40. gemeinsame Kindheit

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Als ich mein Zimmer verließ und die Tür hinter mir schloss, überkam mich eine Welle der Nostalgie. Die leisen Geräusche des alten Hauses, das Knarren der Dielen unter meinen Füßen, brachten Erinnerungen an frühere Tage zurück. Unwillkürlich fand ich mich in Gedanken an unsere Kindheit mit Sirius wieder.

Wir waren unzertrennlich gewesen, zwei Brüder, die zusammen die Welt erobern wollten. An den Wochenenden hatten wir uns oft in den weitläufigen Gärten des Grimmauldplatzes herumgetrieben. Während unsere Eltern sich um andere Dinge kümmerten, erkundeten wir jeden Winkel, kletterten auf Bäume und stellten uns vor, dass wir auf großen Abenteuern waren.

„Reggie, schau mal hier!“ rief Sirius und zog mich zu einer besonders dichten Hecke. Hinter dem dichten Blattwerk fanden wir eine kleine Höhle, die uns wie ein geheimer Unterschlupf erschien. „Das ist unser Versteck! Hier sind wir sicher vor allen Erwachsenen.“

Die Stunden vergingen, während wir Pläne schmiedeten, Schätze suchten und uns Geschichten erzählten. In diesen Momenten war die Welt einfach und voller Möglichkeiten. Sirius, immer der Anführer, hatte die wildesten Ideen, und ich folgte ihm begeistert. Seine Energie und sein Enthusiasmus waren ansteckend, und ich fühlte mich stark und mutig an seiner Seite.

Eine meiner liebsten Erinnerungen war der Tag, an dem wir beschlossen, Zaubererduelle nachzuspielen. Mit selbstgebastelten Zauberstäben aus alten Ästen und viel Fantasie kämpften wir in unserem geheimen Versteck gegen unsichtbare Feinde.

„Expelliarmus!“ rief Sirius und zielte mit seinem Stock auf mich. Ich sprang zur Seite, lachte und rief: „Protego!“ Natürlich waren es keine echten Zauber, aber für uns waren sie genauso mächtig. Wir warfen uns auf den Boden, rollten über das Gras und lachten so laut, dass es sicher bis ins Haus zu hören war.

Doch nicht alle Erinnerungen waren so unbeschwert. Ich erinnere mich auch an die Momente, in denen Sirius versuchte, mich vor den strengen Blicken unserer Eltern zu schützen. Besonders unsere Mutter war oft streng und unnachgiebig. Sie hatte hohe Erwartungen, und jede Abweichung von ihren Vorstellungen wurde sofort bemerkt.

„Reggie, du musst dich anstrengen,“ sagte Sirius oft. „Mum ist nur zufrieden, wenn alles perfekt ist.“ Er hatte immer versucht, mich zu ermutigen, mich vor ihrem Zorn zu bewahren.

Einmal, ich muss ungefähr sieben gewesen sein, hatten wir beide Unsinn angestellt und eine alte Vase zerbrochen. Die Wut unserer Mutter war schrecklich, und sie schimpfte uns heftig aus. Doch Sirius stellte sich schützend vor mich und nahm die gesamte Schuld auf sich.

„Es war meine Schuld,“ sagte er fest und sah unserer Mutter direkt in die Augen. „Regulus hatte nichts damit zu tun.“

Ich war gleichzeitig beeindruckt und verängstigt. Sirius hatte eine unglaubliche Stärke und Mut, selbst in solchen Momenten. Ich bewunderte ihn zutiefst dafür.

Diese Erinnerungen an unsere Kindheit waren bittersüß. Sie erinnerten mich an eine Zeit, als die Welt noch einfach war und wir uns aufeinander verlassen konnten. Doch sie erinnerten mich auch daran, wie weit wir uns inzwischen voneinander entfernt hatten.

Jetzt, wo wir älter waren und unsere Wege sich so unterschiedlich entwickelt hatten, schien es manchmal, als ob diese gemeinsame Vergangenheit nur ein ferner Traum war. Aber ich wusste, dass diese Erinnerungen tief in mir verwurzelt waren, ein Teil von mir, den niemand nehmen konnte.

Als ich durch die Flure unseres Hauses ging, spürte ich eine leise Hoffnung. Vielleicht war es möglich, diesen Funken aus der Vergangenheit wiederzufinden. Vielleicht konnten wir, trotz allem, was geschehen war, einen Weg zurück zueinander finden. Die Erinnerungen an unsere Kindheit gaben mir die Kraft, es zu versuchen.

Wir waren Brüder | Regulus Black FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt