Freitag, 7. April 2017, vormittags
King und ich hatten seit zwei vollen Tagen keinen Kontakt zueinander gehabt. Es war schon öfter vorgekommen, dass wir teilweise eine ganze Woche nicht geschrieben hatten, doch in letzter Zeit waren diese Funkstillen rarer geworden und besonders diese fühlte sich nach der abrupten Verabschiedung am Dienstag höchst unschön an. Ich hatte einfach nicht den Mumm gehabt, my-desire zu öffnen aus Angst, er wäre nicht online – oder er wäre es doch und ich müsste mit ihm reden und dabei so tun, als würde es mich nicht stören, dass er nebenher andere Frauen traf. War ich für ihn nur eine von vielen? Er hatte mir geschrieben, dass er mich liebte, doch mittlerweile war ich mir nicht mehr sicher, ob dies auch stimmte. Ich hatte davon gehört, dass es Männer gab, die einer Frau Zuneigung vorgaukelten, um bei ihr Erfolg zu haben. War King einer dieser Wichser? War das seine Masche? War ich darauf hereingefallen? Zuvor hatte ich mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, ob unsere „Beziehung" exklusiv war. Natürlich, in meiner Position hatte ich die letzten Jahre über eh keine Alternativen gehabt, doch ich hatte nie daran gedacht, dass er ein normaler Mensch war, der vermutlich am Wochenende feiern ging, sich mit wechselnden Partnern vergnügte und seiner Sexualität freien Lauf lassen konnte. Es war ja nicht jeder so verstockt wie ich.
Da kam mir wie in nahezu jeder freien Minute der Kuss mit Madara in den Sinn und wie jedes Mal breitete sich bei dieser Erinnerung ein Kribbeln in meinem Bauch aus, das in meinen Brustkorb und meinen Unterleib strahlte. Es war mein allererster richtiger Kuss gewesen und Gott verdammt, hatte er sich gut angefühlt. In Madaras Augen war ich sicherlich viel zu unerfahren und schlecht gewesen, aber immerhin war es gut genug, dass er davon erregt gewesen war.
Wie ich so abwesend auf meinem Stuhl in Hörsaal 41-B saß, mit halbem Ohr Hatakes Vortrag lauschte und an das Whiteboard starrte, verknüpfte mein Gehirn auf einmal etwas, das ich zuvor nicht in Erwägung gezogen hatte. Und diese Erkenntnis riss mich aus meinem gedanklichen Tran. Ich nahm derart ruckartig meinen Kopf von der Hand, dass ich bemerkte, wie Shino mich überrascht von der Seite anglotzte. Ihm warf ich als Entschuldigung nur ein schmales Lächeln zu und schaute wieder nach vorn, ohne auch nur irgendetwas von meiner Umgebung mitzubekommen.
Eine Tatsache hatte sich aus meinem Gedächtnis gewühlt, der ich am Dienstag kaum Beachtung geschenkt hatte. Ich hatte sie schon wahrgenommen, aber sie war in all der Flut aus Details, die ich von Madara aufgesogen und noch immer nicht richtig verarbeitet hatte, wie ich jetzt feststellen konnte, einfach untergegangen. Madara Uchiha, der so vielschichtige Clan-Führer der Akaiisan-kai, hatte adrige Hände.. War er vielleicht King? Sein Timbre passte zu dem einen Mal, als ich Kings Stimme gehört hatte, und die Statur und die dunkle Kleidung würden ebenfalls hinhauen. Für einen Moment war ich aufgeregt, wollte schon aufspringen und nach Madara suchen, als zwei neue Tatsachen, die sich in mein Hirn drückten, meine aufkeimende Euphorie dämpften: Erstens wirkte Madara nicht wie der Typ Mensch, der beim Schreiben Smileys benutzte, und zweitens, und das war viel ausschlaggebender und wesentlich dämpfender als Nummer eins, war er mindestens dreißig und Hiashis Geschäftspartner. Nein, das waren beide keine anreizenden Eigenschaften.
Aus einer plötzlichen Neugierde heraus minimierte ich mein Schreibprogramm auf dem Laptop und öffnete den Browser. Nach einem kurzen Seitenblick zu Shino, der wieder nach vorn stierte, rückte ich meinen Laptop minimal schräg, damit er nicht sehen konnte, was ich im Begriff war zu tun. Oben in die Suchleiste tippte ich: ‚madara uchiha kyoto'. Zigtausende Treffer wurden mir angezeigt, viele davon behandelten die Akaiisan-kai, ihre blutige Vergangenheit, den Krieg zwischen unseren Clans, verschiedene Gerichtsverhandlungen bezüglich allerlei Delikte, und auch außerhalb des organisierten Verbrechens gab es viele Berichte über den Erfolg der Uchiha Corporation oder dekadente Hochzeiten von Clan-Mitgliedern. Es war wahrlich eine Masse, doch das kam nicht unerwartet. Verwundert war ich allerdings schon, als ich ein paar der Links öffnete und mir beim Überfliegen der Texte auffiel, dass Madara selbst in den wenigsten von ihnen überhaupt auftauchte. Einer oder zwei erwähnten ihn namentlich als den Kopf der Uchiha Corporation und Akaiisan-kai, doch in den meisten Fällen war er nicht einmal Teil des Berichts. Vermutlich ignorierte Google seinen Vornamen bei meiner Suchanfrage und spuckte mir einfach alles aus, was irgendwie im Zusammenhang mit ‚uchiha' und ‚kyoto' zu finden war.
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be_my_ace [18+]
FanficHinata ist die älteste Tochter des Hyuuga-Clans und als solche verbringt sie ihr Leben in Reichtum und Angst. Von ihr wird erwartet, jeden Tag perfekt zu sein und sich keinerlei Fehler zu erlauben. Mit ihren achtzehn Jahren hat sie dies auch bis in...