Chapter 49

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Arez

Der Tod fühlte sich...kalt an. Es war ruhig, viel zu ruhig. 

Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah vor mir wieder das Schlachtfeld. Doch die Personen waren alle blass und als ich meinen Kopf drehte, sah ich meinen eigenen Körper am Boden liegen. 

Wie schwach ich doch war. Ich lag dort wie ein Feigling auf dem Boden und war offensichtlich tot. Warte?

Ich war tot?

Doch warum stand ich noch hier? 

Ich sah an mir hinunter und sah kein Blut, keine Wunde und auch sonst nichts. Als ich wieder auf das Schlachtfeld sah, erblickte ich Cyrian, wie er immer noch dümmlich lächelte und wie Soley erschrocken auf meinen Körper blickte. Dann sah ich neben meinen Körper und entdeckte die Person, die mich ermordet hatte. 

Es war kein anderer, als die Schwester des Alphas. Sie hatte mich ermordet? 

Ungläubig trat ich näher heran uns sah einen blutigen, langen Dolch in ihrer Hand. Ihre Miene war schmerzverzerrt auf ihren Bruder gerichtet. 

Es war Rache. 

Soley hatte ihren Bruder getötet und Fae tötete mich.

Alles aus Rache.

„Arez.", erklang eine weibliche Stimme hinter mir und verwirrt drehte ich mich um. Mein Herz blieb fast noch einmal stehen, als ich meine verstorbene Schwester Adora vor mir stehen sah.

„Adora.", hauchte ich und schon im nächsten Moment schloss ich sie in meine Arme. 

„Ich habe dich vermisst.", flüsterte ich und drückte sie fester an mich. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und atmete tief aus. 

„Ich dich auch.", seufzte sie, dann löste sie sich von mir und musterte mich prüfend. 

„Für ein Familientreffen haben wir jetzt leider keine Zeit.", sagte sie dann und ihre Miene wurde ernst. 

„Lebst du?", fragte ich nur und sie zog eine Augenbraue hoch. 

„Ich würde nicht vor dir stehen, wenn ich tot wäre. Denn dann wäre ich längst auf der anderen Seite.", antwortete sie.

„Du hast dich also entschieden, den schlimmsten Weg zu gehen?", fragte ich und sie schaute mich mit so einem traurigen Blick an, das es mir fast das Herz brach. Wenn ein Engel starb, hatte er immer die Möglichkeit in den Himmel zu gehen oder den Weg eines Dämonen zu beschreiten. Zum Glück wählten die meisten Engel den Weg zum Himmel, denn wenn man ein Dämon war konnte man zwar ins Leben zurückkehren, doch die Seele derer veränderte sich. 

„So schlimm war es nicht. Ich habe mir nur einmal die Seele aus dem Körper reißen lassen und sie dann wieder eingesetzt.", antwortete sie und lachte am Ende ironisch. 

Ich blieb stumm und musterte meine ältere Schwester. Sie war also ein Dämon. Sie bemerkte meinen Blick und seufzte wieder. 

„Du willst sie sehen?", fragte sie und schon im nächsten Moment breitete sie ihre Flügel aus. Normalerweise waren die Flügel der königlichen Blutlinie weiß und hatten ein paar Muster. Doch ihre Flügel waren zerfetzt und schwarz geworden. 

„Kannst du mit denen überhaupt fliegen?", fragte ich. 

„Natürlich kann ich das. Doch wie ich dir schon gesagt habe, haben wir nicht viel Zeit. Wenn du dich nicht gleich entscheidest, wirst du wirklich tot sein.", antwortete sie und dann schlich sich ein undeutlicher Ausdruck auf ihr Gesicht, bevor sie tief Luft holte. 

„Arez, bist du bereit den Weg eines Dämonen zu beschreiten oder möchtest du den Weg in den Himmel gehen? Wenn du deine Entscheidung bekannt gibst, wird sie für immer in Stein gemeißelt sein und es gibt kein zurück. Werde ein Dämon und du wirst von den Göttern verflucht, dennoch wird dir Leben geschenkt. Beschreite den Weg zum Himmel und bleibe ein Engel und du wirst von den Göttern beschenkt.", sagte sie und ihre Stimme klang laut und kraftvoll.

„Du hast nicht viel Zeit.", fügte sie hinzu und sah mich aufmerksam an. Wenn ich mich für den Himmel entschied, würde ich Soley nie wieder sehen. Ich warf einen kurzen Blick auf das Schlachtfeld hinter mir und wägte meine Vor-und Nachteile ab. 

Wenn ich ein Dämon werden würde, könnte ich Soley wieder sehen. Doch würde ich ihr dann auch freundlich gegenüber stehen und sie nicht töten wollen? 

Es würde alles verändern. Doch ich könnte sie sehen...

„Ein Dämon liebt nicht.", sagte meine Schwester leise und mein Blick wanderte wieder zu ihr. 

„Dann werde ich der erste sein.", erwiderte ich und richtete mich auf. 

„Ich möchte den Weg eines Dämons beschreiten.", sagte ich mit lauter, deutlicher Stimme und meine Schwester senkte betrübt den Kopf.

„Deine Entscheidung wurde erhört.", erwiderte sie leise und im nächsten Moment ging ein Beben durch meinen Körper. Ein Schmerz, den ich noch nie zuvor gespürt hatte, erfüllte mich von Kopf bis Fuß.

Schmerzerfüllt sank ich auf die Knie und hielt mir die Hände an den Kopf. Ein nerviges Piepen setzte ein und betäubte all meine Sinne.

Orientierungslos und panisch breitete ich meine Flügel aus, um mich gegen etwas zu wehren, was gar nicht existierte. Doch meine Flügel fühlten sich an, als stünden sie in Brand und ein kurzer Blick nach hinten, zeigte mir das sie wirklich in Flammen standen. 

Ich sah an mir herunter und sah, wie mein ganzer Körper in Flammen aufging. Ich brüllte und schrie, doch niemand kam mir zur Hilfe. 

Nach ein paar Minuten, die sich wie Stunden angefühlt hatten, war es vorbei und ich blieb reglos auf dem Boden liegen. Vielleicht würde es wieder von neuem beginnen, wenn ich aufstand. 

Zwei Stiefelspitzen erschienen in meinem Sichtfeld und ich beobachtete, wie meine Schwester neben mir in die Hocke ging. 

„Willkommen im roten Kreis, Bruder.", sagte sie mit einem bösartigen Lächeln und schon im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen.

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The Alphas ThroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt