Dienstag, 11. April 2017, nachmittags
Tief in meine zermürbenden Gedanken versunken, stieg ich die Treppe hoch ins Obergeschoss. Seit vierundzwanzig Stunden spukten mir die gestrigen Ereignisse im Kopf herum. Aus meiner Sicht war dieses seltsame Aufeinandertreffen in der Uni ideal verlaufen, wenigstens hatte ich nicht das Gefühl, ich hätte jemandes Identität, Absichten oder Wissensstand offenbart. Und das war doch ziemlich gut, oder? Da machte es sich wohl endlich bezahlt, die Tochter eines Syndikat-Bosses zu sein. Lügen lag mir einfach im Blut.
Doch auch abseits der oberflächlich stressigen Situation ließen mir die Gespräche keine Ruhe. Kakashi, und ja, nachdem ich ihn – wenn auch eigentlich nicht bewusst oder beabsichtigt – geküsst hatte und er mich geduzt hatte, nahm ich mir die Freiheit, ihn beim Vornamen zu nennen. Also Kakashi wusste über mich Bescheid, über meine Familie, über Itachi. Ich wollte nicht, dass er mit mir in diesem Strudel der Intrigen unterging, und ich würde ihn in Zukunft auch so gut es ging aus der ganzen Sache raushalten, dennoch fühlte es sich befreiend an, mit jemandem darüber gesprochen zu haben, jemandem meine Ängste anvertraut zu haben. Nur scheiße, dass er mir nicht helfen konnte. Sein Rat war, zur Polizei zu gehen und sich Hilfe zu holen. Und er hatte ja recht. Auch Genmas Auftritt gestern hatte mich zutiefst beeindruckt. Ich hatte ihn am Abend nicht angerufen, weil dort immer noch in meinem Hinterkopf diese Ungewissheit nagte, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, doch er schien die Sache ernst zu nehmen und zeigte auch einiges an Talent, mit der Situation umzugehen. Das sprach eindeutig für ihn.
Mein Puschen betrat den obersten Absatz und ich hielt inne.
Und dann dieser Kuss. Im Nachhinein betrachtet wäre es nicht nötig gewesen, sein Schauspiel war meiner Meinung nach gut genug gewesen, die Anwesenden von seiner Rolle als meinen festen Freund zu überzeugen – obwohl ich mich fragte, ob sich denn niemand gewundert hatte, dass Genma nicht sonderlich jung aussah. Das klang gemein, immerhin war er nicht ALT alt, aber er war älter als ich. Ich würde ihn auf Ende zwanzig schätzen. Vielleicht war es für sie alle aber auch einfach normal anzunehmen, ich hätte daddy issues. Denn scheiße, die hatte ich ja auch. Bei meiner Vergangenheit war es nicht verwunderlich, dass ich auf ältere Männer stand; gewalttätiger und dominanter Vater, der mir nie Liebe geschenkt hatte, präpubertäre körperliche Intimitäten mit alten Säcken – und zwar ALT alten Säcken. Dieser Knacks in meinem Hirn war einfach vorprogrammiert. Ich WOLLTE Genma in diesem Moment küssen und es hat sich so verdammt gut angefühlt. Scheiße, ich hatte wirklich Komplexe. Und meine ständig aufkeimenden Gelüste bestätigten sie zusätzlich. In meinen Kursen an der Uni hatte ich keinen Typen, den ich irgendwie heiß fand. Nein. Wer waren die Männer, die in meinen feuchten Träumen auftauchten? Mein Professor, einunddreißig, hatte ich aus einer schrägen Situation heraus geküsst und im Nachgang nicht scheiße gefunden, ein Geschäftspartner meines Vaters, dreiundvierzig, hatte ich geküsst und hätte beinahe Sex mit ihm gehabt, ein Polizist, vermutlich um die dreißig, hatte ich geküsst, einfach weil ich das Bedürfnis dazu verspürt habe, und mein Bodyguard, neunundzwanzig, hatte ich immerhin auf die Wange geküsst. Alle von ihnen fand ich auf ihre Weise sexy und mein Körper reagierte entsprechend auf sie. Auch wenn keiner von ihnen King sein konnte, weil sie alle älter als dreiundzwanzig waren, entsprachen sie zumindest meinem äußerlichen Geschmack. Das war alles andere als normal.
Ich trottete langsam den Flur runter und eine Frage ploppte in meinem Kopf auf, die ich mir eigentlich gar nicht stellen wollte.
War es denn wirklich so, dass keiner von ihnen King sein konnte? Klar, sie alle hatten die großen, adrigen Hände mit den blassen, langen Fingern und die tiefe Stimme, aber das schien ja offensichtlich keine Seltenheit zu sein. Jeden hatte ich von meiner Kandidaten-Liste gestrichen, weil sie schlichtweg zu alt waren oder ich sie aus was weiß ich was für anderen Gründen nicht drauf haben konnte oder wollte. Er hieß „King_size94" und ich hatte von Anfang an einfach angenommen, die Zahl stand für sein Geburtsjahr. Was war denn eigentlich, wenn ich damit falsch lag..?
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be_my_ace [18+]
FanfictionHinata ist die älteste Tochter des Hyuuga-Clans und als solche verbringt sie ihr Leben in Reichtum und Angst. Von ihr wird erwartet, jeden Tag perfekt zu sein und sich keinerlei Fehler zu erlauben. Mit ihren achtzehn Jahren hat sie dies auch bis in...