Chapter 9

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Ana

Wir waren noch lange zu fünft im Pool. Obwohl ich mich vorhin über Erika ärgern musste, wollte ich nicht, dass die Gruppendynamik dadurch beeinflusst wurde. Also hatte ich einfach Spaß.

Wir hatten alle zusammen Spaß. Wir hörten Musik, tanzten dazu, tranken Cocktails, scherzten und redeten. Nach einer Weile wurde unsere Haut aber richtig schrumpelig, weswegen wir anschließend rausgingen.

Mittlerweile wurde es spät. Ich verlor die Zeit komplett aus den Augen, als wir uns nochmals eine Runde Toast zubereiteten.

„Leute, es ist spät. Ich gehe mal schlafen." warf Erika in die Runde und verabschiedete sich mit einem Lächeln. Manuel tat es ihr gleich und folgte ihr.

Während Theo und Samuel in der Küche ihren Mist wegräumten, saß ich allein auf der großen Terrasse und aß meinen Toast noch fertig.

Ich beobachtete, wie das Wasser im Pool in gleichmäßigen Bewegungen winzige Wellen schlug. Es wehte ein leichter Sommerwind. Meine Gedanken schweiften wie automatisch ab an jene Nacht in Albufeira.

Raphael und ich trafen uns noch spät nachts im Pool, da wir uns Tage nicht mehr gesehen hatten. Ich dachte daran zurück, wie ich mich freute ihn wieder sehen und einfach bei ihm sein zu können.

Das war noch relativ am Anfang unserer Beziehung, doch ich wusste, dass ich ihn damals schon gern hatte. Und er mich auch. Das fühlte ich. Das hat er mir bestätigt.

Von da an ging es stetig bergauf für uns. Wir hatten es gut. Ich erinnerte mich an sein Gesicht, seine dunklen Augen, wie sie mich von oben heran anblickten, seine großen Hände, seine Tattoos.

Er liebte mich. Und ich liebte ihn.

Wie konnte es also so weit kommen? Wie konnten wir uns überhaupt in diese Situation begeben, dass wir einander verlieren? Wie konnte er alles, was wir uns zusammen aufgebaut hatten, in einer Nacht zerstören?

Ich war mir so sicher mit ihm. Wie konnte ich mich im Endeffekt so täuschen? Wie könnte ich mir je wieder selbst vertrauen, geschweige denn einer anderen Person? Wie soll ich es je wieder schaffen mich fallen zu lassen, wenn ich so getäuscht wurde?

Ich merkte gar nicht wie ich in meinen Gedanken versunken war, bis mich Theo rausholte. „Ana?"

Mein Kopf schoss in seine Richtung. „Ja?"

Er sah mich durchdringend an. „Ist alles okay? Ich ruf dich bereits zum dritten Mal." erzählte er mir und wanderte mit seinen Augen über mein Gesicht, um irgendwelche möglichen Anzeichen von meiner Gefühlslage zu erkennen.

Ich hatte ihn wirklich nicht gehört. „Tut mir leid. Ich hatte so laute Gedanken." erzählte ich ihm ehrlich, denn so war es auch.

Er nahm nun neben mir Platz. Kurze Zeit war es still. Ich sah mich um, um zu sehen, wo Samuel blieb, doch ich konnte ihn nirgendwo sehen.

„Er ist schon drinnen." teilte mir Theo mit, da er mich dabei beobachtete, wie ich Samuel suchte.

Ich fühlte Theo's Blick auf mir, der mich förmlich durchbohrte. Als ich nichts mehr sagte, sprach er. „Worüber denkst du nach?"

Ich sah zu ihm hoch. Worüber dachte ich nach?

Ich fühlte mein Herz kurz schneller schlagen. Das tat es immer, wenn ein Thema meiner Vergangenheit zur Sprache kam. Ich wollte offener sein. Ich wollte inmitten meiner Herde Schutz finden, deshalb muss ich offen und ehrlich kommunizieren.

Aber es ist eine so lange Geschichte. Wo sollte ich überhaupt beginnen?

„Ähm." Ich kratzte meinen Hinterkopf. „Über mein heutiges Einzelgespräch." antwortete ich auf seine Frage. Theo's Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er wollte mir vermitteln, dass es okay war zu reden.

Mein verdammter KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt