35. Grindelwald

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Geschichte der Zauberei war für die meisten Schüler die langweiligste Stunde der Woche. Professor Binns, der als Geist seit Jahrhunderten denselben Stoff vortrug, schaffte es, jeden in einen Zustand der Schläfrigkeit zu versetzen. Doch ich fand seine Geschichten faszinierend.

Heute begann Professor Binns seinen Vortrag mit einer ungewohnten Energie. „Heute, meine jungen Zauberer und Hexen, werden wir uns mit einem der dunkelsten Kapitel der magischen Geschichte beschäftigen: Gellert Grindelwald.“

Die Erwähnung dieses Namens ließ meine Augen aufleuchten. Grindelwald war ein berüchtigter dunkler Zauberer, dessen Taten und Aufstieg zur Macht mich schon immer interessiert hatten. Ich lehnte mich nach vorne und lauschte aufmerksam.

„Gellert Grindelwald war ein brillanter und charismatischer Zauberer, der seine Ausbildung in Durmstrang begann, aber wegen seiner dunklen Experimente und gefährlichen Ideen bald ausgeschlossen wurde,“ erklärte Professor Binns. „Er war ein Meister der Verführung und Manipulation und träumte von einer Welt, in der Zauberer über Muggel herrschen sollten. Wenn man im Ministerium ist, sieht man noch eine Statue aus dieser Zeit. Die Muggel tragen die Zauberer.“

Rings um mich herum fielen die ersten Köpfe auf die Tische, begleitet von leisen Schnarchgeräuschen. Aber ich ließ mich nicht ablenken. Ich wollte mehr über Grindelwalds Machenschaften erfahren.

„Nach seiner Vertreibung aus Durmstrang reiste Grindelwald nach Godric’s Hollow, wo er sich mit Albus Dumbledore anfreundete,“ fuhr Binns fort. „Die beiden teilten zunächst ähnliche Visionen und träumten von einer neuen Weltordnung. Doch ihre Freundschaft zerbrach, als Grindelwalds Methoden immer radikaler wurden.“

Ich konnte mir schwer vorstellen, dass Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts, jemals mit einem dunklen Zauberer wie Grindelwald befreundet gewesen sein sollte. Doch die Vorstellung, dass selbst die größten Zauberer dunkle Geheimnisse hatten, faszinierte mich.

„Grindelwalds Einfluss wuchs und er begann, eine Armee von Anhängern um sich zu scharen,“ sagte Professor Binns. „Er errichtete seine Festung in Nurmengard, von wo aus er seine Pläne zur Weltherrschaft vorantrieb.“

Ich sah auf meine Mitschüler, die mittlerweile fast alle im Tiefschlaf versunken waren. Selbst der Ravenclaw-Streber, der normalerweise immer aufmerksam war, hatte seinen Kopf auf den Tisch gelegt und schnarchte leise. Aber ich blieb wach, wissbegierig und gespannt auf jedes Detail.

„Seine Herrschaft der Angst und Schrecken endete erst, als Dumbledore ihn in einem legendären Duell besiegte und ihn in Nurmengard einsperrte,“ sagte Binns und schwebte dabei leicht hin und her. „Dieses Duell gilt bis heute als eines der größten in der Geschichte der Zauberei.“

Ich konnte mir die Magie und die Kraft vorstellen, die in diesem Duell freigesetzt worden sein musste. Die Vorstellung, dass Dumbledore persönlich Grindelwald besiegt hatte, ließ meinen Respekt für ihn noch mehr wachsen.

„Grindelwalds Einfluss endete nicht mit seiner Gefangennahme,“ schloss Binns. „Seine Ideen und Ideologien leben in einigen dunklen Ecken unserer Welt weiter. Es ist daher wichtig, dass wir die Geschichte kennen und aus ihr lernen.“

Als die Stunde zu Ende ging, wachte der Rest der Klasse langsam auf, als ob sie aus einem tiefen Schlaf gerissen worden wären. Die meisten hatten nicht viel von der Lektion mitbekommen, aber für mich war es eine der spannendsten Stunden überhaupt gewesen. Ich sammelte meine Sachen ein und machte mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, noch immer tief in Gedanken versunken über das, was ich gerade gehört hatte.

Grindelwalds Geschichte faszinierte mich. Es erinnert mich daran, dass Macht und Ehrgeiz gefährliche Verbündete sein konnten, und dass der schmale Grat zwischen Licht und Dunkel manchmal schwer zu erkennen ist.

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