Freitag, 31. März 2017, nachmittags
Ich hatte immer ein gestörtes Verhältnis zu Sex. Aber so weit hatte ich es nie kommen lassen. Und doch war ich nun hier, riskierte den Groll meines Vaters für was genau..? Wenn ich wegen King zu spät kam, würde ich ihm das nie verzeihen, egal was für ein „Geschenk" er mir machen wollte. Scheiße. Sollte heute irgendetwas schiefgehen, bekam er mindestens einen wütenden Smiley oder sowas.
Eine dröhnende Durchsage hallte durch das Bahnhofsgelände und übertönte nur kläglich all das Stimmengewirr der Passagiere. Ich quetschte mich durch eine Gruppe von Touristen hindurch zu den Schließfächern und blieb nicht einmal stehen, als ich einem alten Mann auf den Fuß trat. Ich war ohnehin schon spät dran, da konnte ich es mir nicht erlauben, unnötige Höflichkeit vorzutäuschen. Sollten sie doch über mich denken, was sie wollten, ich musste dringend nach Hause. Bei den Schließfächern angekommen, ging ich zielstrebig zur Nummer 216. Damals hatte ich es noch suchen müssen, mittlerweile war ich oft genug hier gewesen, um es im Schlaf zu finden. Ich drehte das Rad, 7-5-3-9, und öffnete die schmale Metalltür. Auf dem Boden des Fachs lag ein recht kleiner, brauner Karton. Ich nahm ihn auf, kniete mich hin, um ihn in meiner Tasche zu verstauen, verriegelte das Schließfach wieder und hetzte zurück zum Ausgang des Bahnhofs. In zwei Minuten fuhr mein Bus, wenn ich den verpasste, war ich am Arsch. Doch ich hatte Glück. Auf meinem Rückweg rempelte ich zwar einen großen Typen im Anzug an, der mir noch empört etwas hinterherrief, aber ich erreichte die Haltestelle in exakt demselben Moment wie der Bus und so konnte ich mich schwer atmend auf einen freien Sitzplatz fallen lassen.
Ruhe, Hinata. Es funktionierte doch alles! Etwas genervt schüttelte ich den Kopf. King hatte sich aber auch den denkbar schlechtesten Tag für sein Last-Minute-Geschenk ausgesucht. Oder Hiashi hatte einfach geahnt, was für einen Stress es für mich bedeuten würde, wenn ich auf meinem Heimweg von der kleinen Willkommensfeier an der Uni „mal eben" noch zum Bahnhof wollte. Nicht, dass Hiashi von King oder diesem Schließfach wusste, andernfalls brauchte ich gar nicht mehr nach Hause kommen, doch mein Vater hatte immer so ein ungewöhnlich feines Gespür dafür, wie er mich unbeabsichtigt in eine Bredouille bringen konnte. Es war ätzend.
Nach einer kurzen Fahrt kam ich am Hyuuga-Anwesen an. Ich durchquerte das Eingangstor und den gepflegten Kiesgarten und betrat den kühlen Genkan. „Tadaima", murmelte ich und streifte mir die Schuhe ab. Aus der Küche drang ein leises Klirren. Tief seufzend, um meinen noch immer rasenden Puls zu beruhigen, ging ich den Flur hinunter zur zweiten Tür und lugte um die Ecke. Dort stand Sukunai und stellte, abwesend vor sich hin summend, einige Glasschüsseln mit allerlei Knabbereien und Salaten auf einen Rollwagen. „Hallo, Okaa-san", grüßte ich meine Mutter und riss sie damit aus ihrem Eifer. Sukunai hob den Blick, wischte ihre Hände an der Schürze sauber, obwohl diese sicherlich nicht einmal dreckig gewesen waren, und sagte schlicht: „Hinata. Geh dich umziehen, die Gäste kommen jeden Augenblick."
„Ja", nickte ich und wandte mich ab, während Sukunai weiterrödelte. Ich war keine zehn Schritte Richtung Treppe gegangen, da trat mir eine großgewachsene Gestalt in den Weg. Abrupt hielt ich an, verneigte mich und sagte leise: „Otoo-sama."
„Hinata", erwiderte Hiashi steif. Ansonsten zeigte er keinerlei Reaktion auf die Ankunft seiner Tochter, sondern marschierte in seinem wie üblich stolzen Schritt zum Wohnzimmer. Hey, Ignoranz war besser als die Reitgerte, also alles richtig gemacht. Das hieß nämlich, dass er heute mal nichts an mir zu bemängeln hatte. In Trippelschritten zum Erfolg.
Ich sah ihm aus dem Augenwinkel nach und konnte mir gerade noch eine verzerrte Fratze verkneifen, denn es schoben sich zwei bekannte Hausschuhe in mein Blickfeld. Ich behielt den Kopf einfach unten und sagte ebenso höflich wie zu meinem Vater: „Neji-oniisan." Er war zwar nicht mein Bruder, aber ich war trotzdem gezwungen, ihn wie einen anzusprechen.
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be_my_ace [18+]
FanficHinata ist die älteste Tochter des Hyuuga-Clans und als solche verbringt sie ihr Leben in Reichtum und Angst. Von ihr wird erwartet, jeden Tag perfekt zu sein und sich keinerlei Fehler zu erlauben. Mit ihren achtzehn Jahren hat sie dies auch bis in...