Ich stand in einer schwarzen Robe da, die an meinen Armen und Schultern schwer herabhing. Die Kapuze war tief über mein Gesicht gezogen, und meine Hand umklammerte fest einen Zauberstab. Das Gefühl, das mich durchströmte, war eine Mischung aus Macht und Kälte. Es fühlte sich fremd, aber gleichzeitig erschreckend vertraut an.
Neben mir erschien Bellatrix, ihre Augen funkelten wild vor Begeisterung. „Es ist Zeit, Regulus,“ zischte sie, ihre Stimme klang so lebendig wie die einer Schlange. „Heute beweisen wir unsere Loyalität.“
Ich wollte fragen, was sie meinte, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Es war, als ob ich keine Kontrolle über meinen eigenen Körper hatte, als ob ich in meinem eigenen Traum gefangen wäre, unfähig, ihm zu entkommen oder ihn zu beeinflussen. Bellatrix trat vor, ihr Schritt federnd und leicht, und ich folgte ihr, ohne wirklich zu wissen, warum.
Wir erreichten einen offenen Platz, der von verfallenen Mauern umgeben war. In der Mitte des Platzes kniete jemand, gefesselt und gedemütigt. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich erkannte, wer es war.
Sirius.
Sein Kopf war gesenkt, seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht, und seine Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden. Er sah anders aus als sonst, verletzlicher, schwächer. Aber da war auch ein Ausdruck von Trotz in seinen Augen, als er aufsah und mich direkt anblickte.
„Regulus,“ flüsterte er, „du musst das nicht tun. Du kannst dich noch entscheiden.“
Bellatrix lachte laut auf, ein kaltes, hämisches Lachen, das in der Dunkelheit widerhallte. „Oh, doch, das muss er,“ sagte sie mit einem sadistischen Lächeln. „Es ist seine Prüfung. Der Dunkle Lord will sehen, ob er wirklich einer von uns ist.“
„Ich...“ Meine Stimme klang klein und hilflos, und ich wollte etwas sagen, wollte widersprechen, aber mein Körper gehorchte nicht. Stattdessen hob ich den Zauberstab und richtete ihn auf Sirius.
„Tu es, Regulus,“ zischte Bellatrix neben mir, „zeig ihm, dass du würdig bist.“
Ich spürte, wie meine Hand zitterte, mein ganzer Körper bebte vor Angst und Unentschlossenheit. Sirius' Blick brannte sich in mein Gedächtnis ein, voller Enttäuschung und Trauer. Er sah mich nicht einmal wirklich mit Wut an, sondern mit einem stillen Bedauern.
„Du musst nicht so enden wie sie,“ sagte er, seine Stimme leise, aber fest. „Du bist nicht wie sie.“
„Schweig!“ brüllte Bellatrix, und ich konnte spüren, wie die Wut in mir aufstieg, eine Wut, die nicht wirklich mir gehörte, sondern die von der Angst und dem Druck herrührte, den ich verspürte. Die Worte meiner Mutter hallten in meinem Kopf wider: „Du wirst uns nicht enttäuschen.“
„Reggie,“ sagte Sirius ein letztes Mal, „bitte.“
Ich schloss meine Augen, die Hand mit dem Zauberstab fühlte sich plötzlich unnatürlich schwer an. Doch dann hörte ich Bellatrix' hämische Stimme, wie sie den Fluch sprach: „Avada Kedavra.“
Ein grelles, grünes Licht erhellte die Dunkelheit, und als ich die Augen öffnete, sah ich, wie Sirius reglos zu Boden fiel. Seine Augen, die eben noch so lebendig und voller Leben gewesen waren, starrten nun leer und kalt ins Nichts.
Ein Schrei entwich meinen Lippen. In Schweiß gebadet wachte ich in meinem Bett auf.
Doch alles, was ich fühlte, war Leere. Eine allumfassende Leere, die meine Gedanken und Gefühle verschlang.
Ich saß im Dunkeln und rang nach Atem. Es war nur ein Traum, sagte ich mir, aber die Bilder und Gefühle waren so lebendig gewesen, dass sie sich wie eine grausame Realität anfühlten. Der Gedanke, dass ich zu so etwas fähig wäre, erfüllte mich mit tiefem Entsetzen.
Sirius hatte im Traum gesagt, dass ich mich noch entscheiden könnte. Aber ich war mir nicht sicher, ob das wirklich stimmte. Der Druck, die Erwartungen, sie lasteten so schwer auf mir. Und doch, dieser Traum... Es war, als ob er mir etwas sagen wollte.

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Wir waren Brüder | Regulus Black FF
FanficIn dieser FF geht es um das Leben von Regulus Black, seine schwere Kindheit und sein leben auf Hogwarts und vor allem um sein Verhältnis zu Sirius. Ließt einfach mal rein