16. DU hast dein Versprechen nicht gehalten

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Am nächsten Tag

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Am nächsten Tag.

Am nächsten Morgen kam ich langsam die Treppe hinunter, die Müdigkeit noch in meinen Knochen.

Als ich die Küche betrat, stockte mir kurz der Atem. Barış lag auf dem Sofa, in einer Decke eingerollt, schlafend. Ich spürte, wie sich ein unruhiges Gefühl in meinem Magen ausbreitete. Ich dachte, er sei längst nach Hause gegangen. Warum war er die Nacht hiergeblieben?

Ich versuchte, mich nicht ablenken zu lassen und begann, das Frühstück vorzubereiten. Ich legte das Brot auf den Tisch, stellte die Teller bereit, als ich plötzlich spürte, wie zwei Arme mich von hinten umschlangen.

„Guten Morgen", flüsterte Enes an meinem Ohr, doch ich zuckte zusammen, bevor ich es überhaupt kontrollieren konnte. Mein Körper erstarrte, und ich fühlte, wie seine Arme sich um mich verkrampften. Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück, sichtlich genervt.

„Warum bist du immer so angespannt um mich herum?", fragte er gereizt.

Ich drehte mich zu ihm um. „Ich bin nur müde, Enes."

„Müde? Das ist immer deine Ausrede", knurrte er leise, sein Blick durchbohrte mich.

Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, hörten wir, wie sich Barış auf dem Sofa regte. Er streckte sich langsam und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen", murmelte er, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Ich wollte den Frühstückstisch verlassen, allein essen, um Abstand zu den beiden zu gewinnen. „Ich werde später essen. Ihr könnt anfangen", sagte ich leise, während ich in Richtung der Treppe deutete.

Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, hörte ich beide gleichzeitig sprechen:

„Nein, setz dich zu uns."

Barış und Enes hatten den Satz gleichzeitig ausgesprochen, doch Enes' Blick verfinsterte sich sofort. Ein Funke Eifersucht blitzte in seinen Augen auf, als er Barış lange anschaute, der versuchte, die Spannung mit einem Lächeln zu entschärfen.

Ich setzte mich widerwillig neben sie.

Nachdem ich kaum etwas gegessen hatte, räusperte ich mich und versuchte, die Worte herauszubringen, die ich die ganze Zeit auf der Zunge hatte. „Ich werde später ein bisschen rausgehen."

Enes' Augen verengten sich sofort. „Wohin? Wann kommst du zurück? Ist jemand dabei?"

Seine Fragen kamen schnell, wie Schüsse, die mich auf der Stelle festnagelten.

„Ich gehe nur ein bisschen spazieren. Vielleicht setze ich mich in ein Café. Allein", fügte ich hastig hinzu, als ich sah, dass er den Mund öffnen wollte, um weiterzufragen.

Barış, der bisher geschwiegen hatte, lehnte sich plötzlich vor und sah mich durchdringend an. „Bist du sicher, dass du ins Café gehst?", fragte er, seine Stimme schien harmlos, doch ich spürte den Unterton. Er hatte Verdacht geschöpft.

Ich wich seinem Blick aus und nickte. „Ja. Ich bin sicher."

Nun stand ich hier, vor dem Café, wo uns das Schicksal das erste Mal auseinandergerissen hatte. Und jetzt wird es ein zweites Mal geschehen – wieder hier, und wieder gegen meinen Willen.

Langsam, mit unsicheren Schritten, ging ich auf ihn zu. Er bemerkte mich sofort, und als unsere Blicke sich trafen, sah ich die Nervosität in seinen Augen.

„Y/n?" Seine Stimme war leise, fast flehend, während er mich tief ansah, als könnte er in meinen Augen lesen, was ich fühlte. Ich sagte nichts, und er versuchte verzweifelt, die Stille zu durchbrechen.

„Es tut mir leid. Lüften dinle beni, bitte hör mir zu. Selina ist nur die Schwester meines Freundes. Da war nie etwas zwischen uns."

„Was ändert das, Kenan?" Meine Stimme klang ruhig, doch die Enttäuschung war unüberhörbar. „Du hast mir klar gemacht, dass du uns aufgegeben hast. Dass du nicht stark genug bist, um gegen Enes anzukämpfen."

Er ließ seine Schultern sinken, sein Blick wurde leer. „Ja... das habe ich gesagt. Aber ich liebe dich, Y/n." Er griff nach meinen Händen, hielt sie fest, als könnte er mich so davon abhalten, ihn loszulassen. In seinen Augen war die Angst deutlich zu erkennen – die Angst, mich endgültig zu verlieren. Doch hatte er das nicht längst getan?

„Würdest du mich wirklich lieben, Kenan, würdest du nicht so leicht aufgeben", sagte ich leise, aber bestimmt. „Du würdest kämpfen. Ich weiß Enes hat dir weh getan, aber du weißt auch wie sehr Enes mir wehgetan hat, nicht nur ein paar Tage, sondern über eine lange Zeit. Und trotzdem habe ich dich nie aufgegeben."

Seine Augen verfinsterten sich, er schüttelte den Kopf. „Y/n, du verstehst es nicht. Du hattest keine andere Wahl. Du steckst in dieser Situation fest und musst einen Weg finden zu überleben oder zu fliehen. Aber für mich..."

Er stockte, unfähig, den Satz zu beenden. Ich sah ihn an, spürte die Last seiner Worte und beendete den Gedanken für ihn: „...für dich bedeutet es, entweder in Freiheit zu bleiben oder dich in mein Gefängnis hineinziehen zu lassen. Stimmt das?"

Er schloss kurz die Augen und seufzte schwer. „Es tut mir leid... das wollte ich nicht sagen. Ich brauche nur Zeit, verstehst du? Bitte, gib mir noch etwas Zeit."

Ich schüttelte langsam den Kopf, enttäuscht, aber nicht wütend. „Ich habe diese Zeit nicht, Kenan." Ich atmete tief ein, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. „Ich fliege übermorgen nach Spanien."

„Was?" Er sah mich entsetzt an, als ob ich ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. „Nein, du kannst nicht einfach weg! Ich brauche dich, Y/n..."

Ich lachte bitter, während mir eine Träne über die Wange lief. „Du brauchst mich nicht, Kenan."

Ich drehte mich um, um zu gehen, doch plötzlich packte er mich fest am Handgelenk. Sein Griff war verzweifelt, als ob er mich so noch bei sich halten könnte. „Geh nicht, Y/n. Bitte."

„Lass mich los." Meine Stimme war kalt, aber in mir tobte ein Sturm.

„Bitte", flüsterte er noch einmal, und ich sah in seinen Augen, dass er endlich begriff, was er verloren hatte.

„Sözünü sen tutmadın, du hast dein Versprechen nicht gehalten." flüsterte ich schließlich, während ich seine Hand von meiner löste.

Ich ließ ihn stehen, genau wie er mich stehen ließ – nur diesmal wusste ich, dass es endgültig war.

Noch etwas Geduld Freundeee

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