46. Konfrontation

12 1 0
                                    

Sichtwechsel: aus Sirius Sicht

Ich war mit den Jungs auf dem Weg zum Schloss, als ich Regulus alleine an einem Tisch sitzen sah. Der Anblick ließ mir einen Kloß im Hals stecken bleiben. Er war so vertieft in sein Buch, dass er uns erst bemerkte, als wir schon direkt vor ihm standen. James, der wie immer nichts ausließ, grinste breit und schlug mir leicht auf die Schulter.

„Schaut mal, wen wir hier haben,“ begann er in einem Tonfall, der mich sofort anspannte. „Der kleine Black, ganz allein mit seinen Büchern. Was liest du denn, Regulus? Ein Leitfaden für perfekte Slytherins?“

Ich konnte sehen, wie Regulus rot wurde, und bevor er sich verteidigen konnte, trat ich vor und funkelte James an. „Lass ihn in Ruhe, James.“

James hob die Hände und zog eine Augenbraue hoch. „Alles klar, alles klar. Aber du musst zugeben, es ist doch komisch, ihn so zu sehen, oder?“

Ich wandte mich von James ab und sah Regulus direkt an. Sein Blick war unsicher, fast so, als ob er etwas sagen wollte, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Es machte mich wahnsinnig, ihn so zu sehen – immer so verflucht kontrolliert, als ob er ständig darauf achten müsste, was er tut, um bloß keinen Fehler zu machen.

„Regulus,“ sagte ich schließlich, die Anspannung war mir deutlich in der Stimme anzumerken. „Was machst du hier allein?“

Er senkte den Blick und murmelte etwas, das ich nicht ganz verstand. Aber ich wusste, was kommen würde. Dieselbe Leier wie immer: Er war hier, um zu lernen, um sich vorzubereiten, um die Erwartungen zu erfüllen. Immer die Erwartungen.

„Weißt du,“ begann ich und meine Stimme klang härter, als ich es wollte, „du hast deinen Weg gewählt. Du hast entschieden, wie du sein willst.“

Regulus sah auf, seine Augen suchten nach einer Antwort, die er vielleicht nicht hatte. „Sirius, das ist nicht so einfach.“

„Doch, das ist es,“ erwiderte ich schnell und schaute ihm direkt in die Augen. „Du hast immer eine Wahl. Du hast immer die Möglichkeit, dich gegen das zu stellen, was du nicht willst.“

„Aber du weißt, was auf dem Spiel steht,“ flüsterte er, und ich konnte den Hauch von Angst in seiner Stimme hören.

„Und du weißt, was ich denke,“ sagte ich leise, aber bestimmt. „Du musst nicht so leben.“

James und die anderen standen ein paar Schritte zurück, beobachteten uns, aber ich spürte ihre Blicke kaum. Alles, was ich wahrnahm, war Regulus und die unausgesprochenen Dinge, die zwischen uns lag. Diese Kluft, die immer größer wurde, je länger er sich an das klammerte, was unsere Eltern ihm eingetrichtert hatten.

„Es ist deine Entscheidung,“ sagte ich schließlich, meine Stimme etwas weicher. „Aber wenn du so weitermachst, wirst du am Ende allein dastehen.“

Regulus nickte langsam, aber ich wusste, dass er meine Worte nicht wirklich aufnehmen konnte – oder wollte. Die Realität war zu hart, zu schmerzhaft, um sie einfach so zu akzeptieren.

Ich drehte mich um, ging ein paar Schritte, bevor ich mich noch einmal zu ihm umdrehte. „Denk darüber nach, Regulus. Obwohl es eh schon zu spät ist.“

Ohne ein weiteres Wort zog ich mit den anderen weiter, aber der Gedanke an das, was ich gerade gesagt hatte, ließ mich nicht los. Vielleicht hatte ich ihn erreicht, vielleicht auch nicht. Aber ich wusste, dass ich ihm nicht helfen konnte, wenn er sich nicht selbst helfen wollte.

Während wir weitergingen, versuchte ich, die Beklommenheit abzuschütteln, die sich in meiner Brust festgesetzt hatte. Doch das Gefühl, dass ich Regulus verlor, ließ mich nicht los.

Wir waren Brüder | Regulus Black FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt