Chapter 58

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Ana

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war es bereits hell. Die Sonne lag schon hoch oben im Himmel, was bedeutete, dass wir schon fast Mittag hatten. Wundert mich nicht, dass ich erst wach wurde, da ich gestern Nacht nicht schlafen konnte.

Meine Gedanken machten mich verrückt. Meine Stirn pochte, was mir ziemliche Kopfschmerzen bereitete und das viele Weinen verstärkte das ganze nur. Eine Zukunft mit Raphael war unmöglich, nicht nachdem, was alles passiert ist. Das geht nicht.

Doch dabei ging es hier bloß um meinen Kopf. Mein Herz war da ganz anderer Meinung.

Mein stockender Atem, wenn er in der Nähe war; meine Gänsehaut, wenn er mich berührte; mein Herzschlag, der sich jedes Mal aufs Neue beschleunigte, wenn er mich ansah. Ich konnte nicht leugnen, dass alles in meinem Inneren nach Raphael schrie. Mein Herz verlangte nach ihm.

Was wird gewinnen? Kopf oder Herz?

An Vertrauen muss man arbeiten. Das kann nicht einfach so entstehen... hallten mir Theos Worte nach. Vielleicht bestand noch Hoffnung für Raphael und mich. Vielleicht war es möglich, Vertrauen zueinander wieder aufzubauen. Raphael hat mir hier drinnen immer wieder bewiesen, wie ernst ihm die Sache war. Er wollte mich zurückerobern und das hat er geschafft.

Als ich heute Morgen wieder an gestern Nacht dachte, als ich mich raus zu Raphael schlich, begann mein Herz automatisch wieder schneller zu schlagen. Ich fühlte Raphaels Arm um meinen Körper und Wärme an meinem Rücken, die von ihm ausging. Er lag dicht an mich gedrückt hinter mir und hielt mich in seinen starken Armen fest. Eine Wärme durchströmte meinen Bauch, alles in mir kribbelte.

Die anderen waren bestimmt schon alle wach und haben gesehen, wie Raphael und ich eng umschlungen die Nacht auf dem Outdoor-Bett verbrachten. Also Natalie vermutlich auch.

Als ich etwas von Raphael abrückte, um den Garten besser sehen zu können, verstärkte er seinen Griff um mich und zog mich wieder zu sich zurück. "Nur noch fünf Minuten." murmelte er mit seiner verschlafenen Stimme. Ich lächelte breit.

Und um ehrlich zu sein, wollte ich in dem Moment nichts lieber als das. Also drehte ich mich zu ihm. Als er merkte, dass ich nicht von ihm weg, sondern mich an ihn ran kuscheln wollte, lockerte er kurz seinen Griff, bevor er ihn wieder um mich schloss und mich hielt, als wäre es das Natürlichste für ihn.

Er atmete zufrieden durch, als er seinen Kopf auf meinen senkte. So verweilten wir einige Augenblicke, gefangen in der Präsenz des anderen, die uns vor kurzer Zeit noch verwehrt blieb.

Ich konnte nicht vergessen, was in unserer Vergangenheit geschehen war. Das wusste ich. Doch was ich wusste war, dass mein Herz für Raphael schlägt. In den letzten Wochen hier drinnen hat er es wirklich geschafft, dass ich mich ein zweites Mal in ihn verliebe, obwohl ich davon überzeugt war, Raphael für immer aus meinem Leben gestrichen zu haben.

Doch nun lagen wir hier, zusammen, mit einer Wärme in meinem Bauch, dass ich mir dachte, ein Moment könnte nicht schöner sein.

"Guten Morgen, meine Schöne." hörte ich plötzlich seine Stimme, kratzig und rau vom Schlaf.

Ich kicherte. Das war wieder etwas, womit mir Raphael meinen Morgen versüßen konnte. Früher hat er mich oft so genannt. Meine Schöne. Seine Schöne.

"Guten Morgen." antwortete ich ihm und lächelte. Mit seiner Hand strich er mir sanft über meine Haare und ließ sie meinen Rücken entlang herabgleiten. Ich liebte dieses Gefühl.

Nach einer Zeit löste ich mich aus seiner Umarmung, um in sein Gesicht sehen zu können. Auch er wich ein Stück zurück, um einen guten Blick auf mich zu erhaschen. Er führte seine zärtlichen Streicheleinheiten an meinen Haaren fort, nur strich er mir nun meine Haarsträhnen aus meinem Gesicht, sodass er mich besser konnte. Während er das tat, lächelte ich ihn an, fasziniert und hingerissen von seinen süßen Berührungen.

Mein verdammter KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt