Surprise

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Jisung war fest auf der Couch eingeschlafen, erschöpft von den Einkäufen und dem ganzen Trubel des Tages. Die Sonne, die durch die Fenster der WG schien, hüllte das Wohnzimmer in ein warmes Licht, während die Geräusche von Felix in der Küche allmählich in den Hintergrund verschwanden. Für Jisung gab es in diesem Moment nichts Schöneres, als sich einfach kurz fallen zu lassen und die Welt für einen Augenblick zu vergessen.

Doch dieser Moment der Ruhe wurde abrupt unterbrochen, als Felix an seine Schulter tippte. „Jisung... hey, Jisung! Wach auf!" flüsterte Felix, bevor er schließlich lauter wurde. „Wir haben was vergessen!"

Mit einem leisen Murren öffnete Jisung langsam die Augen und blinzelte schläfrig zu Felix hoch, der über ihm stand und ungeduldig grinste. „Was... was ist los?" murmelte Jisung, noch nicht ganz wach.

„Die Kohle!" Felix lachte leicht. „Wir haben die Kohle für den Grill vergessen. Du musst nochmal los, bevor wir alles vorbereiten können."

Jisung stöhnte tief und drehte sich kurz zur Seite, bevor er sich aufrichtete und mit zerzausten Haaren und einem müden Blick Felix ansah. „Ernsthaft? Du hast an alles gedacht, nur nicht an die Kohle?"

„Hey, ich kann nicht alles im Kopf haben!" entgegnete Felix, immer noch mit einem frechen Grinsen im Gesicht. „Komm schon, es dauert nicht lange. Hol die Kohle, und ich bereite in der Zwischenzeit alles andere vor."

Jisung schüttelte leicht den Kopf, aber er konnte Felix nie wirklich böse sein. Also stand er schließlich auf, zog sich schnell ein frisches Shirt über und griff nach den Autoschlüsseln. „Okay, okay... ich fahr los. Aber das nächste Mal vergisst du nichts, verstanden?"

„Deal!" Felix zwinkerte ihm zu und schob ihn förmlich aus der Tür.

Wenige Minuten später saß Jisung im Auto, die Fenster heruntergekurbelt, um die frische Luft hereinzulassen. Die Straßen waren ruhig, die Sonne stand hoch am Himmel, und die leichte Brise, die ins Auto wehte, fühlte sich angenehm auf seiner Haut an. Er legte eine seiner Lieblings-Playlists ein und drehte die Lautstärke hoch.

Musik war schon immer eine Art Zuflucht für Jisung gewesen. Egal, wie stressig der Tag war oder was in seinem Kopf vorging – sobald er Musik hörte, fühlte er sich frei. Die vertrauten Töne und Melodien umhüllten ihn wie eine sanfte Umarmung. Und genau das war es, was er jetzt brauchte.

Während er durch die Straßen fuhr, den Verkehr und die Welt um sich herum ignorierte, ließ er sich von der Musik tragen. Er summte zuerst nur leise mit, aber schon nach kurzer Zeit stimmte er lauthals in den Song ein. Seine Stimme erfüllte das Auto, und er spürte, wie die Energie der Musik ihn mitriss. Jisung liebte es, einfach zu singen, ohne sich darum zu kümmern, wer zuhören könnte.

Mit jedem Song, der kam, schien er sich mehr in der Musik zu verlieren. Seine Finger trommelten auf dem Lenkrad, und er lächelte, während er die vertrauten Texte mitsang. Für einen Moment war alles perfekt – die Sonne, die Luft, die Musik – und Jisung fühlte sich so frei wie schon lange nicht mehr.

Der Wind fuhr ihm durch die Haare, während er weiter durch die Straßen fuhr, und er genoss jede Sekunde davon. Für diesen kurzen Moment konnte er alle Sorgen und Verpflichtungen hinter sich lassen und einfach nur im Rhythmus der Musik leben.

Jisung war vollkommen in die Musik vertieft, als er an einer roten Ampel hielt. Seine Stimme hallte noch im Auto wider, doch plötzlich überkam ihn das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Es war subtil, fast wie ein unsichtbares Ziehen, das ihn zwang, den Kopf zu drehen. Instinktiv hörte er auf zu singen und blickte nach rechts, in das Auto neben ihm.

Es war ein flüchtiger Augenblick, kaum mehr als eine Millisekunde, aber in dieser kurzen Zeit trafen sich ihre Blicke. Der Fahrer des Wagens neben ihm trug ebenfalls eine Maske, aber es waren wieder die Augen – dieselben Augen, die ihn im Supermarkt so durchdringend angesehen hatten. Jisung spürte, wie sein Herz einen Moment lang schneller schlug. **War das wirklich er? Der Fremde aus dem Supermarkt?** Die Augen hatten dasselbe Lächeln, denselben Ausdruck, als würden sie ihn erkennen.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt