A Badger under water.

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Ich war angetrunken, zugegeben, aber mein Alkoholpegel war nichts im Vergleich zu dem von Maito Gai. Genma hatte reichlich Schwierigkeiten, seinen Kollegen ins Auto zu verfrachten und ihn eine Viertelstunde später davon zu überzeugen, auch wieder auszusteigen. Gai beklagte den gesamten Weg über, wie leid es ihm tat, dass Orochimaru Probleme mit der Steuerbehörde hatte und wollte all seine Energie – von der er wahrlich genug hatte – aufopfern, ihn zu unterstützen, weil er hinter der Untersuchung Homophobie vermutete. „Diese Welt braucht Freigeister wie ihn!", lallte er und wuselte seine Pilzfrisur durcheinander.

„Jaa doch, Gai, ich weiß, aber du musst jetzt trotzdem raus", sagte Genma leicht genervt. „Ich habe auch schon deiner Frau Bescheid gegeben, sie wartet auf dich."

Dass ein Typ wie Gai verheiratet war, überraschte mich zwar, erfreute mich aber auch. Ich hätte vielleicht erwartet, er wäre selber schwul und fühlte sich deshalb so von den Leuten im Ame angezogen, doch es war wohl wirklich einfach seine verschrobene Art, die sich in dem Club nahtlos einfügte. Nur dann fragte ich mich, wie seine Frau so war und vor allem: wie sie aussah. Gai war jetzt nicht grundlegend hässlich, aber er würde bei einem Schönheitswettbewerb sicherlich nur eine nett gemeinte Teilnehmerurkunde erhalten. Für den Mut.

„Ooooh, meine Liebe..", säuselte Gai los und bekam einen schwärmerischen Ausdruck in den dunklen Augen. Eines Tages wollte ich, dass jemand exakt so guckte, wenn er an mich dachte. Wie herzallerliebst war das bitte?!

„Ja, sie wartet. Jetzt husch, grüß sie von mir", scheuchte Genma den alten Jungspund mit den verknallten Herzblasen über dem Kopf aus seinem Auto. Ich nutzte die Gelegenheit, kletterte von der Rückbank auf den Beifahrersitz und sah Gai nach, der – ob nun betrunken von Alkohol oder Liebe – auf seine Haustür zu torkelte, die sich öffnete und eine schlanke Gestalt erschien in dem Flurlicht. Ich konnte sie wegen des Regens nur als Schemen erkennen und als Genma wieder losfuhr, verrenkte ich mir halb den Hals, weil ich die Hoffnung hatte, doch einen kurzen Blick auf dieses ominöse Geschöpf zu werfen, das es geschafft hatte, jemanden wie Gai zu ihrem Mann zu nehmen. Sie war ja schon beneidenswert. Ich setzte mich richtig hin und musterte das gepflegte Leder des Armaturenbretts.

„Alles gut?", fragte Genma, der mein nachdenkliches Profil beobachtet hatte.

„Mh", machte ich zunächst nur, erweiterte meine Antwort aber: „Wahre Liebe muss schön sein, oder?"

Genma räusperte sich. „Wie kommst du darauf?"

„Na ja, wegen Gai.. Wenn jemand so guckt, wenn er über seine Frau redet, dann kann das nur wahre Liebe sein."

„Möglich. Sie sind seit fast dreißig Jahren verheiratet. Und wenn sie es so lange mit ihm aushält, hat Amor bestimmt seine Finger im Spiel."

„Warst du mal verliebt?", fragte ich, ohne dass ich mich hätte aufhalten können.

Tief luftholend lenkte Genma seinen Wagen in die Straße ein, in der sein Wohnhaus lag. „Das kann ich nicht sagen. Und du?"

„Ja", nickte ich entschlossen. „Ich bin es. Aber ich weiß nicht, ob ich es sein will."

Sein „Warum?" verschwand beinahe in dem leisen Brummen des Motors.

„Weil er unerreichbar für mich ist und es mich einfach nur quält", murmelte ich, beobachtete, wie die Scheibenwischer stoppten und der Flut auf der Windschutzscheibe freien Lauf ließen.

Nach einer kurzen Stille sagte Genma leise: „Ja, Liebe kann manchmal kompliziert sein.."

Ich zog schniefend die Nase hoch. „Aber du bist Single, oder?"

„Äh.." Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Ja..?"

„Gut. Sonst wäre es schwierig mit dem Sex."

be_my_ace [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt