Kapitel 22

3 0 0
                                    

- Jimmy -

„Boah, man! Nicht schon wieder! Reiß dich mal zusammen! Wir wollen hier fertig werden!", motzt Joey mich an, als ich bei den Proben zum dritten Mal in Folge meinen Einsatz verpasse. Ich bin mit meinen Gedanken nur leider ganz wo anders. Ich bin mitten in der Nacht mit Leo in meinem Zimmer, ich sitze am Frühstückstisch neben ihr und muss mich zusammenreißen nicht einfach ihre Hand zu nehmen und ich sitze in ihrem Zimmer neben ihr und spüre ihren giftigen Blick auf mir. Habe ihre wütenden Worte im Ohr. „Geh jetzt!" Warum hat sie mir nicht geglaubt, als ich ihr die Situation erklärt habe? Diese Anziehungskraft, die da zwischen uns war, habe ich mir definitiv nicht nur eingebildet.

„Jimmy, echt. Konzentriere dich.", sagt nun auch Kathy streng, doch ihre Worte prallen an mir ab. Um Alle zufrieden zu stellen nicke ich.

„Okay, nochmal von vorne.", sagt Paddy und ich stelle mich wieder hinter das Mikrofon. Dieses Mal gelingt mir der Einsatz, nur der Text sitzt noch nicht hundertprozentig. Zum Glück habe ich mir den noch abgeschrieben und kann ihn jetzt ganz bequem ablesen.

„Lasst uns zehn Minuten Pause machen.", schlägt Patricia nach dem Song vor, wofür ich ihr mehr als dankbar bin.

Ich lasse mich auf eines der Sofas im Nebenraum fallen und lege den Kopf in den Nacken. Noch vor ein paar Tagen hat Leo genau hier gesessen und uns zugesehen. Ich weiß noch, wie ich vorgegeben habe, sie nicht dabeihaben zu wollen. Aber eigentlich habe ich an diesem Tag mein Bestes gegeben, um ihr zu beeindrucken. Ich presse mir das Kissen an die Brust und verharre in dieser doch recht unbequemen Position.

„Ist heute nicht dein Tag, oder?" Ich schaue auf und sehe Patricia, die sich neben mich setzt.

„Kann man wohl sagen." Ich weiß, sie spricht von der Probe, ich hingegen nicht.

„Die Anderen meinen es nicht so. Wir sind einfach Alle etwas überarbeitet und daher wahrscheinlich auch so leicht reizbar."

„Du scheinst ja die Ruhe selbst zu sein.", antworte ich und lege das Kissen neben mich. Sofort fühle ich mich nackt – so fern von Leo.

„Eine muss ja den kühlen Kopf bewahren. Es nutzt ja nichts wenn da drin Alle durchdrehen.", antwortet meine Schwester, legt sich lang auf das Sofa und bettet ihre Füße auf meinem Schoß. Gedankenverloren beginne ich ihre verkrampften Füße zu massieren. Ob Leo das auch gefallen würde?

„Was würde ich dafür geben jetzt da oben hineinschauen zu können.", sagt meine Schwester und deutet auf meinen Kopf.

„Da gibt's nicht viel zu sehen.", lüge ich.

„Und deswegen bist du schon den ganzen Tag so abwesend und ständig so zurückgezogen? Hey, ich bin deine große Schwester. Ich merke doch, wenn dich etwas bedrückt.", sagt sie und setzt sich wieder auf.

„Komm, raus damit. Was ist los." Sie stößt ihre Schulter sanft gegen meine und sieht mich auffordernd an.

„Weißt du, es ist wegen ..."

„Kommt ihr? Wir wollen noch einen Durchgang versuchen.", platzt John mir dazwischen. Wollte ich Patricia gerade wirklich von Leo und mir erzählen? Gott, was ist nur in mich gefahren? Ich sollte meinem Bruder dankbar sein, aber mit dem Ton, mit dem er uns angesprochen hat, weiß ich genau, das er eigentlich nur genervt von mir ist. Wäre ich an seiner Stelle auch.

Nach einem weiteren Durchgang sind wir für heute tatsächlich entlassen. Ich packe meine Gitarre ein und gehe nach oben. Ich will schon die Tür hinter mir schließen, als ich sehe, wie Barby mir hinterherrennt und mit einem Blatt Papier winkt.

„Hier, ich hab hier was für dich.", sagt sie und überreicht mir das Papier.

„Was ist das?", frage ich.

„Hat der Postbote für dich abgegeben.", antwortet sie sarkastisch.

„Haha, sehr witzig. Also?" Auffordernd sehe ich sie an. Barby kommt näher und flüstert mir dann ins Ohr: „Von deiner Freundin." Dann zwinkert sie mir zu und mein Herz beginnt automatisch schneller zu schlagen.

„Danke. Du hast was gut bei mir.", sage ich und nehme Barby das Papier ab.

„Würde schon reichen, wenn ihr eure Angelegenheiten ab jetzt unter euch klären könntet.", entgegnet meine kleine Schwester.

„Ach komm, gib's zu. Ihr seid vorher bestimmt über mich hergezogen und das hat dir so richtig Freude bereitet." Lachend knuffe ich sie in die Seite.

„Pfff, von wegen. Ich habe ein gutes Wort für dich eingelegt.", widerspricht sie mir.

„Naja, wie auch immer. Danke." Ich drücke ihr noch einen Kuss auf die Wange, dann verschwindet jeder von uns in seinem Zimmer, damit unsere Geschwister keinen Verdacht schöpfen.

Together we are strongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt