Groomsmaid.

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Der Regen lief mir in Strömen über meine Haut. Wind peitschte durch meine nasse Kleidung, zerrte an meinen von Wasser getränkten Haaren. Ich hätte mir diesen Moment niemals anders gewünscht. Ich spürte nur Genmas Lippen, seine weiche Zunge, seine Hände an meinen Wangen. Seine Daumen streichelten über meine Verletzungen und sein Atem versiegte an meiner Haut. Es war beinahe klischeehaft, dass wir uns mitten in einem Sturm küssten, die Welt um uns herum ignorierten. Doch das war mir egal. Sein Mund nahm die Angst von mir, saugte meine Panik aus mir heraus wie Gift aus einer Wunde. Ja, wir hatten es geschafft. Wir waren am Leben, hatten die Unterlagen gesichert, alles würde gut werden.

„Ähem."

Jemand räusperte sich und ließ Genma und mich auseinanderstoben. Mein verschleierter Blick suchte nach dem Störenfried und ich hätte wen auch immer zum Teufel jagen können, aber als ich Kakuzu erblickte, der den Kragen seines Mantels gegen das Wetter aufgestellt hatte und trotzdem mit klatschnassen Haaren und den Händen in den Taschen vergraben dort stand, verflog mein Unmut. „Papa..", wisperte ich, rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. „Papa... Wir haben sie. Wir haben die Beweise. Ich.." Ich schluckte und schloss die Augen, was es einer einzelnen Träne erlaubte, in dem Regen auf meinem Gesicht zu verschwinden. „Ich werde frei sein.."

Kakuzu tätschelte meinen Rücken und sagte leise: „Wir müssen dich ins Ame bringen, sonst erkältest du dich."

Ich schniefte, löste mich von ihm und schaute ihm von unten in das vernarbte Gesicht. Seine kalten, grünen Augen waren unentwegt auf Genma geheftet, der stumm an Ort und Stelle verweilt war. Ich ahnte, was in ihm vorging und versuchte mich an beschwichtigenden Worten. „Kuzu, das.. Also das ist jetzt nicht.."

Endlich sah er mich an. „Alles gut, Perle. Wenn er dich glücklich macht, bin ich es auch." Er küsste mich seinerseits und es war ein komisches Gefühl, dass meine leicht geschwollenen Lippen, die noch nach Genmas Pfefferminzspeichel schmeckten, andere, schmalere, welche mit einer völlig anderen Bedeutung berührten. Obwohl ich ihm gegenüber immer eine gewisse Zuneigung empfunden hatte, fühlte ich mich gerade schmutzig. Kakuzu – wie ich mittlerweile wusste – Notaki, der Bill Butcher der Yakuza, ehemaliger Auftragskiller und wer wusste schon, was er heute war, hatte mich dabei erwischt, wie ich Genma Shiranui, einen äußerst fähigen und wahnsinnig gutaussehenden Polizisten Anfang dreißig, auf offener Straße geküsst hatte. Mich dünkte, er könnte in Wahrheit doch etwas dagegen haben. Kamen da etwa echte Vatergefühle in ihm hoch..? Ich lächelte ihn vorsichtig an und hoffte, er dachte jetzt nicht anders von mir als zuvor. In Bezug auf egal was. Er durfte mich nicht anders behandeln.

Schritte kamen näher und um die nächste Ecke trat Pain. An seinen Fersen, allesamt sichtlich erleichtert und ausgelassen, klebten ihm Kisame, Asuma, Gai und – ihn sprang ich direkt als nächstes an – Hidan. Er hob mich lachend hoch und drehte uns einmal herum. „Scheiße, Perle, das war das Krasseste, was ich je erlebt habe! Sorry, Kakuzu, natürlich vergesse ich nicht deinen Schwanz, ABER mit dem Adrenalinkick kann selbst dein Wunderknüppel nicht mithalten."

„Halt die Fresse, Hidan", knurrte Kakuzu entnervt.

„Leute, lasst uns nicht hier rumstehen, wir sind schon alle nass genug", warf Kisame ein, der von uns allen am größten und breitesten war und daher den meisten Regen abbekam. Erstaunlich, dass ein geübter Surfer wie er etwas gegen Wasser hatte.

Asuma ging sofort zu Genma und fing leise an, sich zu unterhalten. Ich hätte gerne gelauscht, aber ich fühlte mich in Hidans Achsel gerade pudelwohl, weil mir das knarzende Leder seiner Jacke und seine laute Stimme in meinem ohnehin brummenden Schädel versicherte, dass es ihm gut ging. Er hatte seine Rolle als Lockvogel sehr gut gemeistert. Klar, er hätte Iroha länger aufhalten können, doch dass er es überhaupt geschafft hatte, diesen Griesgram von Hurensohn abzulenken, war schon eine Kunst für sich. Ich drückte ihm dafür einen dankbaren Kuss auf die Wange. „Hidan", sagte ich in seine, wie ich den Gesichtern von Pain und Kisame entnehmen konnte, hundertsten Ausführung seiner Geschichte hinein.

be_my_ace [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt