Wir waren Brüder | Regulus Black FF

30. Gespräche

Ich saß in meinem Zimmer im Grimmauldplatz Nr. 12 und starrte auf das dunkle Holz der Tür. Die Geräusche des Hauses klangen dumpf und gedämpft, als ob die Wände selbst die Spannung meiner Familie spüren könnte. Es war der erste Tag der Weihnachtsferien und die Stimmung war, wie immer, bedrückend.

Ich wusste, dass ich nicht länger vermeiden konnte, mit Sirius zu sprechen. Seit unserer Ankunft hatte er sich in sein Zimmer zurückgezogen und ich hatte ihn nur selten gesehen. Das Schweigen zwischen uns war unerträglich. Schließlich stand ich auf und machte mich auf den Weg zu seinem Zimmer. Vor seiner Tür zögerte ich, bevor ich anklopfte.

"Was?" rief Sirius von innen, seine Stimme klang gereizt.

"Ich bin's, Regulus," sagte ich leise. "Kann ich reinkommen?"

Nach einem Moment des Schweigens öffnete sich die Tür und Sirius stand da, die Augen dunkel und voller Abwehr. "Was willst du?"

Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. "Wir müssen reden," begann ich und suchte nach den richtigen Worten. "Es ist... es ist wegen allem. Wegen dir, mir, unserer Familie."

Sirius lachte trocken. "Wegen unserer Familie? Was gibt es da zu reden? Sie hassen mich, und ich hasse sie. Einfacher geht's nicht."

"Es ist nicht so einfach," widersprach ich. "Sie machen sich Sorgen, und du gibst ihnen Gründe, sich Sorgen zu machen. Deine Freunde, dein Verhalten... es passt nicht zu dem, was sie von uns erwarten."

"Ach, wirklich?" Sirius’ Augen funkelten vor Zorn. "Und was erwarten sie? Dass ich ein guter kleiner Black bin, der alles tut, was sie wollen? Dass ich ihre Vorstellungen von Reinblutwahn und Dunkler Magie unterstütze?"

"Es geht nicht nur darum," sagte ich und spürte, wie meine Stimme zitterte. "Es geht darum, dass du dich von uns entfernst, dass du dich von mir entfernst. Wir sind Brüder, Sirius. Das sollte etwas bedeuten."

"Es bedeutet auch etwas, Regulus," antwortete Sirius, seine Stimme leiser, aber nicht weniger intensiv. "Aber ich kann nicht so sein wie du. Ich kann nicht so sein wie sie. Ich will ein eigenes Leben, ohne diesen ganzen Wahnsinn."

"Und was ist mit mir?" fragte ich, meine Verzweiflung wuchs. "Was ist mit mir und dem, was ich durchmache? Du lässt mich allein mit all dem hier. Mit ihnen."

"Regulus..." Sirius seufzte und ließ sich auf sein Bett sinken. "Ich weiß, dass es für dich schwer ist. Aber du musst verstehen, dass ich das nicht kann. Ich kann nicht hierbleiben und so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Weil es das nicht ist."

Ich setzte mich neben ihn und wir saßen eine Weile schweigend da. Die Stille zwischen uns war erdrückend, gefüllt mit unausgesprochenen Worten und unausgesprochenem Schmerz.

"Warum kannst du nicht einfach versuchen, es ihnen recht zu machen?" fragte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Warum kannst du nicht einfach ein bisschen anpassen, um den Frieden zu bewahren?"

Sirius sah mich an, seine Augen voller Trauer und Entschlossenheit. "Weil ich mich dabei selbst verlieren würde, Reggie. Und das ist etwas, was ich nicht kann. Ich muss meinen eigenen Weg gehen, auch wenn es bedeutet, dass ich dich zurücklasse."

Die Worte trafen mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ich stand auf und wandte mich zur Tür. "Dann geh deinen Weg, Sirius," sagte ich bitter. "Aber wundere dich nicht, wenn ich irgendwann aufhöre, dich zu vermissen."

Ich verließ sein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Mein Herz war schwer und mein Geist verwirrt. Ich ging zurück in mein Zimmer, setze mich auf mein Bett und begann zu weinen. Ich konnte nicht fassen, dass Sirius das gesagt hatte.

"Regulus, stehe auf und komme runter!" hörte ich plötzlich eine Stimme schreien. Es war meine Mutter. Schweißgebadet lag ich im Bett, endlich war dieser Alptraum vorbei.

Doch ich wusste, dass sich dieser Traum irgendwann in die Realität umwandeln musste. Irgendwann musste die Konfrontation zwischen Sirius und mir kommen, doch heute war ich noch nicht soweit.