A Fox off his mind.

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Montag, 17. April 2017, abends


Meine Füße trugen mich beinahe automatisch zu Itachis Wohnung. In Gedanken war ich gleichzeitig hier und ganz woanders. Als ich aus dem Fenster geklettert war, war ich mir noch so sicher gewesen, was ich da gerade tat, doch je näher ich der kleinen Seitenstraße kam, desto unruhiger wurde ich. Wäre Itachi überhaupt zu Hause? Und würde er mich sehen wollen nach unserer ruppigen Verabschiedung am Freitag?

Ich entschloss, mir über solche Wenns und Abers erst den Kopf zu zerbrechen, wenn sie tatsächlich eintrafen. Es brachte ohnehin nichts, machte mich nur nervöser als ich ohnehin schon war. Meine Hände zitterten leicht, als mein Zeigefinger über dem Klingelknopf schwebte, der zu Itachis Wohnung gehörte. Scheiße, da waren sie wieder. Die Wenns. Denn was wäre, wenn Itachi meine Stimme hörte und gar nicht erst öffnete?

Nach kurzem Zögern und einem Fitzel an schlechtem Gewissen klingelte ich bei der Person, die über Itachi lebte. Es knackte und die krächzende Stimme einer alten Frau drang aus dem Lautsprecher. „.. Ja bitte?" Natürlich musste sie alt sein. Am besten hatte ich sie auch noch aus dem Bett geklingelt. Fuck.

„Guten Abend, verzeihen Sie die späte Störung, aber ich habe mich ausgeschlossen und muss ins Treppenhaus, damit ich in meine Wohnung kann. Der Zweitschlüssel liegt unter der Fußmatte. Wäre es möglich, dass Sie mich reinlassen, Obaa-san?", flunkerte ich wild.

„Ach, Kindchen, natürlich, ich mach dir auf, warte." Es tat mir etwas weh, die Leichtgläubigkeit und Gutherzigkeit von Senioren für meine niederträchtigen Zwecke auszunutzen. Aber nach meinem freundlichen „Danke sehr" und dem Surren des Schlosses wuchs in mir eine Vorfreude, die jedes schlechte Gewissen niedertrampelte. Oben im zweiten Stock stellte ich zufrieden fest, dass unter meiner angepeilten Wohnungstür ein schmaler Lichtschein schimmerte. Also war Itachi da. Ich atmete tief durch, wappnete mich für alle möglichen Abers, zum Beispiel von ihm direkt wieder rausgeschmissen zu werden, und klingelte.

Mit rasendem Herzen beobachtete ich den Türschlitz. Ein leichter Schatten warf sich darauf, dann passierte zunächst gar nichts. Mein innerer Teufel rechnete in seinem Selbsthass schon damit, dass die Gestalt sich wieder entfernte und ich zurück zum Anwesen schleichen konnte, doch da öffnete sich die Tür und Itachi Uchiha stand vor mir. Er trug eine schwarze Jogginghose, ein dunkelgraues T-Shirt und eine Zahnbürste im Mundwinkel. Seine noch nassen Haare wellten sich nur leicht. Im Hintergrund dudelte ein Lied von Linkin Park. „Hinapa", nuschelte er an der Bürste vorbei, nahm sie aus dem Mund, zog sich Zahnpasta von der Unterlippe, schluckte, erschauderte kurz und fragte etwas deutlicher: „Was machst du denn hier?"

„Hi.. Äh.. Kann ich reinkommen?", fragte ich schüchtern. Jeder Funke an Selbstbewusstsein, der mich hergebracht hatte, war in eine einsame Ecke in meinem Verstand gekrochen. Ja, er stellte die wichtigen Fragen: Was machte ich eigentlich hier?!

Itachi hob verwundert die Augenbrauen. „Ja.. ähm.. klar doch." Er trat beiseite und ließ mich eintreten. Beim letzten Mal, als ich hier gewesen war, war es dunkel gewesen. Nun aber sah ich Itachis Wohnung in voller Pracht. Und ich musste sagen: Im Gegensatz zu Madara und genau wie Kakashi passte dieses Heim perfekt zu seinem Bewohner. Itachi lebte offenbar auf schmalem Fuß, doch nicht wie Kakashi, der in seiner Depression verloren war, auf irgendeine Weise verlottert. Die Wohnung war klein, aber sauber und ordentlich. Kein Geschirr stand auf der schmalen Küchenzeile, die zwei Stühle an dem winzigen Tisch waren geradegerückt und die Ecke des ausgerollten Futons, den ich hinter einer offenen Schiebetür aus Holz und Pergament erspähen konnte, machte den Eindruck eines Menschen, der morgens nach dem Aufstehen penibel alles zurechtzupfte. Neben dem Esstisch über einem kleinen, gemütlich aussehenden Sofa hing der Druck eines Ölgemäldes, das zwei violette Lilien in einer Glasvase zeigte. Ehrlich gesagt wirkte diese Wohnung etwas steril. Vielleicht mit Ausnahme des Bildes gab es hier keinerlei Dekoration oder offen zur Schau gestellten persönlichen Gegenstände. Im Grunde hätte jeder hier leben können und es würde mich nicht wundern, wenn noch jedes Möbelstück und auch das Bild exakt so war, wie Itachi es vom Vermieter übernommen hatte.

be_my_ace [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt