Ana
Das Essen kam bei jeden gut an. Zum Glück habe ich mich dafür entschieden eine extra Portion Nudeln zu machen, da fast alles aufgegessen wurde. Ich hätte nicht wollen, dass es zu wenig gewesen wäre.
Gerade saß ich mit Theo und Samuel zusammen in einer Sitzecke, weit weg von den anderen. Theo war der Meinung, dass ich sie mal aufklären soll, was zwischen Raphael und mir passiert war, seit wir das letzte Mal gesprochen haben. Ich freute mich, dass er wenigstens versuchte, sich mit diesem Thema anzufreunden. Wenn auch nur mir zuliebe.
Als Samuel mitbekam, was Theo und ich vorhatten, lief er uns hinterher. "Hey! Wenn ihr mich nicht mitnehmt, werde ich sauer." sprach er, als er sich zu uns in die Mitte drängte.
"Bist du sicher? Laura wird das nicht gefallen, wenn sie uns zusammen sieht." erinnerte ich ihn, wie oft Laura schon herumgezickt hatte, weil wir ein paar Worte miteinander wechselten. Doch Samuel zuckte nur mit seiner Schulter. "Egal. Seit dieser Scheiße mit dem Bastard muss sie gar nicht mehr wütend deswegen werden." warf Samuel scharf ein.
Also stimmte es wirklich, dass Laura die Wahrheit über sich und Raphael erzählte.
"Er heißt Raphael." verteidigte ich ihn. Theo und Samuel verwendeten immer Schimpfwörter, wenn sie von ihm sprachen. Ich mochte das nicht. Sie müssen keine Freunde werden, aber man muss sich gegenseitig auch nicht ständig an die Gurgel gehen.
Theo und Samuel verdrehten beide nur die Augen, als wir uns an den Tisch setzten. "Also, erzähl." forderte mich Samuel auf, als er einen Schluck von seinem Getränk nahm. Ich atmete einmal tief durch, bis ich meine letzten Tage revue passieren ließ.
Ich erzählte ihnen von der Nacht, in der alles begann. Die Nacht, in der Laura ihre Lüge verbreitete, dass Raphael sich an sie ranschmiss. Natürlich wusste ich damals noch nicht, was es mit dieser Aussage auf sich hatte, doch Raphael's beschützende Reaktion überwog alles andere.
Am Ende des Tages dachte ich mehr über seine plötzlichen emotionsgeladenen Handlungen im Angriff auf Samuel nach, als über die Möglichkeit, ob das stimmte, was Laura sagte oder nicht. Einfach aus dem Grund, weil ich Raphael's Explosion live mitbekam. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, wie sein Beschützerinstinkt einsetzte. Das zeigte mir wie er fühlte.
Obwohl ich kein Fan von Gewalt oder krassen Auseinandersetzungen war, so berührte mich seine Reaktion. Er verteidigte mich.
Ich erzählte ihnen davon, was später an diesem Abend noch alles passierte. Dass Raphael und ich draußen auf dem Outdoor-Bett die Nacht zusammen verbrachten. Wir redeten so viel, und dieses Mal ging es auch mal nicht um unsere Probleme, oder um unsere Vergangenheit, sondern wir genossen es einfach zwanglos und unbeschwert zusammen sein zu können. Das fehlte uns beide.
Ich erzählte ihnen wie wütend Raphael war, weil uns unsere Situation durch die anderen schwerer gemacht wurde, als es ohnehin schon war. Wir sollten uns nach vorne arbeiten und nicht wegen unnötigem Drama irgendwo feststecken.
Ich erzählte ihnen, dass wir uns deshalb ausmachten, bei Fragen oder Dinge, die uns beschäftigten, einander vorher zu konfrontieren, bevor wir uns ohne ein gemeinsames Gespräch selbst verrückt machten. Vor allem Raphael war das wichtig. Er wollte, dass ich ihm alles sagte, woran ich dachte oder was mir zu schaffen machte.
Zum Abschluss erzählte ich ihnen noch, dass Raphael mir seine Gefühle offenbart hatte. Ich ging nicht sehr ins Detail, da gewisse Dinge nicht jeder wissen musste, doch es war ein großer Teil davon, was hier drinnen mit mir passiert und was das in mir auslöste.
Seit mir Raphael gesagt hat, dass sich seine Gefühle für mich in den letzten Monaten nicht geändert hatten, bemerkte ich erst richtig, wie sehr er sich um mich bemühte und wie sehr ich sehen kann, dass das stimmte. Dass er mich wirklich noch liebte. Seine Blicke, seine Augen, die Dinge, die er sagt und macht. In meinem Bauch kribbelte es.
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Mein verdammter Kopf
ChickLit"Ana." hörte ich plötzlich Raphaels Stimme. Automatisch hielt ich die Luft an. "Es ist so ungewohnt deinen Namen wieder laut auszusprechen." sprach er weiter, in Gedanken versunken. Dann fiel sein Blick auf mich. "Das hat mir gefehlt." Mein Kopf fie...