45. Erwartungen

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Der kalte Schein des frühen Morgens drang in den Gemeinschaftsraum, als ich meine Bücher auf dem Tisch ausbreitete. Der vertraute Geruch von Pergament und Tinte sollte eigentlich beruhigend wirken, doch mein Herz fühlte sich schwer an. Die Worte meiner Mutter hallten immer noch in meinem Kopf wider, und jedes Mal, wenn ich den Stift ansetzte, spürte ich den Nachhall des Schmerzes, den sie mir zugefügt hatte. Es war, als ob jede Zeile, die ich schrieb, mit der Last ihrer Erwartungen beschwert war.

Langsam füllte sich der Raum mit anderen Slytherins. Einige gaben sich Mühe, freundlich zu wirken, während andere in Gedanken versunken wirkten, nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht. Ich versuchte, in den Gesichtern der älteren Schüler einen Anflug von Respekt oder Anerkennung zu erkennen, doch die meisten blieben kühl und distanziert.

Severus setzte sich schließlich neben mich. Ohne ein Wort schob er ein Buch zur Seite und musterte mich mit prüfendem Blick. „Du siehst müde aus, Regulus.“

„Ich habe schlecht geschlafen,“ murmelte ich, während ich mich bemühte, meine Aufmerksamkeit auf das Buch vor mir zu lenken.

„Es ist mehr als das,“ sagte Severus leise. „Was ist wirklich passiert?“

Ich zögerte. Severus war einer der wenigen, denen ich zumindest ansatzweise vertraute. Doch die Angst, die Wahrheit auszusprechen, hielt mich zurück. Schließlich hob ich den Blick und sah ihm in die Augen. „Es ist... meine Mutter. Sie erwartet viel von mir, mehr, als ich vielleicht geben kann.“

„Das tun sie alle,“ erwiderte Severus mit einer Bitterkeit in der Stimme, die ich nur zu gut verstand. „Aber wir dürfen ihnen nicht zeigen, dass sie uns brechen können.“

Severus’ Worte rüttelten mich auf. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich stärker sein musste, dass ich nicht zulassen durfte, dass die Erwartungen meiner Eltern mich zerstörten. Doch anstatt mich dagegen zu wehren, wie Sirius es vielleicht getan hätte, spürte ich den Drang, diese Erwartungen zu erfüllen. Nein, ich würde sie übertreffen.

„Du hast recht,“ sagte ich schließlich, mit wachsender Entschlossenheit in der Stimme. „Ich werde tun, was nötig ist.“

Severus sah mich einen Moment lang schweigend an. „Es ist nicht einfach, Regulus. Aber wenn du entschlossen bist, die Erwartungen zu erfüllen, dann musst du bereit sein, alles dafür zu tun.“

„Das bin ich,“ sagte ich fest. „Ich werde mich beweisen. Für meine Familie, für unseren Namen... für mich.“

Severus nickte langsam, eine Spur von Respekt in seinen Augen. „Dann mach dich bereit. Wir stehen noch am Anfang.“

Als er den Gemeinschaftsraum verließ, spürte ich, wie meine Entschlossenheit wuchs. Die Worte meiner Mutter, die Qualen, die ich erlitten hatte – sie alle hatten mir eines klar gemacht: Scheitern war keine Option. Ich würde ihre Erwartungen erfüllen, komme, was wolle.

Mit einem tiefen Atemzug schlug ich das Buch vor mir auf und begann zu lesen. Dies war nicht nur ein weiteres Schuljahr, dies war meine Gelegenheit, meinen Wert zu beweisen. Die Worte verschwammen zunächst vor meinen Augen, doch ich zwang mich, sie zu verstehen. Jeder Satz, den ich las, war ein Schritt auf dem Weg, den ich gewählt hatte.

Die Stunden vergingen, und langsam kehrte die Normalität in den Alltag von Hogwarts zurück. Die Routine des Unterrichts und die Vorbereitung auf das neue Schuljahr halfen mir, die Angst und den Schmerz in den Hintergrund zu drängen. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass die wahre Herausforderung nicht in den Prüfungen oder Aufgaben lag, die vor mir standen. Die wahre Herausforderung bestand darin, zu beweisen, dass ich stark genug war, die Erwartungen meiner Familie zu übertreffen.

Und in diesem Moment schwor ich mir, dass ich alles tun würde, um das Erbe der Blacks zu ehren. Die Erwartungen meiner Eltern würden nicht länger wie eine Last auf mir liegen. Sie würden zu meinem Antrieb werden, mein Kompass in der Dunkelheit. Denn ich würde ihnen beweisen, dass ich es wert war, ihren Namen zu tragen. Ich würde ihre Erwartungen nicht nur erfüllen – ich würde sie übertreffen.

Ich bin wieder da, und es tut mir leid das 2 Monate nichts kam..

Wir waren Brüder | Regulus Black FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt