Chapter 46

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Ana

„Ich hole mir noch was zu trinken. Magst du auch noch was?" fragte ich Raphael, als ich von meinem Platz aufstand und mich ihm zuwandte.

„Espresso." hörte ich seine kehlige Stimme und er reichte mir seine leere Tasse.

Obwohl er noch die gleichen Sachen von gestern trug und wir noch keine Zeit hatten uns für den heutigen Tag frisch zu machen, sah Raphael unverschämt gut aus. Die Art und Weise wie er breitbeinig in diesem Stuhl saß und seine Arme an der Lehne abstützte, Blickrichtung Meer, könnte mich wirklich zum Starren verleiten.

Ich betrat die Küche und schaltete zuallererst die Kaffeemaschine ein, bevor ich mir mein Wasser holte. Mit dem Rücken zum Garten gedreht, hörte ich plötzlich eine männliche Stimme hinter mir.

„Guten Morgen, Ana."

Ich drehte mich zur Stimme um und sah Theo auf der anderen Seite der Kücheninsel vor mir stehen. Sein Blick lag auf mir, unsicher und vorsichtig. Er wusste, dass er gestern zu weit ging.

„Hast du vielleicht einen Moment?" fragte er mich, als er merkte, dass ich seine Begrüßung nur mit einem abwartenden Blick erwiderte.

Es stand außer Frage, dass ich mir für ihn Zeit nehmen würde, doch ich hatte keine Lust auf eine Diskussion oder gar einen Streit wegen dem gestrigen Vorfall. Er muss Raphael nicht befürworten, doch es wäre mir lieb, wenn er ihn dann komplett aus dem Spiel halten würde.

Ich richtete meinen Blick kurz zu dem Platz, wo Raphael saß. Er konnte, ohne sich umzudrehen, nicht zu uns sehen, weshalb er noch wie vorhin in seinem Stuhl saß und nichts mitbekam. Manuel hat aber meinen Platz eingenommen und sie unterhalten sich. Also habe ich keinen Stress schnell wieder zurückzukommen.

Dann fielen meine Augen wieder auf Theo vor mir. Nickend stimmte ich seinem Vorschlag zu. „Lass mich nur noch schnell mein Wasser holen."

Theo wartete auf mich, bevor er mich zu einem abgelegenen Ort im Garten führte, wo wir ungestört waren. Man konnte von hier aus zwar die anderen im Garten sehen, doch nicht hören.

Theo und ich setzten uns an einem Tisch gegenüber. Dann begann er sofort mit seiner Ansprache. „Sieht so aus als ob das bei uns zur Gewohnheit wird, dass ich mich bei dir entschuldigen will." versuchte er die Stimmung etwas zu lockern, als er sich am Hinterkopf kratzte. Doch ich hoffte nicht, dass das der Fall war.

Er fuhr fort. „Nein, wirklich. Es tut mir leid, dass ich dir diese Dinge in meiner Wut an den Kopf geworfen habe. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Zu sehen, dass Lydia einen anderen über mich wählte, machte mich plötzlich wütend. Ich dachte nicht, dass mich das so mitnehmen würde." erzählte er mir und hielt durchgehend Augenkontakt.

Er wirkte niedergeschlagen. Ich konnte sehen, dass es ihm leidtat. Ich habe Theo bereits öfters in Rage erlebt und ich wusste auch, dass er sehr impulsiv reagieren konnte. Gestern Abend war wieder ein Beispiel dafür. Das wusste ich, trotzdem tat es weh.

„Theo, ich kann verstehen, dass dich das alles mitgenommen hat. Dafür mache ich dir überhaupt keinen Vorwurf. Doch ich finde es nicht okay, dass ich plötzlich zur Zielscheibe wurde. Ich verstehe nicht mal wieso. Für mich war das auch nicht gerade der Hit das mitanzusehen." antwortete ich ihm offen und ehrlich. Meine Stimme klang direkter und offensiver als beabsichtigt, doch wenn er mir bei einem Problem solche Dinge vor die Füße spucken kann, dann muss er es auch aushalten, dass ich meine Meinung so ausdrücklich ausspreche.

Kurze Zeit konnte ich seine geweiteten Augen sehen, die mich musterten, offensichtlich überrascht über meine Tonart. Doch gleich danach neutralisierte sich sein Blick wieder.

Mein verdammter KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt