Ana
Manuel und ich saßen zusammen am Küchentisch. Die anderen drei waren bereits seit einiger Zeit weg. Als ich merkte, dass es Manuel nicht sonderlich gut ging und ich ihn darauf ansprach, war es fast so, als war er froh, ein offenes Ohr angeboten zu bekommen.
Mit brüchiger Stimme erzählte er mir von seinen Problemen zuhause. Manuel war bereits verheiratet gewesen. Seine Exfrau hieß Vivien, mit der er seine Tochter Mia bekam.
Ihre Ehe lief schlecht, da er nonstop arbeitete. Er wusste, dass sich das schlecht auf sein Privatleben auswirken würde, doch er hatte keine Wahl. Er musste förmlich weitermachen, da das Ergebnis unter seinem Namen geführt werden würde. Also einmal schlechte Rezension, immer schlechte Rezension.
Er brauchte diese Arbeit, da er gut verdiente und so für seine Familie sorgen konnte. Erst als seine Psyche nicht mehr mitspielte und er fast in ein Burnout verfiel, merkte er, wie sehr ihm sein Job und die einhergehende Verantwortung an seinen Nerven zehrte.
Er begab sich in Therapie. Mittlerweile konnte er gut damit umgehen, jedoch war das nicht der Hauptgrund, wieso er hier war.
Seine Exfrau Vivien hat zur gleichen Zeit die Scheidung beantragt. Noch obendrauf hat sie ihm den Kontakt zu seiner Tochter verboten, da sie der Meinung war, ein Kind braucht positive starke Vorbilder und keinen psychisch kranken Vater, der nur zuhause herumsaß.
Er durfte sie nicht sehen, er durfte nicht mit ihr telefonieren, er durfte nichts wissen.
Er meinte mit seiner Arbeit würde er klarkommen. Dass ihn Vivien verlassen hatte, hätte er wahrscheinlich noch irgendwie biegen können, doch dass ihm seine Tochter genommen wurde, war zu viel.
Je mehr mir Manuel an diesem Vormittag anvertraute, umso mehr schmerzte mein Herz für ihn. Ich hatte keine Kinder, also konnte ich mir nur vorstellen, wie krass es sein muss, wenn man plötzlich sein eigenes Kind nicht mehr sehen dürfte. Es tat mir leid, dass er sowas durchmachen musste.
Wieder mal wurde mir klar, dass jeder von uns seine Probleme hatte. Jeder hatte seine eigenen Dämonen zu bekämpfen.
"Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?" fragte ich ihn mit ruhiger Stimme und sah ihn über den Tisch hinweg an.
"Vor etwa vier Monaten. Nur kurz am Spielplatz." er klang traurig. Er vermisste sie.
Gerade als ich ihm antworten wollte, klingelte mein Handy. Sofort beschleunigte sich mein Herzschlag.
Ich öffnete die Nachricht. "Liebe Ana, lieber Manuel. Nun seid ihr dran. Macht euch auf den Weg zur Plattform 4 und 5 und wartet, bis ihr zu eurem Einzelgespräch abgeholt werdet. Viel Erfolg."
Manuel und ich blickten uns mit großen Augen an.
...
Nach gut 20 Minuten saß ich in einem Raum, der nicht viel Mobiliar besaß, bis auf einer Couch, in der Mitte einen großen runden Tisch und einen Minikühlschrank in der Ecke.
Der Raum wurde klimatisiert, so hatte wir eine angenehme Temperatur hier drinnen.
Manuel wurde in einen anderen Raum gebracht, weswegen ich nun allein auf der Couch Platz nahm und einen Schluck Wasser trank, welches mir anscheinend bereitgestellt wurde.
Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Frau mittleren Alters kam herein. Sie kam auf mich zu.
"Hallo Ana, mein Name ist Theresa." Ich schüttelte freundlich ihre Hand. "In den nächsten Tagen werden wir uns ausführlich mit deiner Vergangenheit beschäftigen, sodass ich ebenfalls einen guten Einblick bekomme. Wenn du damit einverstanden bist?" fragte sie mich nun und lächelte mich mütterlich an.
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Mein verdammter Kopf
ChickLit"Ana." hörte ich plötzlich Raphaels Stimme. Automatisch hielt ich die Luft an. "Es ist so ungewohnt deinen Namen wieder laut auszusprechen." sprach er weiter, in Gedanken versunken. Dann fiel sein Blick auf mich. "Das hat mir gefehlt." Mein Kopf fie...