Sonntag, 02. April 2017, abends
„Hinata", sagte Hiashis Stimme in dem üblich gereizten Tonfall.
Ohne den Blick zu heben, erwiderte ich ein devotes „Ja, Otoo-sama?"
„Übermorgen ist ein Meeting mit einem sehr wichtigen Mann. Sieh zu, dass du zu Mittag bereit bist. Und vergiss nicht, kühlendes Gel aufzutragen, sonst wundert er sich, warum du so gerötet bist."
Die Gleichgültigkeit, mit der mein Vater mir diese grausige Nachricht überbrachte, jagte mir einen eiskalten Schauer die Wirbelsäule hinab. Allein das Wort „Meeting" aus seinem Mund zu hören, war brechreizerregend. Bis auf Hanabi wusste jeder am Tisch, was damit gemeint war, und niemand scherte sich darum, was es in mir auslöste. Ich schloss die Augen und nickte. „Ja, Otoo-sama", murmelte ich meinem Reis zu und schob die Stäbchen hinein, ohne ihn tatsächlich aufzunehmen. Ich aß sowieso nicht viel, doch nun war mir der Appetit erst recht vergangen. „Ein sehr wichtiger Mann" bedeutete Schmerzen. Die hohen Tiere waren meiner Erfahrung nach die schlimmsten, weil sie nichts zu befürchten hatten. Da kam er, meine Nummer sechsunddreißig. Mit ihm würde die Zahl meiner Sexualpartner endlich auf das doppelte meines Alters steigen. Bingo? Bekam ich jetzt 'nen Keks geschenkt? Und es war mir sowas von scheißegal, ob der Typ noch die Spuren meiner Lasertherapie sah oder nicht. Ich war glatt, sah trotz meiner sprießenden Oberweite aus wie zehn, daran konnte er sich erfreuen und sollte die Schnauze halten, der Wichser. Oh King, was gäbe ich nur dafür, wenn du es wärst. Wie viele Meetings musste ich noch über mich ergehen lassen, bis ich ihn endlich sah..? Bald, das wusste ich, würde auch meine Taubheit mir nicht mehr helfen können und–
„Oji-sama, hast du eine Vorstellung, was er von dir will?", fragte Neji und nahm einen Bissen seines eigenen Reises.
Hiashi brummte. „Wir haben seit Jahren ein Friedensabkommen mit den Uchiha, das seit jeher unangetastet ist. Wenn dieser verdammte Madara nun um eine Audienz bittet, will er das Abkommen entweder ausweiten und Geschäfte machen, was uns nur dienlich sein kann, oder er wagt einen gedeckten Angriff. So oder so, wir müssen aufmerksam sein. Verstärke für die nächsten Tage die Wachen am Haus, beziehe die Vier mit ein. Ich will nicht riskieren, in einen Hinterhalt zu geraten. Den Mann dürfen wir keinesfalls unterschätzen." Hatte mein Vater etwa.. Angst? Ich unterdrückte ein Schmunzeln. In diesem Tonfall würde ich ihn liebend gerne öfter sprechen hören.
„Ja, Oji-sama", sagte Neji und ohne ihn anzusehen, wusste ich, dass er unterwürfig den Kopf neigte. Mein Cousin war wahrlich Hiashis Schoßhündchen, das ihm bereitwillig die Scheiße von den Schuhen leckte. Er versprach sich von seinem Verhalten sicherlich einen schnellen Aufstieg innerhalb der Gin'nome-kai, denn, obwohl Hiashi selbst nur zu gerne von seinen Beziehungen zu allen möglichen Positionsinhabern der Stadt profitierte, zeigte er seinem Neffen gegenüber nur ein kleines Maß an Nepotismus. Natürlich, gegenüber mir und auch Hanabi hatte Hiashi Neji immer bevorzugt, alleine deshalb, weil er ein Junge war und Hiashi ihn daher zu dem Sohn heranziehen konnte, den Sukunai ihm nie hatte gebären wollen, doch wenn es ums Geschäft ging, blieb Hiashi hart. Da konnte Neji einem ja fast leidtun – aber auch nur, wenn er nicht so ein hinterfotziger Arschkriecher wäre, der mich behandelte, als wäre ich ihm untergeben. Würde sein Vater noch leben, hätte er nicht so eine große Fresse hier im Haus, dann wäre sein Platz nämlich ein ganz anderer und Hiashi würde ihn als das behandeln, was er war: sein nichtsnutziger und egoistischer Neffe, nichts weiter. Ja, ich hasste Neji, alleine dafür, dass er in Hiashis Fußstapfen treten und irgendwann selbst Clan-Führer werden wollte, als wäre das der geilste Titel auf Erden. Nur bis dahin musste er noch viel lernen, das sah selbst ich. Hiashi hatte, was Geschäfte anging, einfach den besseren Riecher.
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be_my_ace [18+]
FanfictionHinata ist die älteste Tochter des Hyuuga-Clans und als solche verbringt sie ihr Leben in Reichtum und Angst. Von ihr wird erwartet, jeden Tag perfekt zu sein und sich keinerlei Fehler zu erlauben. Mit ihren achtzehn Jahren hat sie dies auch bis in...