Secret obsession of mine.

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Montag, 17. April 2017, morgens


Ich hatte gestern nach dem frühen Abendessen gar nicht gekotzt und fühlte mich schmutzig deswegen. Der Tag war ohnehin beschissen. Mein Körper hatte sich so sehr nach Schlaf gesehnt, dass ich nach Kous Weckruf am Morgen wieder eingenickt war und kurz vor dem Frühstück panisch von Hanabi wachgestupst wurde. Dadurch hatte ich kaum Zeit gehabt, mich herzurichten, hatte einen höchst seltenen Pickel auf meiner Stirn entdeckt – wurde bestimmt geboren aus Sperma, Schweiß und/oder einem fremden Shampoo – hatte mit viel zu zerzausten Haaren am Esstisch hocken müssen und wurde danach auch noch schmerzlich daran erinnert, dass Itachi mich ja gar nicht zur Uni begleiten würde, nachdem ich drei Minuten, bevor der Bus abfahren sollte, noch immer nicht das Klingeln an der Haustür gehört hatte. Also saß ich müde, unfrisiert, verpickelt, gestresst, missmutig und aufgebläht auf meinem Stammplatz in Hörsaal 41-B. Der Stuhl neben mir war leer und ich hasste es. Klar, ich hasste Itachi für sein kack Verhalten und seine unkommunikative Art und seine Eifersucht und einfach wegen allem, aber scheiße, ich vermisste ihn. Ich vermisste die Nähe zu ihm, seinen wachsamen Blick auf mir. Hiashi hatte gar nichts dazu gesagt, dass ich nach nur einer Woche schon wieder ohne Bodyguard unterwegs war. Offenbar war es ihm wirklich nicht um meine Sicherheit gegangen, sondern nur um dieses Spiel, das er mit Madara trieb. Die hatten Itachis Abzug sicherlich geklärt und ich war ja nicht wichtig, also warum mir etwas davon erzählen? Mein Vater konnte ja schließlich nicht ahnen, dass ich genau wusste, warum Itachi nicht mehr meinen Schatten spielen wollte, weil er nämlich ein missgünstiger, unreifer, besitzergreifender–

„Hey, Hinata", sagte eine bekannte Stimme hinter mir und holte mich aus meinen fluchenden Gedanken. Da stand Shino, wie immer mit seiner Elektroschock-Frisur, der Hipster-Sonnenbrille und dem tuntigen Turtleneck. Bei seinem Anblick wurde mir kurz etwas schlecht und das hatte nichts mit dem mittlerweile verdauten Hähnchen-Curry oder seinem seltsamen Charakter zu tun. Es war Schuld. Er würde es nie erfahren – hoffte ich zumindest –, aber ich hatte ihn in meine Welt hineingezogen. Nur dank Genma stand er überhaupt da und musterte mich durch seine Harry Potter-Brille für Coole. Hanabi hatte es mir aber auch angetan, dass ich auf einmal diesen Vergleich zog. „Oh.. Sh-Shino.. Hi.."

„Wo ist dein Großcousin?"

Ich japste leise. Natürlich. Erst erregte Itachi durch seine Anwesenheit unnötige Aufmerksamkeit, jetzt durch seine Abwesenheit. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich die Clique um Ino, die hereinspazierte und ebenfalls zu dem leeren Stuhl zu meiner Rechten sah. Im Gegensatz zu Shino allerdings wirkten sie und ihre Freundinnen deprimiert. Nicht, dass Shino sonderlich viel Mimik zeigte, er war ja ein ultra lässiger Typ und stand über solchen Dingen wie Emotionen, aber in seinen dunklen Augen hinter den dunklen Gläsern konnte ich erkennen, dass er es nicht gerade schade fand, dass Itachi weg war. „Er ist.. Er musste zurück nach Tokio", murmelte ich und knibbelte unter der Tischplatte an meinem Daumennagel herum.

„Mh", machte Shino in einem unterschwellig schadenfrohen Ton. „Macht es dir was aus, wenn ich wieder neben dir sitze?"

Meine pickelige Stirn legte sich bei dieser unerwarteten Frage leicht in Falten, was er wegen meines Ponys zum Glück nicht sehen konnte, doch ich nickte, ohne dass ich mich selbst hätte aufhalten können. Das hatte nun wirklich die Scheiße aus mir raus überrascht. Shino Aburame, der Unnahbare, der Seltsame, der komische Vogel mit dem Hauch von Desinfektionsmittel als Aura, wollte unbedingt neben mir sitzen. Warum? Es war ja nicht so, als hätten wir bisher so unfassbar viel Kontakt zueinander gehabt. Oder ahnte er etwa, dass ich ihn bei meinem Vater als Alibi-Freund genannt hatte, um nicht das Leben von – für ihn – fremden Männern zu riskieren? Quatsch. Das war selbst für meine Verhältnisse eine derart abstruse Idee, dass jemand wie Shino, dessen Realität unschuldig und nichtssagend war, nie auch nur darüber fantasieren würde.

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