnen beiden einen warnenden Seitenblick zu.

„Ich denke nicht, dass der Erfolg in Amerika unbedingt damit zu tun hat, dass ich und Nolan weiß sind", sagte Florian sehr direkt, „Die Fans lieben vor allem die Musik, die wir machen und unser Produzent und Songwriter ist hauptsächlich Minseo dort hinten."

Minseo sah zu Boden, als die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet wurde. Der ältere Herr musterte ihn interessiert.

„Ich dachte mir schon, dass ihre Musik sehr exotisch klingt", sagte er.

„Ich glaube ich krieg den Würgereiz, wenn ich noch einmal das Wort exotisch höre", sagte Jaebom auf Koreanisch und Minseo zwang sich zu einem Lächeln.

The Struggle is realWo Geschichten leben. Entdecke jetzt