Chapter 47

14 2 2
                                    


Soley

Das Gras unter dem Balkon hatte sich in ein dunkles rot verwandelt und überall lagen verwundete, oder tote Menschen herum. Ich schüttelte angewidert den Kopf und schwang mich übers Geländer. 

Ich hatte einige Gegner getroffen, doch meine Instinkte drängten mich nach unten. Ich bahnte mir einen Weg zu Arez hindurch und als ich Cyrian sah, blieb mein Herz für eine kurze Zeit stehen. Jax lehnte an einem Baum und die Erinnerung an die Hellseherin holte mir ein. 

Doch bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte, brüllte Cyrian und ich schoss meinen Pfeil ab. Er jaulte auf und seine schwarzen Augen fanden mich. Arez drehte sich ebenfalls zu mir um und was ich in seinen Augen sah, war blanke Panik. Ich wollte mich entschuldigen, doch es war mein Schicksal hier zu stehen. 

Cyrian machte ein paar Schritte auf mich zu und ich schoss den nächsten Pfeil ab. Er wich aus und mein Pfeil wanderte ins Leere. Wütend spannte ich den nächsten Pfeil, doch Arez stürmte vor und stürzte sich wieder auf Cyrian. 

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein Werwolf sich mit geduckter Haltung näherte. Doch gleichzeitig fiel mein Blick auf etwas hinter Arez. 

Auch hinter ihm schlich sich ein Werwolf an und er bemerkte es nicht. Er tappte direkt in Cyrian's Falle.

Panisch richtete ich meinen Pfeil auf den Wolf hinter Arez und versucht möglichst präzise zu zielen, um ihn nicht zu verfehlen. 

Mein Leben oder das Leben von Arez?

Ich stand vor der Wahl. Doch eigentlich war es mir von Anfang an schon glasklar gewesen. 

Mit einem wissenden Lächeln ließ ich meinen Pfeil los und drehte mich dann zu meinem Angreifer. Ich wusste ich würde mein Ziel treffen. Arez war also mehr oder weniger in Sicherheit. 

Die orangefarbenen Augen des Wolfes leuchteten hungrig und er sprang mit einem riesigen Satz auf mich zu. Ich war wie erstarrt und wenn ich eine Waffe gezogen hätte, hätte es eh alles nichts gebracht. 

Mein Schicksal war besiegelt. Doch plötzlich wurde der Wolf von der Seite weggerissen und zu Boden gerückt. Cassiopeia thronte auf dem Körper des Wolfes und stieß ihr Schwert in sein Herz. Sie rappelte sich auf und drehte sich zu mir um. 

„Geht es dir gut?", fragte sie außer Atem und suchte mich nach Verletzungen ab. 

„Ja.", hauchte ich und umarmte sie erleichtert. Sie schloss ihre Arme um mich und drückte mich an sich. Doch dann hörte ich einen Schrei, der lauter war als das Gebrüll der Wölfe.

Jax schrie etwas unverständliches und sprintete auf uns zu. Cassiopeia's Augen weiteten sich und sie stieß uns beide zu Boden. Bevor ich mich abfangen oder irgendwie reagieren konnte, landete ich im Dreck. Cassi rappelte sich blitzschnell mit gezogenem Schwert auf und blockte zwei Wölfe ab. 

Erschrocken sprang ich auf die Füße und zog meinen Dolch um ihr zu helfen. Mit Teamarbeit hatten wir die Wölfe blitzschnell erledigt und drehten uns zu Jax um. 

Doch dann keuchte Cassi erschrocken auf und ich drehte mich zu ihr um. Sie hielt sich die Hände vor den Bauch und spuckte einen Schwall Blut aus. Erst da, sah ich die Spitze eines Schwertes, die sich durch ihren Körper gebohrt hatte. 

„Nein!", schrie ich erschrocken und Cassiopeia fiel in sich zusammen. Das Schwert wurde aus ihr herausgezogen und ein Mann mit Umhang wurde sichtbar. Wie erstarrt sank ich auf die Knie und kroch zu Cassi hinüber. 

Alle Momente mit ihr blitzten in meinem Kopf auf und Tränen liefen mir über die Wangen. Cassi hob die Hand um meine eigene zu umfassen, doch sie war zu schwach. Trauer übermannte mich mit solcher Wucht, dass ich den Kopf in den Nacken legte und zum Himmel empor schaute. 

Der Kapuzenmann hob sein Schwert, um auch auf mich einzuschlagen, doch ich blickte ihm direkt in die Augen und schrie. Ich schrie all meinen Schmerz in die Welt und der Schrei war so laut, dass alle inne hielten und sogar der aufkommende Donner übertönt wurde. 

Niemand. Niemand hatte so viel Schmerz wie ich erlebt. Jeder Mensch der mir auch nur annähernd wichtig war, wurde ermordet oder verschwand aus meinem Leben. 

Nun liefen mir Tränen der Wut über die Wange und ich starrte dem Kapuzenmann direkt in die Augen. 

„Stirb.", fauchte ich nur und spürte, wie tödliche Magie unter meiner Haut brodelte. Doch es war die Kleidung an meinem Rücken, die zu reißen begann und ein schwarzer, federnder Flügel erschien. Die Federn an dem Flügel waren spitzer als die schärfsten Klingen und an den Spitzen mit heißem Feuer besetzt. Mit einem unkontrollierten Schwung sauste der Flügel auf den Kapuzenmann zu und spießte ihn erbarmungslos auf. 

Jax, der nur wenige Meter entfernt stand schaute leichenblass auf mich und dann voller Trauer auf Cassiopeia, die unter mir immer noch schwach keuchte. 

Mein Blick senkte sich wieder zu ihr hinunter und ich nahm ihre Hand fest in meine. 

„Ich kann dich heilen, ich werde dich retten.", schluchzte ich, doch ich hatte noch nie einen Heilzauber angewendet. Ich hatte eine der Heilerin lediglich schon einmal dabei beobachtet. 

Ich verfluchte mich selbst und konzentrierte mich darauf, meine Magie in Cassiopeia's Körper zu leiten.

„Nein, es ist zu spät.", keuchte Cassi schwach und drehte ihren Kopf, um mich besser zu sehen. 

„Ich...hab dir noch nicht alles beigebracht, doch...ich wusste...das mich dieses Schicksal erwarten würde.", hustete sie und immer mehr Tränen liefen mir über die Wange. Jax landete neben mir im Dreck und versuchte verzweifelt die Blutung von Cassiopeia irgendwie zu stoppen.

„Du wirst für immer meine...beste Freundin sein. Deshalb habe ich dir...einen Brief geschrieben. Er liegt auf meinem Schreibtisch.", sagte sie und ich sah, wie das Leben langsam aus ihren Augen wich. 

„Nein. Geh nicht.", schluchzte ich und versuchte verzweifelt meine Magie in ihren Körper gleiten zu lassen. Helles Licht erschien über ihrer Wunde, doch die Wunde war zu tief und würde sich nur sehr langsam schließen. Dafür hatte Cassiopeia zu viel Blut verloren. 

„Jax.", hauchte sie und Jax war sofort an ihrer Seite. So viele Emotionen habe ich in seinen Augen noch nie gesehen und auch auf seinen Wangen glänzten Tränen. 

„Cass", schluchzte er.

„Es tut mir leid.", sagte sie und eine Träne rollte über ihre Wange. Jax wischte sie weg und beugte sich weiter über sie.

„Mir auch.", sagte er und ich versuchte weiterhin die Wunde zu schließen. Doch aus irgendeinem Grund funktionierte es nicht. Es war, als würde die Magie von Cassiopeia abprallen. 

„Ich...liebe...dich.", hauchte sie.

„Ich dich auch.", erwiderte Jax und beugte sich zu Cassiopeia hinunter, um ihr einen Kuss zu geben. Als er sich wieder aufsetzte, wich alles Leben aus ihren Augen. 

Ich sah wie Jax innerlich zusammenbrach und auch ich sah schockiert auf ihren Körper. 

„Nein.", sagte ich nur und versuchte es mit einer Herzdruckmassage, doch alles funktionierte nicht.  

„Es wird sie nicht zurück bringen.", sagte Jax nur. Ich legte den Kopf wieder in den Nacken und schrie stumm in meinem Kopf. Die Magie brach mit solch einem Ausmaß aus mir heraus, dass mein ganzer Körper von Flammen umzüngelt wurden uns alles um mich herum in Brand gesetzt wurde. Ich stand auf mit Feuerbällen in den Händen und einer greifbaren Wut, doch eine Sache ging mir nie wieder aus dem Kopf.

Cassiopeia war tot.

—————

💔

The Alphas ThroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt