Chapter 52

176 8 0
                                    

Ana

Raphael mit all den Männern gehen zu sehen, war nichts, was mich sonderlich glücklich stimmte. Obwohl wir nicht eindeutig wussten, ob wirklich Frauen zu ihnen kommen werden, so bestand dennoch eine klitzekleine Möglichkeit, dass dem doch so war. Es machte mich verrückt nichts zu wissen.

Raphael bemühte sich zwar, mir ein gutes und sicheres Gefühl zu geben, doch auch er konnte bis zum Schluss erkennen, dass meine Sorge und meine Ängste allgegenwärtig waren. Taten sprachen lauter als Worte. Die Taten unserer Vergangenheit sahen nicht besonders rosig aus, weshalb die Taten der Zukunft umso aussagekräftiger sein müssen, sodass ich mich fallen lassen könnte.

Doch im Moment hatte ich weder Worte noch Taten.

Die Männer waren nun bereits seit drei vollen Tagen weg. Das klang zwar nicht nach viel, aber wenn man tagtäglich in einem großen Haus mit immer den gleichen Leuten, ohne anderen menschlichen Kontakt oder Ablenkung, hier "eingesperrt" war, dann konnte ein Tag ganz schön lange dauern. Vor allem, wenn man sich immer wieder einbildet, männliche Stimmen zu hören, in der Hoffnung, dass sie wieder zurückgekommen waren.

Abends war es immer schlimmer als durch den Tag. Wenn ich mich zum Schlafengehen in mein Bett legte und ich die leere Seite von Raphael sah, kamen in mir so viele Emotionen hoch, dass ich oft lautlos in mein Kissen weinte. Ich hasste dieses Gefühl. Ich hasste diese Unsicherheiten in mir.

Was Raphael wohl gerade machte? Denkt er auch an mich? War er alleine?

Bloß der Gedanke, dass Raphael mit einer anderen Frau irgendetwas zusammen anstellen könnte oder bloß in der Nähe war, krampften sich meine Muskeln unaufhörlich zusammen. Schon allein, wenn ich daran denke, dass sie mit ihm flirten könnten, ihn ohne Shirt sehen könnten, ihn anfassen könnten... Sofort bekam ich wieder dieses mulmige Gefühl in mir. Obwohl wir gerade satt gegessen in der Sonne am Pool lagen und es uns gut gehen ließen. Ich war echt ein Wrack.

"Was glaubt ihr was die Männer gerade machen?" warf Erika plötzlich in die Runde. Sie war, genauso wie ich, total angespannt und nervös. Auch sie hatte das Problem mit anderen Frauen bei Martin und jetzt getrennt von ihm zu sein, während der mit diversen "Herausforderungen" konfrontiert wurde, ließ auch sie nicht kalt.

"Na was wohl... die nutzen ihre Chance und ficken den Neuen die Gehirne raus. Das würde Samuel so ähnlich sehen." keifte Laura giftig und blickte wütend in die Ferne. Mein Herz machte einen kurzen Sprung bei ihrer Aussage.

Vivien setzte sich etwas auf. "Hey, hey Leute. Lasst uns alle mal ruhig bleiben. Wir wissen gar nichts was passiert. Die können auch einfach nur Einzelgespräche führen, genauso wie wir. Man muss nicht immer alles gleich so schlecht sehen." versuchte sie die Gruppe zu beschwichtigen, jedoch erfolglos.

Laura war in Fahrt. "Du hast leicht reden. Dein Mann kniet vor dir nieder. Ihr habt ein gemeinsames Kind zusammen. Der würde wahrscheinlich alles dafür tun, dass du ihn zurücknimmst. Aber der Rest hier hat nicht so viel zu lachen." zischte sie Vivien an, offensichtlich in einem Gefühlschaos. Sie hatte anscheinend wirklich Angst, was Samuel währenddessen machten könnte.

Dann fuhr sie fort und mein Herz stand still. "Raphael zum Beispiel... der hat Ana schon einmal betrogen. Wenn eine langbeinige gebräunte Göttin hereinspaziert, wird sie schon flachgelegt, bevor sie überhaupt seinen Namen kennt. Einmal Betrüger, immer Betrüger."

Mein Blick lag ungläubig auf ihr. Wie konnte sie das nur sagen? Ich konnte förmlich spüren, wie mein Gesicht brach und meine Schultern schlapp an meinen Seiten herunterhingen. Mein Herz schmerzte und durch meine gesamte Brust brachte mich ein stechender Schmerz zum Schweigen. Ich konnte nichts sagen.

Mein verdammter KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt