Ascending.

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Die Fahrt verlief schweigsam. Je weiter wir uns vom Ame-Club entfernten, desto nüchterner und zugleich nervöser wurde ich. Ich war tatsächlich hier. Ich saß tatsächlich neben Madara in seinem Auto und wurde zu ihm gebracht. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Nur meine viel zu häufigen Seitenblicke hinüber zu dem Uchiha, der steif nach vorne schaute, noch immer diesen unansehnlichen Kotzfleck auf seinem Hemd tragend wie ein widerwärtiges Abzeichen meines Kontrollverlusts, bestätigte diese unglaubliche Vorstellung. Es war soweit. Ich gab mich ihm hin.

Wir erreichten ein vielstöckiges Gebäude mit schwarzen Gläsern. Hoch über uns, halb versteckt in dem sternenklaren Nachthimmel, leuchtete in intensivem Rot jenes verschnörkelte Symbol in die Dunkelheit, das die Krawattennadeln der Uchiha zierte. Ich hatte dieses Hochhaus oft genug gesehen, in den Nachrichten und auch ab und zu als Symbolbild für den Clan in den Unterlagen meines Vaters. Es war der Firmensitz der Uchiha Corporation, der als Deckmantel für die Akaiisan-kai fungierte genau wie es die Hyuuga Corporation für die Gin'nome-kai tat. Hier wurden die legalen Geschäfte beschlossen, die einen Bruchteil des Vermögens des Uchiha-Clans ausmachte. Es war die Höhle des Löwen. Zumindest würde Hiashi es so sehen. Für mich bedeutete dieser Ort Madaras Schwanz. Entsetzt schloss ich die Augen und trank den letzten Rest aus der Wasserflasche. Ich war eindeutig nicht ganz richtig im Kopf.

Fugaku lenkte den Wagen in eine gesicherte Tiefgarage und ließ Madara und mich direkt vor einem doppeltürigen Fahrstuhl aussteigen. „Mach für heute Feierabend, ich benötige deine Dienste nicht mehr", richtete sich Madara an Fugaku, der nickte und außer Sichtweite fuhr. Madara ging zu einem Tableau neben dem Lift, tippte dort eine PIN ein und die Türen öffneten sich. „Komm", sagte er und streckte mir die Hand entgegen.

Ich nahm sie, wenn auch zögerlich. Es fühlte sich so seltsam an, hier neben Madara in der sauberen, verspiegelten Kabine zu stehen, Madaras kühle Finger zwischen meinen zu fühlen und mit ihm hoch ins Penthouse zu fahren. Ich wusste immer noch nicht, ob das, was ich hier tat, wirklich richtig war. Eine gewisse Angst, wo sie vorhin noch durch den Alkohol betäubt worden war, machte sich in meinem Kopf breit und ich sah auf, um einen vorsichtigen Blick auf Madara zu erhaschen. Doch ich konnte mir jede Scheu ersparen. Er starrte mich in der Spiegelung der Tür an, schien nicht ein einziges Mal zu blinzeln. Da waren wir. Er mit dem Jackett über der Schulter, einem feuchten Fleck auf der Brust und wie immer elegant und dominant. Daneben stand ich in meinen absichtlich abgewrackten Klamotten mit den geröteten, schwarz geschminkten Augen und einer typischen Sauf-Bleiche im Gesicht. Wir gaben schon ein schrulliges Paar ab.

Doch Madara dachte anscheinend nicht so. Er drückte kurz meine Hand und lächelte, bevor der Lift anhielt und sich die Türen öffneten. Wir stiegen aus, gingen zu einer glatten, grauen Flügeltür und erneut gab er einen Code in ein Touchfeld ein. Das Schloss surrte, klickte unvermutet laut und Madara führte mich in den Flur, in dem automatisch eine kleine Lampe anging, ohne mich auch nur für eine Sekunde losgelassen zu haben. Dies tat er erst, als hinter uns die Tür leise zufiel und erneut ein massives Klacken zu hören war. Ich vermutete Panzerverriegelung.

In dem Genkan zog ich meine kaputten Chucks aus, die neben Madaras glänzenden Oxfords völlig deplatziert wirkten. Allgemein sah ich aus, als gehörte ich nicht hierher, was seltsamerweise meine Gefühle widerspiegelte. Das Penthouse war riesig, kostete mitsamt Einrichtung bestimmt mehrere Milliarden. Es hätte kalt und steril sein können, wie man es aus Filmen kannte und das eindeutig in das Klischee gepasst hätte, das Madara verkörperte, doch dem war nicht so. Direkt neben dem Eingangsbereich tat sich eine große Küche auf mit Kochinsel, einem freistehenden Kräuter- und Gewürzregal, einem kitschigen, wenn auch leeren Familienplaner an der Kühlschranktür, gemütlich aussehenden Barhockern vor einer Erhöhung an der Insel, die zusätzlich zu den Kräutern noch ein paar Kakteen als Begrünung hatte, und einem Teppichläufer mit blauen, roten und weißen Tupfern. Dasselbe Blau fand sich auch an den Schrankfronten wieder und neben dem Induktionsfeld, auf dem eine benutzte Pfanne stand, lag ein hölzernes Schneidbrett, auf dem noch Reste von Schnittlauch zu erkennen waren. Ja, kneif mich mal einer, hier lebte tatsächlich jemand!

be_my_ace [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt