Chapter 14

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Soley

„Sie ist nicht meine Mate" dieser Satz von Cyrian spukte mir im Kopf herum. Ich war nicht seine Mate? Langsam ging ich ein paar Schritte von der Tür zurück und drehte mich dann mit unterdrückten Tränen in den Augen um. Mehr musste ich nicht hören. Er hatte es so gleichgültig gesagt, als wäre ich ein Blatt Papier, das er jederzeit auswechseln konnte. 

Nachdem er mich im Zimmer zurückgelassen hatte, hatte ich meiner Neugier nachgegeben und bin den beiden gefolgt. Sie sind in sein Arbeitszimmer gegangen und so dumm wie ich war, habe ich an der Tür gelauscht. Doch als er gesagt hatte, dass ich nicht seine Mate war...

Ich wischte mir schnell über die Augen und blinzelte die kommenden Tränen weg. Jetzt war nicht die richtige Zeit um zu weinen. Ich musste stark sein, ich musste überleben. 

Mit erhobenem Kopf ging ich die Treppe runter und zu Fae in den Speisesaal. Sie begrüßte mich strahlend und ich zwang mir ein kurzes Lächeln auf die Lippen.

„Sie ist nicht meine Mate"

Er hatte mir eine Narbe verpasst, die mich für immer an ihn band und jetzt kam heraus, dass ich nicht seine Mate war. Wollte er mich etwa verarschen?! 

Auf einmal überkam mich eine Welle der Wut und sogar die Lichter begannen zu flimmern. 

„Haben wir etwa wieder einen Stromausfall?", mutmaßte Fae und setzte sich an den Tisch. Ich setzte mich ihr gegenüber und versuchte meine Wut zu unterdrücken. Vielleicht half es, wenn ich etwas aß. 

Doch als ich in mein beschmiertes Brötchen biss, schmeckte es trocken und ich musste es mit Wasser runterspülen. 

Zu viele Gedanken schwirrten mir im Kopf herum. Jetzt wollte ich mehr abhauen, als vorher. Ich war für Cyrian nur ein Mittel zum Zweck. Eine Kampfmaschine? Eine Hexe, die mächtig werden könnte?

„Worüber denkst du nach? Ist alles okay?", riss Fae's Stimme mich aus meinen Gedanken. 

„Ja, alles ist okay.", antwortete ich hastig und nahm noch einen trockenen Bissen von meinem Brötchen. Fae warf mir einen zweifelnden Blick zu, fragte jedoch nicht weiter nach. War auch gut so, denn sonst wäre ich wahrscheinlich in die Luft gegangen. 

Eine bedrückende Stille folgte und wir konzentrierten uns beide nur auf unser Essen. Sollte ich einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Als hätte ich nichts gehört?

Vielleicht wäre es so das Beste und ich könnte dann irgendwann im richtigen Moment abhauen. Ich wollte nicht eine Sekunde länger hier verbringen als nötig, auch wenn ich Fae wirklich gern hatte. Sie war die einzige, die mich nicht angelogen oder verletzt hatte. Im Gegenteil, mit ihr hatte ich wahrscheinlich den größten Spaß meines Lebens. 

Doch auch für sie wäre es besser, wenn sie mich einfach vergisst. Das wäre für jeden die beste Option. 

Wenn ich abhauen würde, hätte ich wahrscheinlich einen kleinen Vorsprung. Irgendwann würde Cyrian mich wegen dieser Narbe wahrscheinlich finden, doch ich konnte es wenigstens mal versuchen. 

„Ich gehe ein bisschen an die Luft.", sagte ich zu Fae und stand auf. Vielleicht wäre es jetzt schon die beste Gelegenheit, abzuhauen. 

„Warte ich komme mit!", rief sie mir hinterher, als ich schon fast die Tür erreicht hatte. Ich drehte mich zu ihr um und lächelte gezwungen. Na super...

„Ich kann dir die Pferdeställe zeigen.", schlug sie vor und ging voraus. Wenn ich ein Hund gewesen wäre, hätte ich jetzt wahrscheinlich die Ohren gespitzt. Mit Pferden kommt man immer besser voran und das wäre wirklich meine beste Chance. 

„Warum brauchen Werwölfe Pferde?", fragte ich an Fae gewandt und ging neben ihr her. Wir liefen mit schnellen Schritten über den Vorhof und dann zur Westseite des Schlosses. 

„Wenn wir zum Beispiel zu Veranstaltungen in eine Stadt müssen, ist es immer besser die Pferde zu nehmen. Sie zeigen nicht nur unseren gesellschaftlichen Vorteil, sondern sie sind auch praktisch, da wir nach den Verwandlungen immer ohne Kleidung da stehen.", antwortete sie und brachte mich zu einem großen Gebäude, woraus schon das Scharren der Hufe zu hören war. 

„Wir sind da.", erklärte sie und öffnete die großen Türen. Ein riesiger Gang erstreckte sich vor mir und in den großen Boxen befanden sich Unmengen an Pferden. Ich erkannte weiße, schwarze, braune, karamellfarbene und viele mehr. 

„Komm, wir suchen dir ein schönes aus!", sagte Fae voller Elan und ging schon die Reihen entlang. Sie hielt vor einer großen Box, wo ein schwarzes Pferd drin stand. Die Box hätte auch locker für vier Pferde gereicht. 

„Das ist eines der Königspferde und eines der schnellsten hier im Stall.", erklärte sie stolz, ging dann aber weiter zur nächsten Box. 

„Das ist ist Kasimir, du kannst ihn reiten. Er ist gut für Anfänger und mit ihm wirst du keine Probleme bekommen.", erklärte sie und holte den Schimmel aus der Box. Dann zeigte sie mir, wie sie ihn aufsattelte und striegelte. Zusammen gingen wir mit ihm nach draußen und ich stieg wackelig auf seinen Rücken. Das war definitiv das erste Mal, dass ich auf einem Pferd saß.

Im Laufe des Tages zeigte Fae mir einige Grundlagen und als die Sonne unterging, hatte ich die einfachsten Sachen einigermaßen drauf. 

Gemeinsam brachten wir das Pferd wieder in den Stall und gingen dann zum Schloss zurück. 

Doch eine Sache war klar. Wenn die Sonne untergegangen war, würde ich von hier ein für alle Mal verschwinden.

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Wie findet ihr es bisher? 🫣 Soll ich vielleicht etwas ändern? 

The Alphas ThroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt