42. Nicht verliebt, verheiratet

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Das Esszimmer war prunkvoll geschmückt. Ein großer Kronleuchter hing von der Decke und warf ein kaltes, silbernes Licht auf den langen, dunklen Holztisch, der mit feinstem Porzellan und silbernen Bestecken gedeckt war. Der Raum war erfüllt von einem Gemurmel aus Gesprächen, das jedoch eine Spannung nicht vollständig überdecken konnte.

Ich saß zwischen Sirius und Andromeda, beide mit unterschiedlichen Ausdrücken auf ihren Gesichtern. Andromeda wirkte angespannt, fast resigniert, während Sirius eine Mischung aus Verärgerung und Desinteresse zeigte. Unsere Eltern saßen an den Kopfenden des Tisches, ihr Blick streng und kontrolliert.

„Es ist schön, dass wir heute alle zusammenkommen konnten," begann meine Tante Druella Black ihrer gewohnt kühlen Höflichkeit. „Es gibt einiges zu feiern."

Lucius Malfoy, der neben Narcissa saß, sah beeindruckend aus. Er strahlte eine kühle Selbstsicherheit aus, die mich fasziniert. Abraxas Malfoy ebenso stolz und abgehoben. Seine Frau hingegen wirkte schwach und gebrochen. Bellatrix, die direkt gegenüber von mir saß, strahlte ihre übliche finstere Begeisterung aus. Narcissa hingegen sah gefasst aus, aber ihre Augen verrieten eine Spur von Nervosität.

„Narcissa und Lucius werden heiraten," verkündete nun mein Onkel Cygnus Black, Narcissas Vater, mit einem triumphierenden Lächeln. „Es ist eine Verbindung, die unsere Familien stärken und die Traditionen bewahren wird, die uns so wichtig sind."

Applaus und zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum, doch ich spürte, wie sich Sirius neben mir anspannte. Er hasste diese starren Traditionen und das Festhalten an den reinen Blutlinien mehr als alles andere. Ich hielt den Atem an, ahnend, dass er etwas sagen würde.

„Oh ja, fantastisch," sagte Sirius laut und mit einer Überdosis an Sarkasmus. „Noch eine arrangierte Ehe, um die Reinheit des Blutes zu sichern. Wie aufregend."

Alle Blicke wanderten schockiert zu Sirius. Meine Mutter warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Sirius ließ sich nicht einschüchtern. Lucius' Augen verengten sich, während Bellatrix ein gefährliches Lächeln aufsetzte.

„Sirius," sagte unser Vater streng, „das ist weder der Zeitpunkt noch der Ort für solche Bemerkungen."

„Warum nicht?" entgegnete Sirius. „Wir tun doch alle so, als ob wir diese mittelalterlichen Traditionen lieben. Warum können wir nicht einfach ehrlich sein und zugeben, wie absurd das alles ist?"

Ein angespanntes Schweigen folgte, das nur von dem Klirren des Bestecks unterbrochen wurde. Narcissa sah aus, als ob sie in den Boden versinken wollte, während Lucius eine beleidigte Miene aufzusetzen begann.

„Es reicht, Sirius," zischte meine Mutter und ihre Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. „Du wirst jetzt schweigen und dich benehmen."

Sirius lehnte sich zurück, die Arme verschränkt und das Kinn trotzig nach oben gereckt. „Natürlich, Mutter. Wie könnte ich es wagen, die heilige Reinheit unseres Blutes infrage zu stellen?"

Andromeda legte eine Hand auf Sirius' Arm und flüsterte leise: „Sirius, bitte, lass es gut sein."

Er funkelte sie an, hörte jedoch nicht auf sie. Er sprang auf, schrie durch den Saal: „ Ihr seid doch alle Krank" und rannte die Treppe polternd hoch.

Das Gespräch am Tisch versuchte, wieder zur Normalität zurückzukehren, doch die Anspannung blieb spürbar.

„Wir freuen uns sehr über diese Verbindung," sagte meine Tante schließlich, um die Stille zu durchbrechen. Abraxas ergänzte: „Narcissa wird eine wunderbare Ergänzung zu unserer Familie sein."

Ich starrte meinen Teller an und wünschte mir, irgendwo anders zu sein. Die Spannung war greifbar, und ich konnte spüren, wie sich die Augen meiner Eltern auf den leeren Platz neben mir richteten, als ob sie ihm späger die Augen auskratzen wollten wollten. Bellatrix hingegen schien das Ganze zu genießen, ihr Grinsen wurde immer breiter.

„Lucius," begann mein Vater, „wir erwarten große Dinge von dieser Verbindung. Eure Fähigkeiten und eure Loyalität zur Sache des Dunklen Lords werden uns allen Ruhm und Ehre bringen."

Lucius nickte stolz. „Ich werde mein Bestes tun, um den Erwartungen gerecht zu werden."

Narcissa lächelte schwach, aber es war ein gezwungenes Lächeln. Ich konnte sehen, dass sie sich nicht wirklich freute, aber sie war zu gut erzogen, um das offen zu zeigen. Ich fragte mich, wie sie sich wirklich fühlte, aber in dieser Familie lernte man früh, seine wahren Gefühle zu verbergen.

Das Essen ging weiter, und ich versuchte, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Doch ich konnte nicht aufhören, an die Worte von Sirius zu denken. Er hatte recht, diese ganzen Traditionen und Erwartungen fühlten sich manchmal so erstickend an. Aber was konnte ich tun? Und war es überhaupt richtig, etwas dagegen zu tun? Und zudem die Erwartungen unserer Eltern zu enttäuschen, dass machte mir Angst.

Als das Essen endlich vorbei war und die Gäste begannen, sich zu verabschieden, fühlte ich eine Welle der Erleichterung. Ich hatte genug von den starren Gesichtern und den unausgesprochenen Spannungen. Schnell stand ich auf uns ging die Treppe nach oben

In der Dunkelheit des Flurs fand ich Sirius, der an einer Wand lehnte und in die Leere starrte. „Sirius," begann ich leise, „Musst du immer etwas gegen sie sagen? Kannst du nicht vielleicht einmal den Frieden wahren? Nicht für unsere Eltern, aber immerhin für Cissy."

Er sah mich an, seine Augen waren hart, aber auch verletzlich. „Regulus, manchmal frage ich mich, ob du das wirklich verstehst. Ob du wirklich begreifst, wie krank das alles ist."

„Ich... ich weiß, dass es schwer ist," antwortete ich unsicher. „Aber ich weiß nicht,.."

„Manchmal muss man etwas riskieren, um das Richtige zu tun," sagte Sirius ernst. „Denke darüber nach, Reggie. Nicht alles, was unsere Eltern sagen, ist Gesetz. Manchmal müssen wir unsere eigenen Wege finden."

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging, ließ mich mit meinen Gedanken und der ungewissen Zukunft allein.

Wir waren Brüder | Regulus Black FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt