The Wolf.

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Dienstag, 04. April 2017, mittags


Die Wanne in dem kleinen, gefliesten Raum war noch immer gefüllt mit dem Badewasser aus Melisse und Honig und kühlte allmählich ab. Sukunai träufelte sich Kokosöl auf die Hände und rieb damit meinen Rücken ein. Früher hatte ich gedacht, dieses Ritual war eine Art Reinigung oder Entspannung, heute wusste ich, dass die natürlichen Pflegemittel nur einem Zweck dienten: Meine Haut sollte geschmeidig sein und gut riechen, mehr nicht. Ich war eine lebendige Gummipuppe und entsprechend sollte ich auch rüberkommen. Die Vorbereitungen waren nicht für mein Wohl bestimmt, sondern einzig der Zufriedenheit der Männer.

Im Spiegel beobachtete ich meine Mutter, wie sie mit üblich gleichgültigem Gesichtsausdruck ihre Arbeit verrichtete und mich auf das Meeting vorbereitete, wie sie es seit Jahren tat. Manchmal glaubte ich, sie war innerlich bereits tot, zumindest hatte sie ihre eigene Maske perfektioniert. Wie Hiashi ein Meister in seinem Fach war, stand Sukunai ihm in nichts nach. Andere Frauen hätte es sicherlich verstört, ihre eigene Tochter, seit diese zwölf war, in eine Oiran zu verwandeln, damit sie von den Geschäftspartnern ihres Mannes missbraucht werden konnte, doch Sukunai nahm dies einfach so hin. Sie wehrte sich nicht gegen Hiashi und dessen Befehle, hatte sie noch nie getan, egal was er von ihr oder mir verlangte. Wenn ich über sie nachdachte, fragte ich mich jedes Mal, ob Hanabi und ich durch einen gewalttätigen Akt entstanden waren. Niemand stellte sich wohl gerne seine Eltern beim Sex vor, aber bei meinen war eine heiße, erotische Nacht mit knutschen und fummeln, wie ich sie mir mit King wünschte, noch unwahrscheinlicher als bei normalen Menschen. Mein Vater behandelte meine Mutter wie sein Eigentum. Da war keine Liebe oder sexuelle Anziehung zwischen ihnen. Ich hatte nie eine emotionale Verbindung zu meiner Mutter entwickeln können und für das, was sie alles zuließ, gehörte ihr mein tief verwurzelter Hass, doch dann wiederum dachte ich, dass keine Frau ein solches Leben verdient hatte, auch sie nicht.

Nur.. warum ließ sie all dies überhaupt zu? War Hiashi jemals anders gewesen als heutzutage? Sicherlich, wäre ich ein Junge gewesen, hätte er mich besser behandelt, trotzdem. Keine normal denkende Frau sah einfach weg, wenn der Vater so offen missbräuchlich war. Oder?

„Okaa-san?", fragte ich.

Sukunais braune Augen trafen meine silbernen in der Spiegelung. Ihr Blick war scharf, wie jedes Mal, wenn sie mich betrachtete. Aus ihren dunklen Iriden sprach die übliche Abneigung, obwohl ich nie verstanden hatte, warum sie mich so verabscheute.

„Hast du Vater je geliebt?"

Ihre Augen verengten sich. „Was redest du da, Hinata?"

Ich riss meinen Blick von meiner Mutter los. „Ich habe mich gefragt, warum Vater und du geheiratet habt."

Sukunai reckte den Kopf und fuhr mit der Massage fort. „Du verstehst solche Dinge nicht."

„Warum nicht?"

„Weil du zu jung bist."

ABER ALT GENUG, DAMIT ERWACHSENE MÄNNER MICH FICKEN?! Ich holte tief und zitternd Luft, um vor meiner Mutter nicht die Fassung zu verlieren. „Ich wüsste nur gerne, ob es Liebe war oder.."

Sie hielt inne, ihre öligen Hände an meinen Schulterblättern. „Oder?", hakte sie in spitzem Ton nach.

Kurz huschten meine Augen in ihr strenges Gesicht. „Oder.. Pflicht." Was tat ich hier eigentlich? Sukunai war Hiashi hörig, das sollte mir doch eigentlich klar sein. Scheiße. Dass King mir seine Liebe gestanden hatte, hatte mich weich gemacht. Jetzt dachte ich, jeder in meiner Umgebung hätte tief in sich drin einen weichen Kern.

be_my_ace [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt