18. Ihn an meiner Seite

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Nach den zwei Wochen

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Nach den zwei Wochen.

„Y/n", sagte Enes leise, fast sanft, als er sich wieder zu mir kniete. „Du bist am Ende, das siehst du doch. Warum kämpfst du noch? Es hat keinen Sinn mehr. Du hast keine Wahl."

Ich wollte ihm widersprechen, doch kein Ton kam aus meiner Kehle. Stattdessen liefen die Tränen nun unaufhaltsam meine Wangen hinunter. Ich konnte nicht mehr. Der Kampf war aus mir herausgeschlagen worden, Stück für Stück, Tag für Tag.

„Ich...", stammelte ich schließlich, meine Stimme kaum hörbar, erstickt von Tränen.

Er wartete gespannt darauf, wie ich aufgab.

„Ich kann nicht mehr."

Enes lächelte zufrieden, als ob er diesen Moment genossen hatte. „Das habe ich mir gedacht", sagte er leise.

Seine starken Arme griffen unter meinen Körper, der kaum noch Kraft hatte, sich selbst zu halten. Mein Kopf lehnte schwer gegen seine Schulter, und obwohl ich mich innerlich dagegen sträubte, konnte ich nichts tun.

Die Luft in der Wohnung war deutlich wärmer und frischer als die stickige Kälte der Kammer. Enes trug mich durch den Flur und setzte mich schließlich sanft auf das weiche Sofa im Wohnzimmer ab.

„Hier bist du sicher", sagte er. Seine Augen musterten mich, während er sich über mich beugte. „Du wirst dich ausruhen, und wenn du bereit bist, werde ich dir sagen, was du tun musst."

Ich konnte nur stumm nicken, meine Kehle war wie zugeschnürt. Enes legte mir eine Decke über die Schultern, fast fürsorglich, doch ich konnte spüren, dass es nichts als Teil seines Spiels war. Er wollte mich brechen, und er wusste, dass er es fast geschafft hatte.

In den letzten zwei Tagen hatten die Männer, die Enes beauftragt hatte, mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Immer wieder fragte ich nach meinem Handy, wollte zumindest die Verbindung zur Außenwelt haben, doch die Antwort war jedes Mal ein scharfes „Nein".

Ich wusste, dass ich einen Weg finden musste, hier rauszukommen. Irgendwann gelang es mir, die Männer mit einer Ausrede aus dem Raum zu schicken. Meine Hände zitterten, als ich mich dem Fenster näherte. Es war meine einzige Chance. Ich öffnete es vorsichtig, versuchte so leise wie möglich zu sein, aber mein Herz raste so laut, dass ich dachte, es würde jeden Moment explodieren.

Plötzlich ging die Tür auf, und ich erstarrte. Ein Mann stand im Raum, einer der Bewacher. Ich hatte keine Chance. Mein Atem stockte, und ich wartete auf das Unvermeidliche – die Strafe dafür, dass ich es gewagt hatte, zu fliehen.

Aber dann sagte er leise: „Du bist bei mir sicher. Ich werde dir helfen."

Ich starrte ihn an, völlig verwirrt. „W-Was?"

„Ich rette dich", flüsterte er.

Mein Herz schlug schneller. Ich wollte es nicht aussprechen, aber tief in mir hoffte ich auf eine Antwort, die ich seit Tagen nicht mehr zu hören gewagt hatte. „Wer?", fragte ich, kaum hörbar. „Wer hat dich geschickt?"

„Kenan."

Ich spürte, wie meine Augen sich weiteten. Kenan. Er hatte mich nicht aufgegeben. Trotz allem, was er gesagt hatte, was ich gesagt hatte – er war immer noch da. Ein Lächeln zog über mein Gesicht, obwohl ich es kaum fassen konnte.

„Schnell", sagte der Mann. „Wir müssen leise sein." Gemeinsam kletterten wir aus dem Fenster. Meine Hände zitterten, meine Knie fühlten sich schwach an, aber ich wusste, dass das meine einzige Chance war.

Wir liefen durch die Dunkelheit, so leise und schnell wie möglich. Weiter weg stand ein Auto – Kenans Auto und der Mann führte mich direkt dorthin.

Als der Mann die Tür aufriss und ich ins Auto einstieg, trafen Kenans Augen mich sofort. Ich sah, wie seine Schultern vor Erleichterung sanken, als er mich endlich am Leben sah. Doch diese Erleichterung verwandelte sich blitzschnell in einen Ausdruck des Schocks und Entsetzens, als sein Blick über die blauen Flecken und Wunden an meinem Gesicht und meinem Körper wanderte. Seine Augen weiteten sich, und für einen Moment schien er den Atem anzuhalten.

„Y/n...Was hat er dir angetan?" Er griff sofort nach mir, als ob er die Schmerzen, die ich erlitten hatte, auf irgendeine Weise lindern könnte. Seine Hane zitterte, als sie sanft meine Wange berührte.

Ich legte meine zitternde Hand auf seine und schüttelte schwach den Kopf. „Mir geht es gut", flüsterte ich, obwohl wir beide wussten, dass das nicht stimmte. „Können wir bitte losfahren?"


Stille füllte den Wagen, nur das leise Summen des Motors war zu hören. Ich lehnte mich schwer gegen den Sitz, Kenan sprach nicht, und ich wusste, dass er wartete, bis wir sicher waren. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet, doch ich konnte die Spannung in ihm spüren.

Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, bog er in eine abgelegene Seitenstraße ein und hielt das Auto an. Für einen Moment saß er einfach nur da, die Hände immer noch fest um das Lenkrad geklammert. Dann atmete er tief durch und drehte sich zu mir um.

„Y/n..." Seine Stimme war rau, voller Emotionen. „Es tut mir leid."

„Du musst dich nicht entschuldigen", flüsterte ich schließlich, obwohl ich wusste, dass Worte das, was zwischen uns passiert war, nicht ändern konnten. „Danke... dass du mich rausgeholt hast."

Er senkte den Kopf. „Ich hätte dich nie allein lassen dürfen", sagte er. „Aber ich hatte Angst. Angst um dich..um mich."

Ich schluckte schwer, meine Hände zitterten immer noch. „Ich dachte, du wärst gegangen. Für immer." Nach diesem Satz konnte ich meine Tränen nicht mehr aufhalten.

Kenan sah mich endlich direkt an, seine Augen voller Schmerz und Reue. „Ich wollte nicht, dass du leidest. Aber ich wusste nicht, wie ich dich vor ihm beschützen sollte. Ich dachte, du wärst sicherer ohne mich. Doch als ich erfahren habe, was er dir angetan hat..." Seine Stimme brach ab, und er schüttelte den Kopf.

Ich sah ihn an, die Tränen standen mir wieder in den Augen. „Du hast mich gerettet", sagte ich leise, meine Stimme erstickte fast. „Das ist alles, was zählt."

Für einen Moment war alles still. Kenan streckte die Hand nach mir aus, und ohne zu zögern ergriff ich sie. Seine Berührung war warm, beruhigend. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich sicher.

„Ich werde dich beschützen, egal was kommt", versprach er leise.

Und obwohl die Angst noch immer in mir nagte, wusste ich, dass wir zusammen eine Chance hatten.

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