Chapter 25

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~I will show them what a strong soul looks like~

Cyrian

Wütend schmetterte ich den nächsten Stuhl gegen die Wand, wo er zersplitterte und die Teilchen nach allen Seiten flogen. 

Ich hatte sie verloren. Ich hatte die verdammte Spur verloren. 

Ich brüllte wütend und ließ meine noch vorhandene Wut an dem Spiel in der Wand aus. Die Scheibe zerbarst unter meiner Kraft und die Scherben schnitten mir in meine Faust. Doch ich spürte keinen Schmerz, ich spürte nur noch meinen unbändigen Zorn. 

Ich habe nicht einmal mehr die Tage gezählt, seit Soley weg war. Meine Soléa...

Er hatte sie mir genommen! Und dafür würde er büßen! Ich würde diesem lächerlichen Engel die Flügel abreißen und sie eigenhändig essen. Dann würde ich ihn Schmerz spüren lassen. Einen qualvollen Tod würde er von mir auch noch geschenkt bekommen.

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ mich inne halten und zur Besinnung kommen. 

„Cyrian! Wir haben Neuigkeiten!", ertönte Adam's Stimme hinter der Tür. Mit rasanter Geschwindigkeit fegte ich zur Tür und öffnete sie mit so viel Schwung, dass sie an die Wand knallte. Adam betrachtete mich kurz und ich sah, wie seine Augen sich für einen Moment weiteten, er sich aber dann wieder fing und an mir vorbei ging. 

Ich weiß wie ich aussah, schrecklich traf es nicht einmal annähernd. Voller Blut, vertrocknet und frisch. Außerdem stank ich wahrscheinlich wie ein Schwein im Schlamm. 

Adam betrachtete kurz die Verwüstung in meinem Arbeitszimmer und setzte sich dann aber unbeirrt auf einen meiner Sessel. 

„Wir haben Informationen über den Aufenthaltsort von Soley erhalten.", begann er und mein Kopf schnellte zu ihm herum. Wahrscheinlich sah ich gerade wie ein Größenwahnsinniger auf der Jagt nach frischer Beute aus, doch das war mir egal. Ich wollte Soley einfach nur wieder in meine Obhut bekommen und wenn ich sie erst einmal hatte, würde ich sie nie wieder gehen lassen.

„Sie befinden uns weiter nördlich von uns. Genau hier.", erklärte Adam, holte eine Karte aus und zeigte auf einen rot markierten Punkt. 

„Wir machen uns sofort auf den Weg!", beschloss ich. 

„Der Weg führt durch den Schattenwald und du weißt, welche Gefahren dort auf uns warten. Außerdem ist es zu riskant, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen würden. Ich weiß, dass du sie so schnell wie möglich wieder bekommen möchtest, doch jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Unsere Krieger müssen sich vorbereiten.", widersprach er und ich zog eine Augenbraue hoch. 

„Und wann denkst du, wird es der richtige Zeitpunkt sein?", fragte ich erwartungsvoll und wartete auf sein Gestammel. Doch seltsamerweise lächelte er, als hätte er die Frage kommen sehen, und lehnte sich gelassen zurück. 

„In ein paar Tagen. Ich denke drei Tage sollten genügen, um uns Waffen zu beschaffen und unsere Krieger auf einen Kampf vorzubereiten. Denn wir werden dort nicht hingehen, um Tee zu trinken.", sagte er und ich nickte zustimmend. Auch wenn ich so schnell wie möglich zu Soley gelangen möchte, ist seine Strategie wesentlich schlauer. 

„Gut, dann bereite die Krieger vor. Ich werde später dazustoßen.", erwiderte ich und setzte mich konzentriert an meinen Schreibtisch, um das Gewühl an Unterlagen und Skizzen zu beseitigen. In den letzten Tagen haben meine Gedanken sich nur um Soley gedreht, deshalb war mir alles andere egal. So auch den Brief vom Kingsley Rudel, den ich gestern achtlos auf meinen Schreibtisch geschmissen hatte. 

Genervt machte ich ihn auf und las ihn mir schnell durch. 

„Adam, warte!", rief ich meinem Stellvertreter zu, der schon kurz davor war, durch die Tür zu gehen. 

„Ja?", erwiderte er und drehte sich erwartungsvoll zu mir um. Ich wedelte mit dem Brief in der Luft herum und grinste siegessicher. 

„Schick einen Brief an das Kingsley Rudel. Sie sollen uns im Kampf zur Seite stehen.", sagte ich und Adam trat näher, um sich den Brief ebenfalls durchzulesen. 

„Der Anführer bittet um einen Auftrag, nicht um einen Krieg.", sagte Adam mit hochgezogener Augenbraue und gab mir den Brief zurück. 

„Er möchte meine Gunst gewinnen und einen höheren Stand in unserer Hierarchie? Dann muss er das tun was ich ihm sage und mir im Kampf zur Seite stehen.", erwiderte ich und lehnte mich ruhig auf meinem Stuhl zurück. Mit Hilfe des Kingsley Rudels, würden wir die Engel leicht besiegen können.  

„Ich weiß immer noch nicht, ob es eine gute Idee ist.", sagte Adam nachdenklich. Wollte er uns etwa in den Tod führen? Er müsste doch erfreut darüber sein, dass wir im Kampf Unterstützung bekamen. 

„Sowie er, hast auch du meinem Befehl Folge zu leisten.", knurrte ich und begegnete Adam's erstaunten Blick. Doch er senkte unterwürfig den Kopf und deutete eine leichte Verbeugung an. 

„Ja, Alpha. Ich werde mich darum kümmern.", sagte er und ging zurück zur Tür. Doch bevor er hinaus ging, drehte er sich noch einmal um.

„Eure Schwester ist im Speisesaal, sie möchte Euch sprechen.", sagte er, dann verschwand er durch die Tür. 

Seufzend erhob ich mich und ging ebenfalls zur Tür. Mit einem letzten Blick ins Arbeitszimmer, schloss ich die Tür hinter mir und machte mich auf den Weg nach unten. 

Als ich in den Speisesaal kam, saß Fae schon am Tisch und hatte die Hände auf dem Schoß zusammengefaltet. Ihr Rücken war kerzengerade und sie sah starr nach vorne. Das Verschwinden von Soley hatte sie schwer getroffen und ich fühlte mit ihr. Auch für mich war es schwer, doch für sie war Soley eine Freundin, die sie noch nie vorher gehabt hatte. 

„Fae.", sagte ich nur und ihr Blick heftete sich auf mich. Ich ging in ihre Richtung und setzte mich ihr gegenüber an den Tisch. Sie beäugte mich mit gerunzelter Stirn und musste kurz schmunzeln. Sah ich wirklich so schlimm aus?

„Du musst unbedingt mal duschen.", erwiderte sie und ich zog gespielt beleidigt einen Schmollmund.

„Was wolltest du denn eigentlich von mir?", versuchte ich auf das eigentliche Thema zu lenken und ihre Miene wurde augenblicklich ernst. 

„Ich möchte mit dir in den Kampf ziehen und Soley holen.", erklärte sie und sie sah so entschlossen aus, dass sich stolz in mir regte. Doch dann bekam ich Mitleid mit ihr. Würde sie Soley auch noch „retten" wollen, wenn sie wüsste, dass Soley freiwillig gegangen war?

Ich hatte Fae erzählt, dass Soley entführt worden war, damit ihr der Verlust nicht ganz so schmerzhaft vorkam. Doch so oder so, würde sie den Schmerz ertragen müssen. 

„Ich kann es dir nicht verbieten.", sagte ich schulterzuckend und erntete einen überraschten Blick ihrerseits. 

„Was? Hättest du jetzt damit gerechnet, dass ich dich hier einsperren lasse?", prustete ich los. 

„Nein, ich bin einfach nur normal überrascht, weiter nichts.", erwiderte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust. 

„Ich weiß, dass du sie vermisst. Ich vermisse sie auch.", sagte ich sanft. 

„Wir werden sie zurückholen.", erwiderte Fae und ihre Lippen zogen sich entschlossen zu einem harten Strich zusammen. Ich nickte zustimmend und stand dann auf. 

„Dann sollte ich wohl ein Bad nahmen.", sagte ich. 

„Du hast es dringend nötig.", erwidert sie, doch ein kleines Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. Das nahm ich als Triumph! Lächelnd verbeugte ich mich spielerisch vor ihr und verließ dann den Raum. 

Nachdem ich wieder auf dem Flur war, ließ ich meine freundliche Maske fallen und schlüpfte wieder in die Alpha Position. 

Ich würde diesen verdammten Engeln die Flügel abreißen!

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Ich hoffe es hat euch gefallen 😅 Ich habe es mal wieder aus Cyrian's Sicht versucht 🥰

The Alphas ThroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt