Kapitel 1

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Soley

Der Regen prasselte auf mein provisorisches Blätterdach, was ich kurzfristig über mir erbaut habe. Einen Monat war es jetzt ungefähr her, dass ich weggelaufen war und es fühlte sich an, als wäre es erst gestern gewesen.

Das lustigste war, dass ich immer noch zweimal in der Woche in mein Dorf ging. Ich holte mir etwas zu essen, von meinem Freund Brandon, sowie neue Kleidung und ein oder zwei Decken. Die Nächte verbrachte ich hier draußen und es war gar nicht mal so schlimm, wie man denkt. Ich konnte Abends immer der Sonne beim untergehen zuschauen und vor dem Schlafengehen, werfe ich immer einen Blick in den Sternenhimmel.

Morgens begrüßt mich immer die aufgehende Sonne und ich bekam dabei immer ein kribbelndes Gefühl. Hier draußen fühlte ich mich seltsam frei und ich könnte mir nichts schöneres wünschen.

Seit ich vor dem Alpha weggerannt bin, herrschte hektisches Treiben im Dorf. Wenn ich mich nicht immer unter meiner großen Kapuze und dem dicken Mantel verstecken würde, hätte man mich wahrscheinlich sofort erkannt. Mein blondes, fast schon weißes Haar war nicht gerade unauffällig.

Manche Menschen im Dorf wussten aber, dass ich es war. Doch zu meinem Glück, hielten sie ihre Klappe. Es war auch für sie gefährlich, wenn sie Informationen über mich geheim hielten. Deshalb war ich umso glücklicher, dass sie wirklich die Klappe hielten und nicht nur an sich selbst dachten. Dennoch plagten mich kleine Schuldgefühle.

Seitdem die Werwölfe im Land an die Macht gekommen waren, hielten Menschen mehr denn je zusammen. Wir wurden von den Werwölfen unterdrückt und auch als Sklaven verkauft. Vor allem der König hielt sich für etwas besonderes und forderte Sklaven aus allen Ländern an.

Diesen besagten König hat aber noch nie ein Mensch gesehen und auch einige Werwölfe, können nicht bezeugen, dass es ihn gibt. Also ist es meiner Meinung nach, nur reiner Aberglaube.

Als es nur noch ein wenig nieselte, trat ich aus meinem Unterschlupf und machte mich auf den Weg ins Dorf. Irgendwie ist es schon ironisch, dass ich immer wieder dahin zurückkehrte.

Ich setzte mir meine zu große Kapuze auf den Kopf und setzte meinen Weg mit gesenktem Kopf fort.

————

Als ich die erste Straße des Dorfes betrat, musste ich einigen Leuten schon hektisch ausweichen. Auch heute herrschte mal wieder ein reges Treiben und ich musste mir alle Mühe geben, dass meine Kapuze nicht vom Kopf flog.

Als ich bei der Bäckerei von Brandon's Vater ankam, wurde ich schon draußen von dem Geruch frisch gebackener Brote begrüßt. Lächelnd trat ich durch die Ladentür und erblickte sofort Brandon, der hinter dem Tresen stand.

Sein rotes Haar fiel ihm über die Smaragdgrünen Augen und seine Sommersprossen tanzten im Licht. Er war der Inbegriff von schön.

Es war für mich immer ein atemberaubender Anblick, ihn zu sehen. Wie, als hätte er meine Gedanken gehört, drehte er sich zu mir um und strahlte mich an.

Ich begab mich zu ihm hinter den Tresen und er umarmte mich fest.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht.", sagte er und drückte mich noch einmal an sich.

„Ist ja gut, mir geht es bestens!", lachte ich und löste mich aus seinem Klammergriff.

„Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass sie dich erwischt hätten.", sagte er und sein Blick verfinsterte sich. Er hatte die Werwölfe schon immer verabscheut, bei ihm gab es keine guten.

„Warum sollten sie mich erwischt haben? Ich mache das hier doch nicht zum ersten Mal.", erwiderte ich und blickte ihn fragend an. Sein Blick wurde trüb und seine Augen wanderten umher, als würde er nicht wollen, dass uns jemand belauschte.

The Alphas ThroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt